Reisen

Japan (2019)

Hiroshima – Eine wunderschöne Stadt mit einer traurigen Vergangenheit

Shikoku verabschiedete sich gebührend von uns, indem wir in der Nähe des Bahnhofs Awa-Ikeda in einem kleinen Laden Bentos führ die Fahrt holten und die ältere Dame, offenbar die Chefin, und ihre jüngere Kollegin leider nur japanisch sprachen und auch unsere in Google Translate eingetippten Sätze nicht verstanden. Nach einer gefühlten Ewigkeit haben wir mit Händen und Füßen unsere Bestellung aufgegeben und saßen auf 2 Stühlen während die Damen unser Essen vorbereiteten und verpackten. Die Chefin kam irgendwann zu uns und redete noch einmal auf japanisch auf uns ein, bis auf “Gomenasai” (deutsch: Entschuldigung) und “Amerika?” verstanden wir aber nichts. Die letzte Frage konnten wir zumindest mit einem “Deutsu” (japanisch für Deutschland) beantworten, was die Chefin schwer beeindruckte. Mit unserem Essen bewaffnet machten wir uns auf zum Bahnhof. Während wir von Wakayama nach Shikoku die Fähre nehmen mussten, konnten wir nach Hiroshima mit dem Zug fahren, da es auf der Seite der Insel eine Brücke zur Hauptinsel gab.

Unsere Unterkunft war ein kleines Zimmer mit einem Etagenbett und einem Bad und befand sich sehr zentral fußläufig zum Friedenspark. So erblickten wir direkt auf dem Weg zur Unterkunft den berühmten Atomic Bomb Dome, die Ruinen eines der wenigen Gebäude, die den verherenden Atombombenabwurf über der Stadt am 06. August 1945 um 08:16 Uhr Ortszeit, was der Stadt zu einer traurigen Berühmtheit verholfen hat.
Heutzutage ist Hiroshima eine sehr junge Stadt von Flüssen durchzogen mit vielen Studierenden und unzähligen Fahrrädern. Von all den japanischen Großstädten, die wir gesehen haben, ist Hiroshima die wohl hübscheste.

