Reisen

Skandinavien (2021): Von Thüringen zum Nordkap und zurück

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Das ländliche Schweden

Blaikfjället Nationalpark

In einem der Momente, in denen wir uns unterwegs mit einem W-Lan Netz verbinden konnten, habe ich eine Karte mit Wanderwegen im nahe gelegenen Blaikfjället Nationalpark heruntergeladen. Dort gab es einen Rundwanderweg namens Sumpskogsstigen, den wir laufen wollten. Der Weg zum Start war bereits mehr als abenteuerlich. Wir bogen von der normalen Straße auf einen Schotterweg ab, der kein Ende nehmen wollte und an manchen Stellen eher dem Sani Pass in Drakensberg ähnelte, was die Beschaffenheit der Straße angeht. Zwischen hohen Fichten zog sich die Straße und außer uns gab es keine Menschenseele weit und breit. Bald schien es so, als hätten wir jegliche Bande zur Außenwelt verloren, während wir Schlagloch um Schlagloch tiefer in den Nationalpark fuhren. Schließlich ging es einen viel zu holprigen Weg bergauf und da hörte die Straße auch schon auf und zwar genau da wo der Wanderweg anfing. Und nicht nur das, hier gab es sogar Spuren von Zivilisation. Nein, Menschen sahen wir noch immer keine, aber auf einmal gab es Wegweiser, Infotafeln und ein Häuschen welches aber geschlossen war. Auf den leicht heruntergekommenen Wegweisern konnten wir das Wort “Sumpskogsstigen” erkennen. Auch wenn es sich die Fahrt über nicht so angefühlt hatte: Hier waren wir goldrichtig.

Der Weg fing recht vielversprechend an. So gab es tatsächlich ausreichend Wegweiser, sodass wir uns nie verloren vorkamen und häufig gab es Bretter auf dem Boden, sodass man auch an unebenen Stellen stets sicher unterwegs war. Es gab jedoch ein Problem. Nicht nur heute war kein Mensch weit und breit zu sehen, auch in letzter Zeit hat sich wohl niemand hierhin verirrt. So waren die Bretter häufig mit Gestrüpp und Farnen überwuchert, durch die wir uns durchkämpfen mussten. Zudem war es so matschig, dass wir manchmal zusammen mit dem Brett auf dem wir gerade standen im Schlamm versunken sind. Und dennoch war es ein malerischer Wanderweg, dessen Abgelegenheit und Verlassenheit seinen ganz eigenen Charme hatte. So kämpften wir uns tapfer weiter durch die Natur Schwedens. Für diesen Kampf wurden wir reich entlohnt. Ein Stückchen ging es bergauf und im nächsten Moment standen wir auf einem Hügel umgeben von knöchelhohen Sträuchern mit Beeren, von denen ich direkt einige naschte. Als wir ins Tal hinunter schauten erstreckte sich vor uns plötzlich der wohl schönste Regenbogen den ich in meinem Leben gesehen habe. Allein hierfür hat sich der Weg schon gelohnt. Da wir weiterhin weit und breit die einzigen Menschen waren, hatten wir diesen magischen Moment komplett für uns alleine. Nach einiger Betrachtung und natürlich zahlreichen Fotos ging es wieder runter, wo der Rundwanderweg endete und wir beim Wagen ankamen.

Dorotea

Der nächste Ort mit einem Campingplatz war die kleine Gemeinde Dorotea. Dort gab es neben Stellplätzen und Hütten auch ziemlich günstige Zimmer. Dabei hatten die Zimmer keine Nummern, sondern jedes Zimmer wurde durch ein anderes Zimmer repräsentiert. So hatten wir das Specht-Zimmer. Zimmer ist hierbei leicht untertrieben, denn als wir die Tür neben einer hölzernen Specht-Figur öffneten, standen wir vor einem kleinen Apartment mit Schlafzimmer, Küche und Bad. So einen “Luxus” hatten wir seit Wochen nicht mehr und hatten ihn ausgerechnet hier in diesem kleinen verschlafenen Örtchen auch nicht erwartet. Nachdem wir unsere Sachen rein gebracht hatten und begeistert mehrere Runden im Apartment auf und ab gelaufen sind, wollten wir uns Dorotea noch einmal genauer anschauen. Und so machten wir uns zu Fuß auf in Richtung des nahe gelegenen Zentrums. Wie so viele Länder scheint auch Schweden ein Problem mit Landflucht zu haben. Der Ort wirkte recht ausgestorben. Es waren kaum Menschen zu sehen und unterwegs passierten wir viele leere Ladenlokale. Eigentlich schade, denn an sich war Dorotea dennoch recht hübsch anzusehen. Eine kleine Attraktion haben wir dann aber doch noch gefunden. So befindet sich neben der örtlichen Kirche ein Friedhof mit einer Kapelle in der sich eine lebensgroße Gruppenskulptur des letzten Abendmals von dem schwedischen Kunstschaffenden Björn Martinius befindet. Unabhängig davon, ob man sich für christliche Kunst interessiert oder nicht, war diese Skulptur doch aufgrund ihrer Größe, Farben und ihres Ausstellungsortes in Form der Kapelle, die komplett dieser Skulptur gewidmet war, recht interessant anzusehen.

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