Reisen

Jakobsweg (2022)

Etappe 5: Ponte de Lima – Rubiães

Nach dem Aufstehen aßen wir in der Küche ein paar Kekse und eine am Vortag gepflückte Orange und machten uns auf den Weg. Nach kurzer Zeit holte Li uns bereits ein. Er grüßte uns bevor er uns überholte. Einige Zeit später erblickten wir ein Café, das erste und einzige für heute. Li saß bereits da und hat gerade seinen Kaffee fertig getrunken. Auch wir machten hier eine kleine Pause. Ich trank ebenfalls einen Kaffee und Kevin kaufte sich einen Muffin und eine Banane. Auch hier gab es wieder eine zutrauliche Katze, die sich um unsere Beine schmiegte. Kurze Zeit später kam auch Marinus am Café an. Auch er bestellte sich einen Kaffee und setzte sich auf einen der Plastikstühle. Wir unterhielten uns kurz und er zeigte uns seine neu hinzu gekommenen Zeichnungen. Hinten im Buch gab es ein paar Seiten für Kommentare und er bat uns darum doch bitte auch ein paar Zeilen in sein Buch zu schreiben, was wir natürlich sehr gerne taten. Als wir gerade dabei waren aufzustehen und loszulaufen kam auch noch ein Pärchen an, welches wir zuvor noch nicht gesehen hatten. Zumindest über einen Mangel an Kundschaft konnte sich das Café an dem Tag nicht beschweren.

Kurz nachdem wir los gelaufen sind kamen auch schon die ersten Regentropfen vom Himmel runter. Wir setzten unsere Regenponchos auf und kurze Zeit später marschierten wie durch strömenden Regen. Als wäre das nicht genug, war dies unsere einzige Bergetappe. Während uns also der Regen ins Gesicht peitschte quälten wir uns einen steilen Weg nach dem anderen hoch. Jedes Mal wenn wir dachten, dass wir es doch nun endlich geschafft haben sollten, erstreckte sich vor uns ein weiterer noch viel steilerer Pfad. Nach einer Weile wussten wir nicht mehr ob wir nass waren vom Regen oder vom Schweiß. Nach einer gefühlt endlosen Etappe mit konstant andauerndem Regen kamen wir endlich auf dem Berg an. Unsere Etappe endete hier jedoch nicht, denn auf dem Berg befand sich rein gar nichts. Es gab ein Gebäude, welches den Anschein eines Refugiums oder eines Cafés erweckte, jedoch war es abgeschlossen und komplett menschenleer. Also blieb uns nichts anderes übrig als weiter zu gehen und den Berg auf der anderen Seite wieder runter zu laufen. Natürlich fanden wir an dem Tag auch keine Möglichkeit zu Mittag zu essen. Die einzige Pilgerbar, die schon ein gutes Stück vorher in Form von Schildern angekündigt wurde, war geschlossen und so kamen wir ohne stärkende Mahlzeit komplett durchnässt in Rubiães an. Obwohl der Ort über mehrere Herbergen verfügte, hatte nur eine einzige geöffnet. Interessant war, dass es diesmal nicht die staatliche Herberge, sondern eine private war. Und so hatten Kevin und ich auch endlich wieder ein eigenes Zimmer. Wir zahlten sogar gerne den Aufpreis für ein eigenes Bad. Hier trafen wir auch Li wieder, der gerade vom Mittagessen zurück kam. Er schwärmte von dem leckeren Pilgermenü im Restaurant, welches ohnehin das einzige geöffnete Restaurant im Ort war. Also zogen wir uns schnell trockene Sachen an und gingen essen.

Li sollte Recht behalten, denn das Pilgermenü war wirklich super! Kevin bestellte sich als Hauptspeise Kalbsbraten und ich, der er mittlerweile nach frischem Gemüse dürstete, orderte einen absolut köstlichen Salat. Nach dem Essen wollten wir noch in den Supermarkt um unsere Vorräte etwas aufzustocken, doch leider war der nächste Supermarkt geschlossen. Ein weiterer Supermarkt war eine Viertelstunde Fußweg entfernt. Für Kevin, dem nach der Bergetappe ordentlich die Füße schmerzten, war dies etwas zu weit, also ging er zurück in die Unterkunft während ich noch einkaufen ging. Zurück in der Unterkunft kam dann das, worauf ich schon die ganze Zeit gewartet habe: Eine lange und vor allem heiße Dusche! Kevin ist in der Zwischenzeit in die Gemeinschaftsküche runter gegangen wo sich neben Li nun auch Marinus und das Pärchen von vorhin eingefunden haben. Nach meiner Dusche kam auch ich dazu und wir unterhielten uns alle lang und ausgiebig. Eines der Top Themen war dabei ein Zeitungsartikel aus Ponte de Lima über Marinus. Jemandem von den Lokalnachrichten war seine Zeichnung der Stadt aufgefallen und so gab es nun einen Artikel darüber:
https://www.noticiasaominuto.com/pais/1936187/obra-de-arte-em-tempo-recorde-peregrino-desenha-ponte-de-lima

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