Reisen

Polen (2021)

Pszczyna, Nikiszowiec und Gliwice

Der erste volle Reisetag in Polen fing recht gemütlich an. Nathalie ist früh sofort aufgebrochen, um sich bei einem nahegelegenen Spiel- und Trainingsplatz auszupowern. Ich hingegen habe gelesen. Nach dem Frühstück haben wir geschaut, ob eine Führung mit Boot in einer Mine möglich ist, aber sowohl die Preise als auch die Termine haben sich als sehr ungünstig erwiesen. Daher entschieden wir uns für Plan B und fuhren zu einem relativ nahegelegenen Wisentengehege in Pszczyna. Dieses Vorhaben hatten wir auch schon länger ins Auge gefasst, weil wir bei unserem letzten Kurzurlaub an der polnischen Ostsee das Wisentengehege leider nicht besuchen konnten (es war damals an dem Tag geschlossen). Nathalies Onkel gab uns am Tag zuvor noch die Koordinaten für Parkplätze bei dieser und anderen Sehenswürdigkeiten und so sind wir noch vor dem Mittagessen aufgebrochen. Wir hatten ausgemacht noch andere Orte zu besuchen, wenn auch Onkel Darek wieder nach der Arbeit zurück kommt.

Nach kurzer Fahrt kamen wir in Pszczyna an, aber leider kamen wir nicht bis zum Parkplatz vor dem Wisentengehege. Ein Polizeiauto hatte die letzte Ausfahrt kurz vor der Attraktion versperrt. Wir wussten nicht warum und mussten deshalb umkehren. Ähnlich wie viele andere Gäste, die zu dem Gehege wollten, haben wir dann auf einem Parkplatz eines nahegelegenen Supermarkts geparkt (Da Sonntag war und der Supermarkt also ohnehin geschlossen hofften wir einfach mal dass das so erlaubt war, zumal das zahlreiche andere Leute auch so gemacht hatten). Die Straßensperre schien recht sinnlos zu sein, weil der Polizeibeamte kaum Auskunft gab und sich die meisten Autos doch danach einfach an dem Polizeiwagen vorbei schlichen. Erst später am Tag sollten wir erfahren, welchen Sinn diese Sperre wohl hatte.

Zu Fuß am Gehege angekommen, haben wir gemerkt, dass das Gehege nur ein kleiner Teil eines großen Parks ist. Schilder zeigten, dass man Strecken von über 7km um den Park drum rum gehen kann. Da es meinem Fuß aber noch nicht viel besser ging, sollte es bei dem Spaziergang zum Gehege selber bleiben.

Das Wisentengehege ist recht klein und überschaubar angelegt. In der Mitte gibt es eine Holzhütte mit jeder Menge ausgestopfter Tiere. Drumherum gibt es einen Weg mit verschiedenen angrenzenden Kleingehegen mit verschiedenen Tieren wie Eseln, Rehen, Füchsen und natürlich den Wisenten. Die einzigen freilaufenden Tiere waren Pfauen, die entweder auf den Gehwegen waren oder in die anderen Tiergehege rein- und rausgesprungen sind. Wir haben von so gut wie jedem der Tiere Fotos gemacht und als wir die Attraktion verlassen wollten, haben wir uns beim Souvenir-Shop noch ein kleines Wisenten-Plüschie (Name: Bully Mc Bull) und schlesische Apfel-Zimt-Bonbons gekauft, die sich als extrem lecker heraus stellten und wirklich nur in dieser Region erhältlich sind.

Nach dem Gehege sind wir in die Innenstadt von Pszczyna gefahren und hier fiel uns auch direkt auf, wie überfüllt die Innenstadt war und man kaum einen Parkplatz finden konnte. Erneut war die letzte Ausfahrt vor dem von Onkel Darek angegebenen Parkplatz von einem Polizeiwagen blockiert. Nach einer Weile haben wir aber einen anderen kostenlosen Parkplatz gefunden, in der Nähe von Imbissen und Schlammgruben. Als wir in nur wenigen Minuten im Stadtkern angekommen sind, wurde uns auch klar, warum es so viele Straßensperren in der Stadt gab: Es fand ein Radrennen statt, welches durch die Innenstadt über den Markt ging und für welches viele kleine Attraktionen aufgebaut waren. Unser Ziel war aber das Stadtschloss, wo wir ein erneutes mal überrascht wurden.