Unseren ersten Tag verbrachten wir damit die unmittelbare Umgebung zu begutachten und eine noch fehlende Sache auf unserer Japan ToDo-Liste abzuhaken: Ein Tier-Café zu besuchen. In unserem Fall war das ein Eulen-Café. Da sich viele Leute aufgrund der Arbeits- und Wohnverhältnisse in Japan keine Haustiere erlauben können, gibt es Cafés, welche sich normalerweise auf eine bestimmte Tierart spezialisieren. Man zahlt Eintritt, kriegt normalerweise Getränke dazu und darf dann eines oder mehrere Tiere, je nach Tierart, streicheln. Der Klassiker unter den Tier-Cafés sind Katzen-Cafés, wo ich mich jedoch aufgrund meiner Katzenhaarallergie nicht rein getraut habe. Als wir also in der Nähe ein Eulen-Café gefunden haben, war uns schnell klar, dass wir es auf jeden Fall mal ausprobieren wollten. Drinnen herrschte ordentlich Betrieb, sodass wir etwas warten mussten. Endlich dran, wurde uns ein Platz zugewiesen und wir konnten die Eulen genauer betrachten. Diese befanden sich die Wand entlang der Reihe nach auf Stangen sitzend. Hinter jeder Eule befand sich ein Schild mit dem Namen und einer kurzen Beschreibung. Zusätzlich bekamen wir ein paar laminierte Blätter auf denen der Umgang mit den Eulen erklärt wurde und auf denen versichert wurde, dass die Eulen artgerecht gehalten werden, da sich anscheinend viele Leute beschweren, dass die Eulen den ganzen Tag auf den Stangen sitzen. Dies wurde damit begründet, dass Eulen generell tagsüber viel an einer Stelle sitzen und dass sie außerhalb der Öffnungszeiten in ein extra Gehäge mit einem Flugplatz kämen wo sie sich austoben konnten. Man merkte, dass die Besitzerin auf jeden Fall hinter ihren Tieren stand und sich große Mühe gab. Ob das Ganze nun artgerecht ist oder nicht sei dahin gestellt. Es gab zusätzlich noch Adler und Falken sowie Igel und ein Aquarium mit einer Wasserschildkröte. Auch hier sei wieder hingestellt, ob das Ganze nun artgerecht ist oder nicht. Tierschutz ist ja sowieso so eine Sache in Japan, man kann jedoch den Tier-Cafés zu Gute halten, dass sie Leute davon abhalten sich unüberlegt Haustiere zuzulegen. Während wir also die Infomaterialien lasen, beobachtete uns eine Eule namens Ibuki und tanzte die ganze Zeit auf der Stange. Als sich jeder von uns eine Eule zum auf-die-Hand-nehmen raussuchen sollte, habe ich kurz überlegt Ibuki zu nehmen, habe mich dann aber doch anders entschieden, da Ibuki zu den größeren Exemplaren gehörte und in den Infomaterialien empfohlen wurde nicht zu große Eulen zu nehmen wenn man noch unerfahren mit diesen Tieren ist. Also fiel meine Entscheidung auf Bisco, die so ein bisschen aussah wie ein Pinguin in Eulenform. Kevin entschied sich ebenfalls für ein kleineres Exemplar. Seine Eule hieß Queenie, wenn wir uns recht erinnern. Als erstes war ich dran. Die Inhaberin zog mir einen Handschuh an und setzte Bisco drauf. Im Anschluss breitete sie noch Handtücher auf meinen Beinen aus, falls doch mal ein Unglück passieren sollte, und erklärte mir wie man Eulen am besten streichelt. Von da an hatte ich etwas Zeit Bisco zu streicheln und aus der Nähe zu beobachten, was wirklich faszinierend war. Als nächstes war Kevin dran. Leider ist seiner Eule tatsächlich ein kleines Missgeschick passiert, was auch noch auf seinen Schuhen gelandet ist und was der Inhaberin ziemlich unangenehm war. Nichtsdestotrotz war auch Kevin mit seiner Eule sehr zufrieden. Später lasen wir, dass Kevins Eule sogar die am häufigsten ausgewählte Eule in dem Café war. Zusätzlich zum Eulen streicheln hatten wir auch noch den Aufpreis fürs Füttern bezahlt. Wir bekamen eine Pinzette und ein Schälchen mit Fleisch zusammen mit einer erneuten Erklärung und konnten nun umher gehen und Eulen unserer Wahl auf den Stangen füttern. Neben unseren zwei Wahl-Eulen bekam natürlich auch Ibuki eine Belohnung. Wir schauten uns noch ein letztes Mal um, machten Fotos und bedankten uns nochmal bei der Inhaberin, bevor wir das Eulen-Café wieder verließen.

Unser Abendessen holten wir uns in Okonimura, was auch als Okonomiyaki-Dorf bekannt ist. Okonomiyaki gab es ja bereits in Osaka. Auch in Hiroshima ist das eine Spezialität, jedoch werden sie hier etwas anders zubereitet. Während die Zutaten für Osaka-Okonomiyaki zu einem Pfannkuchen-artigen Zeit vermischt werden, werden sie in Hiroshima aufeinander gestapelt und zusätzlich kommt eine Schicht Nudeln hinzu. Unter Japanern gibt es eine seit Ewigkeiten andauernde Diskussion darüber welche Okonomiyaki die besseren sind. Tatsächlich ist der Vergleich schwierig, da sie sich doch erheblich unterscheiden, aber beide unglaublich lecker sind. Wir fanden die Osaka-Okonomiyaki ein klitzekleines bisschen besser, aber der Unterschied ist absolut minimal und man sollte auf jeden Fall beide Okonomiyaki Arten probieren. Okonimura war ein Gebäude, das nur aus winzigen Okonomiyaki Restaurants, die eigentlich nur Einbuchtungen mit einem großen Tisch mit Heizplatte waren, bestand. Wir suchten uns zwei freie Plätze und genossen unsere ersten Hiroshima-Okonomiyaki. Ein perfekter Start in unseren Hiroshima-Aufenthalt.

