Reisen

Jakobsweg (2022)

Etappe 1: Porto – Joudina (Gião)

Wir packten unsere Sachen zusammen, schnallten die Rucksäcke um und machten uns auf den Weg. Ab jetzt sollte dies unsere tägliche Routine werden: Früh morgens los, wandern und ankommen. In einem kleinen Lokal, welches ebenfalls von unseren AirBnB Hosts empfohlen wurde, machten wir noch kurz Halt um zu frühstücken. Dabei stießen wir auf eine gewisse Sprachbarriere. Ich spreche zwar Spanisch und konnte viele der portugiesischen Schilder dadurch lesen und verstehen, die portugiesische Aussprache ist jedoch eine Nummer für sich. Für mich klang nicht einmal annähernd irgendetwas so wie es geschrieben wurde und andersrum, wenn ich versuchte etwas zum Beispiel vom Menü abzulesen, dann sprach ich es so “spanisch” aus, dass mich niemand verstand. Leider konnte in dem Lokal niemand Englisch, sodass am Ende Google Translate die Retterin in der Not war. Nun konnte es also gut gestärkt wirklich losgehen. Der Jakobsweg gilt für viele als spirituelles Erlebnis oder als Möglichkeit der Selbstfindung. Auf den ersten Streckenabschnitt raus aus Porto trifft nichts davon auch nur annähernd zu. Man läuft mehr als die Hälfte des Tages eine Hauptstraße entlang durch ein Industriegebiet. Zwar gibt es einen Umweg, dieser führt jedoch an der Küste entlang, was zu dieser Jahreszeit (es war immerhin Februar) nicht empfohlen wird. So passierten wir wenig malerisch Fabrikhallen und Tankstellen während uns auf der Straße LKWs überholten. Nur langsam lichtete sich der Verkehr etwas und es wurde ruhiger.

Zu Mittag machten wir in einer Bäckerei Pause. Es war Valentinstag und so war alles voll von herzförmigen Kuchen und Törtchen. Wir waren jedoch eher auf was deftiges aus und so mussten wir die freundliche Verkäuferin leider enttäuschen, indem wir uns stattdessen beide wenig romantisch jeweils ein Schnitzelbrötchen bestellten. So langsam bräuchten wir auch unseren ersten Stempel für den Tag. Da ich gelesen habe, dass man die Stempel auch an Kirchen kriegt, machten wir Halt an der nächsten Kirche die wir passierten nur um zu sehen, dass sie geschlossen war. Neben der Kirche war ein Friedhof und ein alter Mann, der dort anscheinend als Friedhofswärter arbeitete und leider kein Wort Englisch konnte. Er kam auf uns zu um uns zu helfen. Mit Händen, Füßen und dem Herumwedeln unserer Pilgerpässe machten wir deutlich, dass wir auf der Suche nach Stempeln waren. Er wiederum zeigte uns mit Händen und Füßen, dass es hier zwar keine Stempel für uns gibt, unterwegs aber noch eine Gelegenheit kommen würde. Und tatsächlich behielt er recht, denn kurz darauf passierten wir ein Pilgercafé welches bereits mit Stempeln warb. Kurz darauf gab es sogar noch eine weitere kleine Station zum selber stempeln.

Kurz vor Schluss gab es schließlich eine Strecke, die als gefährlich (“degerous” (sic!)) ausgeschildert war. Das lag daran, dass die Strecke eine Hauptstraße entlang führte an der es aber keine Bürgersteige gab. Generell gab es immer weniger Bürgersteige je weiter wir uns von Porto entfernten, was jedoch nicht hieß, dass die Leute mit ihren Autos in irgendeiner Art und Weise vorsichtig fuhren. Wir entschieden uns dennoch für die angeblich gefährliche Strecke, da sich diese Strecke entlang nur 300 Meter weiter unsere Unterkunft befand.

Diese war keine öffentliche Herberge, sondern ein privates Gästehaus. Es war ein hübscher umgebauter Bauernhof mit zwei Katzen von denen eine recht dicklich war, weswegen wir uns fragten ob sie wohl schwanger sei. Die Besitzerin empfang uns herzlich und ja, sie konnte sogar Englisch! Sie erklärte uns, dass wir an dem Tag die einzigen Gäste waren und überhaupt erst die zweiten in diesem Jahr. Die ersten Gäste waren letztes Wochenende da in Form einer 7-köpfigen Gruppe aus Spanien. Da wir also bis auf das Personal alleine waren, waren auch alle Heizungen und das Warmwasser aus, weswegen die Unterkunft zunächst sehr kalt war. Dies änderte sich aber sehr schnell nachdem die Besitzerin alles angeschaltet hatte. Eigentlich wurde in der Unterkunft nur Frühstück angeboten, aber da ein Teil des Bauernhofs renoviert wurde, hatte die Besitzerin für die Bauarbeiter etwas zu Essen bestellt und bot uns an direkt für uns mitzubestellen, was wir dankend annahmen. Für 12€ pro Person bekamen wir eine Suppe, Fisch, Kartoffeln, Salat, Gebäck in Form von Brötchen und für Kevin noch ein Eis. Das war ein fairer Preis für so eine große Menge und zudem war es sehr lecker. Den Rest der Zeit ließen wir es ruhig angehen indem wir etwas entspannten und kurz im Innenhof mit einem alten Kicker gespielt haben während eine der Katzen uns interessiert beobachtete.

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