Auf der Wiese vor dem Stadtschloss fand ein Street Food Festival statt. Solche Veranstaltungen kannten wir bereits aus Weimar, wo sie (vor Corona) häufiger mal stattfanden und “Fast Food” aus allen möglichen Ländern präsentierten. Es traf sich also ganz gut, weil wir eh hier in der Stadt etwas kleineres Essen wollten (großes Essen gab es ja wieder am Abend), sodass wir uns bei den Ständen etwas aussuchen konnten. Die Auswahl war zwar nicht so groß, wie bei vergleichbaren Street Food Festivals, dennoch konnten wir uns was feines raussuchen. Wir nahmen 12 Dim Sum, chinesische Teigtaschen, die wir zwischen uns teilten.

Danach gingen wir zurück in die Innenstadt. Hier gab es eine Allee mit vielen Regenschirmen, die über den Gaststätten hingen. Obwohl wir noch Eis essen und Kaffee trinken wollten, war es uns hier aber zu voll, weswegen wir weitergingen. Dies war auch deswegen wohl die bessere Entscheidung, weil nur wenige Sekunden später eine Feuerwehrsirene zu hören war. Ein großer Feuerwehrtruck kam von der Fahrradrennbahn über den Marktplatz und wollte genau in diese Allee reinfahren. Es mussten also viele Stühle und Tische zur Seite geräumt werden. Wir sind aber weitergegangen und haben auf dem Weg zurück zum Auto bei einer Bäckerei halt gemacht, wo Nathalie von einer jungen Angestellten, die wohl gerade ihren ersten Arbeitstag hatte und in alles von ihrer Kollegin eingeführt wurde, einen Latte Macchiato serviert bekam während ich mir ein Eis aus den in Polen sehr beliebten Waldheidelbeeren geholt habe.

Wieder zurück in Zabrze haben wir am Abend das richtige Mittagessen gegessen und sind danach mit Onkel Darek erneut aufgebrochen.

Zuerst waren wir in Nikiszowiec (dt. Nickischschacht) – eine historische Arbeitersiedlung, die in Kattowitz liegt. Das besondere an dieser Siedlung ist, dass sie praktisch abgetrennt von der Hauptstadt liegt und mit Wohnungen, Kirche und Läden eine eigene kleine Stadt bildet, bei der die damaligen Bergleute und deren Familien in einem Komplex leben konnten. Für den Stadtteil markant sind die roten Ziegelsteinen, aus denen alle Gebäude bestehen. Die Siedlung wurde Anfang des 20. Jahrhunderts gebaut und war recht modern und einzigartig in ihrer Struktur. Heutzutage leben dort alle möglichen Familien, die natürlich nicht mehr an diese Arbeit gebunden sind, aber der Stadtteil gilt bis heute als kulturträchtig. Tatsächlich kommt auch Nathalies Großvater väterlicherseits von hier, was wir aber erst später erfahren haben.

Der nächste größere Halt war die Stadt Gliwice (dt. Gleiwitz). Hier waren wir zuerst in Rynek, also dem Marktring, von Gliwice und haben dort Eis gegessen beziehungsweise Nathalie hat sich einen Tee bestellt. In der Mitte des Platzes befindet sich das hübsche weiße Rathaus der Stadt. Danach sind wir, als es schon langsam dunkel wurde, zur Kathedrale St. Peter und Paul gefahren. Hier fand gerade ein Gottesdienst statt, weswegen wir nicht direkt in das Gebäude rein konnten, aber wir haben uns noch die Umgebung angeschaut. Kurz darauf ging es dann auch wieder zurück nach Zabrze, wo wir nach kurzer Zeit ins Bett gefallen sind.

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