Friedenspark Hiroshima – Eine Stadt als Mahmnal für den Frieden

Am nächsten Tag ging es zum Friedenspark, dem wohl berühmtesten Ort Hiroshimas. Der Park ist in der Nähe des damaligen Epizentrums der Atombombe gelegen und beherbergt unter anderem den bereits genannten Atomic Bomb Dome. Der Friedenspark ist ein Ort der einen gleichzeitig erschüttert, einem andererseits aber auch Hoffnung auf die Zukunft gibt. So tummeln sich dort Friedensaktivisten, die Unterschriften für die atomare Abrüstung sammeln oder ähnliche Aktionen bewarben. In der Luft schwebte die ganze Zeit der Konsenz, dass sich so etwas wie hier nie wiederholen darf und so steht der ganze Park im Zeichen des Friedens. Passend dazu stehen überall verschiedene Mahnmale und Denkmäler die an bestimmte Opfergruppen erinnern, wie zum Beispiel ein Denkmal für die durch die Bombe ermordeten koreanischen Zwangsarbeiter, die zu der Zeit in der Stadt waren. Außerdem gibt es die sogenannte “Flamme des Friedens”, die erst erlöschen darf, wenn es keine Atomwaffen mehr auf der Welt gibt. Am Ende des Parks befindet sich das Friedensmuseum, das einer der Orte ist, die man sich unbedingt anschauen sollte, das einem aber gleichzeitig auch den ganzen Tag bedrückend macht. So ist es voll von Überbleibsel vom besagten Tag gepaart mit erschütternden Fotos, Fakten und Schicksalen. Das Museum war sehr voll, sodass es nur sehr langsam voran ging, was aber in Ordnung war, da man sich hier so oder so Zeit lassen sollte um in Ruhe die Infotexte zu lesen. Wir hatten Glück, denn an einigen Wochentagen gab es nach dem Museumsbesuch optional noch Vorträge von Überlebenden bzw. ihren Angehörigen, welche 1-2 Mal die Woche sogar auf Englisch angeboten wurden und genau so einem Vortrag konnten wir beiwohnen. Eine Frau erzählte dort die Geschichte ihrer Schwiegermutter, welche die Bombe als kleines Mädchen miterlebt hat und ihre Eltern dabei verloren hat. Untermalt wurde der Vortrag mit Zeichnungen des Geschehenen. Dies war ein unglaublich interessanter und erschütternder Vortrag und wenn man die Gelegenheit dazu hat, sollte man sich das auf keinen Fall entgehen lassen. Sichtlich bewegt liefen wir für den Rest des Tages durch die Innenstadt von Hiroshima.

Miyajima – Rehe, Schlangen, Hunde und (k)ein Tori

Am nächsten Tag bestiegen wir wieder eine Fähre, diesmal mit dem Ziel Miyajima, was übrigens der einzige Ort in Japan war an dem wir absolut keinen Handyempfang hatten. Hier gibt es gleich eine ganze Reihe an Sehenswürdigkeiten wovon die berühmteste wahrscheinlich der Itsukushima Schrein ist mit seinem roten im Wasser stehenden Tori. Leider wurde das besagte Tori gerade renoviert, sodass wir es nur hinter einem Baugerüst sehen konnten. Allerdings war der Schrein als solcher dennoch wirklich schön, da er zum Teil im Wasser gelegen war und man über Stege von einem Bereich zum nächsten ging. Eine weitere Attraktion sind die hier beheimateten Rehe. Wenn ich so an Rehe in Deutschland denke, so denke ich an elegante aber scheue Tiere, denen man mit Glück manchmal im Wald begegnen kann. Die Rehe von Miyajima waren das genaue Gegenteil hiervon. Sie waren überall und hatten überhaupt keine Angst vor Menschen. Ganz im Gegenteil, sie gingen sogar aktiv auf Menschen zu in der Hoffnung etwas essbares zu finden, wobei essbar hier recht breit definiert ist. So stahl ein diebischer Hirsch einem Mann, der gerade mit seinem Rollkoffer entlang lief, den Stadtplan aus der Seitentasche und fraß ihn direkt auf. Generell waren die Rehe wirklich überall, wodurch man aber auch gute Fotos mit ihnen machen konnte. Die dritte große Attraktion war der Berg Misen im Zentrum der Insel. Hier entbrannte eine Diskussion zwischen Kevin und mir. So hat man zwei Möglichkeiten den Berg zu erklimmen: Zu Fuß oder über eine Seilbahn. Während ich natürlich zu Fuß hoch wollte, plädierte Kevin für die Seilbahn. Letztendlich einigten wir uns darauf mit der Seilbahn hoch zu fahren und zu Fuß wieder runter zu laufen. Das war im Nachhinein sogar ein wirklich guter Kompromis, da der Berg größer war als gedacht und man von der Seilbahn aus sogar eine echt schöne Aussicht über die Insel hat. Von der oberen Seilbahnstation aus waren es nochmal ca. 30min Fußweg bis zum eigentlichen Gipfel. Unterwegs passierte man nochmal mehrere Schreine von denen der größte unter ihnen ein ganz besonderer war. Dabei handelt es sich um das Yumi Katsura Lover’s Sanctuary, also einem Liebesschrein, wo unter anderem neu vermählte Paare für eine glückliche Ehe beteten. Was für ein Zufall, dass wir da also ebenfalls als frisch vermähltes Paar waren 😉
Somit kauften wir bei einem der Mönche ein Gebetsplättchen auf dessen Rückseite wir unsere Wünsche für eine glückliche Ehe niederschrieben und es dann in der Haupthalle aufhingen.

Am Gipfel angekommen gab es eine Aussichtsplattform, wo wir uns kurz ausruhten und Fotos machten bevor es wieder runter ging. Der Wanderweg runter war wirklich sehr schön. So führte er einmal quer durch die schöne Landschaft dieses Berges. Hinter jeder Kurve fand man entweder schöne Steinformationen, versteckte Buddha-Figuren oder kleine Wasserfälle. Für manche beunruhigend waren wahrscheinlich die zahlreichen Warnschilder, die einen vor Mamushi, einer hochgiftigen Schlangenart, warnten. Zugegeben sind Begegnungen mit Mamushi eher selten, weswegen wir auch nicht sonderlich Angst hatten. Einmal huschte tatsächlich etwas durch den Busch, es hätte aber auch genau so gut eine Eidechse sein können. Schließlich endete der Weg bei einem weiteren Tempel, namens Daisho-in, mit einem wirklich schönen Garten. Unten angekommen suchten wir eines der zahlreichen Restaurants auf um zu Mittag zu essen. Während Kevin sich wieder sein geliebtes Curry bestellt, probierte ich gegrillten Aal auf Reis, was mal wieder sehr lecker war.

Unser letzter Halt war ein erneutes Tier-Café. So gab es in der Nähe der Fähranlegestelle ein Mame Shiba Café. Mame Shiba sind eine kleinere Ausführung der japanischen Hunderasse Shiba Inu, welche Kevins Lieblingshunderasse ist. Nach unseren Abenteuern im Eulen-Café am Vortag wollten wir diesem Café nun auch einen Besuch abstatten. Leider war dies das enttäuschendste Tier-Café, welches wir in Japan gesehen haben. Die Hunde wurden alles andere als artgerecht gehalten. So liefen sie die ganze Zeit durch den Raum und versuchten irgendwie den Menschen aus dem Weg zu gehen. Anstatt die Hunde regelmäßig raus zu lassen oder mit ihnen spazieren zu gehen, hatten sie für ihre Notdurf Käfige mit Saugmatten, die ähnlich funktionieren sollten wie Katzenklos. Da Hunde aber nunmal keine Katzen sind, klappte das natürlich nicht, sodass die Mitarbeiter*innen immer wieder etwas aufwischen mussten. Alles in allem hatte ich zugegeben schon Mitleid mit den süßen kleinen Hunden, denn im Gegensatz zum Eulen-Café, wo die Inhaberin vielleicht auch nicht alles perfekt machte, aber merklich hinter ihren Tieren stand, hatte das Wohlergehen der Hunde hier wohl nicht oberste Priorität.

Eindrücke aus Hiroshima

Am nächsten Tag schnappten wir uns zwei Leihräder und fuhren zunächst einmal zur Burg Hiroshima. Natürlich wurde auch die Burg bei dem verherenden Atombombenabwurf zerstört, doch man hat sie wieder aufgebaut und drinnen befindet sich ein recht hübsches Museum, das ähnlich aufgebaut ist wie die bereits besuchten Museen in japanischen Burgen. Auf dem Turm hat man eine sehr schöne Aussicht über die Stadt. Außerdem befindet sich dort ein Automat an dem man sich Münzen mit einem eigenen Text stanzen lassen kann. Kevin kam auf die Idee eine Münze mit unseren Namen und unserem Hochzeitsdatum zu erstellen. Es stellte sich heraus, dass das gar nicht so einfach war, da der Münzautomat nicht nur bei jedem Tastendruck einen absolut fürchterlichen und lauten Ton von sich gab, sondern die Positionierung des Textes auch noch ziemlich kompliziert war. Letztendlich haben wir es aber doch geschafft und haben nun ein hübsches kleines Andenken an unsere Hochzeitsreise. Zusätzlich gibt es noch einen schönen Schlossgarten mit einem Graben mit Kois und sogar mit Wasserschildkröten.

Als nächstes radelten wir weiter zum Bahnhof um von da den Futabayama, einen kleinen Berg direkt neben dem Bahnhof, zu erklimmen. Zu Beginn des Aufstiegs passierte man einen hübschen Schrein. Danach geht es eine ganze Weile bergauf an einem Friedhof vorbei. Am Gipfel erwartet einen dann die sogenannte Friedenspagode. Dabei handelt es sich um ein buddhistisches Monument aus Metall in dem etwas von der Asche Buddhas aufbewahrt wird. Auch wenn man die Friedenspagode bei der Ankunft in Hiroshima vom Bahnhof aus bereits sehen kann, war außer uns niemand da und es wird in vielen Reiseführern unterschlagen, was schade ist, da es ein schöner Weg dorthin ist und man mit einer erneuten schönen Aussicht belohnt wird. Eine der vielen Kleinigkeiten, die in Japan selbstverständlich erscheinen, die man aber doch zu schätzen weiß, war, dass es selbst oben bei der Friedenspagode noch eine kostenlose öffentliche Toilette gab. Was die weltlichen Bedürfnisse angeht, muss man sich in Japan wirklich keine Sorgen machen 😉
Zurück am Bahnhof bekamen wir im ersten Moment einen riesen Schrecken. Unsere Fahrräder waren weg! Zugegeben haben wir sie auch nicht angekettet, aber da es in Japan so gut wie gar keine Kleinkriminalität gibt, ist das normalerweise auch nicht nötig. Im nächsten Moment fingen wir jedoch erleichtert an zu grinsen. So hat man unsere Fahrräder natürlich nicht geklaut. Stattdessen hat jemand sie zusammen mit anderen Fahrrädern ordentlich in einer Reihe aufgestellt. Typisch Japan 🙂

Schließlich ging es noch etwas in die Innenstadt Hiroshimas. Während wir an den Geschäften entlang spazierten, drückte uns jemand einen Flyer in die Hand: Japanisches Bogenschießen. Es war nicht wirklich teuer und Zeit hatten wir gerade auch, also beschlossen wir es doch mal auszuprobieren. Das “Studio” befand sich in einem der oberen Stockwerke eines der Gebäude in der Haupteinkaufsstraße und war recht klein. So kam es, dass wir noch etwas warten mussten, da noch jemand anderes sich am Bogenschießen ausprobierte. Natürlich war das ganze hauptsächlich für Touristen, aber interessant war es trotzdem. Der Mitarbeiter hatte sehr viel Ahnung von dem Sport und versuchte und nach bestem Wissen und Gewissen alles zu erklären. Zwecks lückenhafter Englischkenntnisse sprach er jedes Mal in ein kleines Gerät, welches die Sätze vom Japanischen ins Englische und zurück übersetzte. Wollten wir etwas sagen, so hielt er uns das Gerät hin und hörte sich dann die Übersetzung an bevor er seine Antwort wieder rein sprach und uns vorspielte. Das klappte tatsächlich erstaunlich gut. Das Bogenschießen an sich war natürlich deutlich schwieriger als es aussah und am Ende stellte sich Kevin ein bisschen besser an als ich. Alles in allem war es aber ein schöner Zeitvertreib, den ich guten Gewissens weiter empfehlen kann.

Die Geschichte wie wir mit japanischen Geschäftsmännern auf unsere Ehe anstießen

Am Abend besuchten wir Sankanou, ein kleines Okonomiyaki-Restaurant dessen Besitzer laut Wikitravel ein großer Manga-Fan sei. Zwar waren wir an dem Tag schon einmal zur Mittagszeit da, aber da standen wir vor verschlossenen Türen und man erklärte uns, dass nur Abends geöffnet sei. Nun waren wir also zur richtigen Tageszeit da und betraten das Restaurant. Dabei handelte es sich um ein kleines Izakaya, eine Art japanischer Pub. Die vielleicht 15 qm große Ladenfläche bestand aus einem großen Tisch mit der bekannten Kochplatte und einem Fernseher, der an der Wand hing und auf dem gerade Fußball lief. Ein Großteil der Plätze war bereits mit typischen japanischen Geschäftmännern belegt. Wir setzten uns auf zwei noch freie Plätze und kurz nachher betrat noch eine junge Frau, die sich als Koreanerin herausstellte, den Laden. Der Besitzer und eine weitere Frau, die ihm aushalf, nahmen unsere Bestellungen auf und fingen sogleich an auf der Kochplatte vor uns unsere Okonomiyaki vorzubereiten. Bei den Geschäftmännern floss bereits das Bier und entsprechend lustig war die Stimmung. Zwecks Sprachbarriere und zwecks offensichtlichem ausländischem Aussehen waren wir es gewohnt, dass man uns gegenüber häufig etwas distanzierter war. Dem war hier tatsächlich nicht so. Der Besitzer und seine Mitarbeiterin konnten recht gut Englisch und machten Scherze bei unserer Bestellung und fragten uns über alles mögliche aus, beginnend natürlich damit wo wir herkommen. Jede unserer Antworten wurde laut für alle anderen Gäste übersetzt, was häufig mit einem typisch japanischem “Aaah” oder “Oooh” kommentiert wurde. Einige der Geschäftsmänner versuchten auch direkt in leicht gebrochenem Englisch mit uns zu reden. So waren wir von vorne herein integriert und teil der Gemeinschaft, was vor allem in Japan etwas ganz besonderes ist. Der Höhepunkt war aber natürlich als wir erklärten, dass das hier unsere Flitterwochen seien. Sofort hebten alle Geschäftsmänner ihre Gläser und wir stießen mit sämtlichen Leuten in diesem Laden auf unsere Ehe an. Das einzige war jetzt noch fehlt ist die Erwähnung, dass die Okonomiyaki natürlich auch unglaublich lecker waren 😉

Seiten: 1 2 3 4 5 6 7