Reisen

Südafrika (2020)

Kapstadt – Ein Abenteuer jagt das nächste

Die Nachtfahrt nach Kapstadt entpuppte sich leider als nicht annähernd so angenehm wie die vorherige Fahrt nach Port Elizabeth. Der Bus war nur ein sogenannter Mainliner was hieß dass er kein Schlafbus war, obwohl er über Nacht fuhr. Leider verhielten sich die beiden Fahrer auch nicht gerade ruhig. So schrien sie den ganzen Bus zusammen (eine normale Unterhaltung konnte man das wirklich nicht mehr nennen). Irgendwann gegen 3 Uhr früh stieg einer der Beiden aus wodurch wir doch noch ein paar wenige Stunden Schlaf bekamen. Dieser Bus hatte zudem auch vorne einen kleinen Fernseher wo die ganze Zeit eine christliche Kinderserie namens “Superbook” in einer Endlosschleife lief. Kurz vor unserem Ziel musste der Bus dann auch nochmal umdrehen, weil er zwei Passagiere an einer Tankstelle hat versehentlich stehen lassen. Alles in allem war es also eine äußerst skurrile Busfahrt, wenn zum Glück auch nicht so schlimm wie der Mokhotlong Bus in Lesotho 😉

In Kapstadt angekommen ging es zunächst in unser AirBnB. Dabei handelte es sich um ein schönes großes Haus in dem ein Ehepaar mittleren Alters lebte, Brian und Ruth. Sie boten die freien Zimmer in ihrem Haus zum einen über AirBnB an, zum anderen lebten dort auch einige Studierende für einen längeren Zeitraum. So waren gerade außer uns noch ein Studierender aus Kenia und einer aus Frankreich zu Gast, auch wenn wir sie kaum gesehen haben. Zudem hatten Brian und Ruth zwei unglaublich süße und liebe Katzen, sowie auch noch Vögel und Fische. Außerdem hatten sie einen Hund namens Naruto. Den Namen hatte ihre Tochter dem Hund gegeben, da sie anscheinend so wie wir großer Anime Fan ist. Wir haben uns während unseres Aufenthalts viel mit dem Beiden unterhalten. So haben wir zum Beispiel erfahren, dass ihre Tochter zu dem Zeitpunkt Englischlehrerin in Südkorea war. Alles in allem war es eine wirklich tolle Unterkunft.

Unser erster Spaziergang führte uns zu einem echten Geheimtipp, den wir von einem südafrikanischem Arbeitskollegen erhalten haben, nämlich zur Old Bisquit Mill. Dies war ein Ort mit kleinen künstlerischen Läden. Wir hatten das Glück, dass gerade Samstag war, da jeden Samstag ein Markt mit vielen kulinarischen Spezialitäten aus aller Welt und mit Live Musik dort statt findet. So probierten wir uns durch die Stände durch. Das Essen war köstlich und die Atmosphäre war wirklich gut. Es gab sogar Stände mit deutschem Essen. Unter anderem einen Stand mit Flammkuchen und einem großen Schild: “Don’t call it Pizza!” (deutsch: Nenne es nicht Pizza!). Gut gestärkt schauten wir uns noch die kleineren Läden an, wo ich mir unter anderem ein hübsches neues Kleid kaufte. Wir können jedem wirklich nur empfehlen der Old Bisquit Mill einen Besuch abzustatten, sofern man an einem Samstag in Kapstadt ist.

Leider war uns bereits in Port Elizabeth aufgefallen, dass wir das Ladekabel für unsere Kamera leider in Deutschland vergessen hatten und so langsam neigte sich der Akku dem Ende zu. Unser nächster Weg sollte uns somit zu einem großen Kameraladen führen, den ich vorher online rausgesucht hatte. Als wir uns dem Laden näherten, bemerkten wir bereits Notfallfahrzeuge und eine Menschenmenge davor. Uns war sofort klar, dass da etwas nicht stimmte. Schließlich fanden wir uns vor einer Absperrung vor. Dahinter befand sich ein Parkplatz und der eigentliche Laden. Auf dem Parkplatz lag ein angeschossener Mann, den Sanitäter verzweifelt versuchten zu reanimieren. Wir gingen schnell weiter, um dem Mob an Schaulustigen zu entkommen. Später erfuhren wir, dass es einen bewaffneten Raubüberfall auf eben diesen Kameraladen gab. Der Mann, den wir da auf dem Boden gesehen haben, war der Sicherheitsmann und er hat leider nicht überlebt. Noch heute kriege ich ein mulmiges Gefühl, wenn ich daran zurück denke. Wären wir nur eine halbe Stunde eher da gewesen, wären wir genau so in den Überfall verwickelt worden. Hier ist einer der Nachrichtenartikel (auf Englisch) zum Nachlesen: https://www.iol.co.za/weekend-argus/news/security-guard-killed-in-cape-town-cbd-store-robbery-43279097

Der nächstgelegene Kameraladen befand sich in Waterfront, einem sehr hübschen Areal direkt an der Küste mit Hotels, Einkaufszentren und jeder Menge Touristen und reicher, überwiegend weißer, Südafrikaner. Auf der Karte sah es gar nicht so weit weg aus. Und so begingen wir einen Fehler, den wir nach ca. 2 Wochen Südafrika eigentlich nicht mehr hätten begehen sollen. Vor unserem Fußweg zur Old Bisquit Mill hatten wir Brian gefragt ob es denn sicher sei dahin zu Fuß zu gehen, was er bejaht hat. Aufgrund des sicheren Fußwegs zur Old Bisquit Mill und wenig reflektierend durch den Schock bei dem ersten Kameraladen, machten wir uns nun auch auf den Weg zu Fuß in Richtung Waterfront. Dies war nicht sehr empfehlenswert. Unser Weg führte uns durch mehrere “unsichere” Gegenden Kapstadts, wie zum Beispiel die Bahnhofs-Gegend. Als Ausländer und da speziell als weiße Ausländer waren wir da zum Teil Freiwild. Der erste Vorfall ereignete sich, als wir das Bahnhofsgebäude kreuzten. Auf einmal lief eine Reinigungsdame auf uns zu. In dem Moment merkten wir, wie eine Gruppe Halbstarker hinter uns schnell weg rannte. Sie hatten sich ungemerkt am Reisverschluss von Kevins Rucksack zu schaffen gemacht, aber zum Glück hatte er da zum einen nichts wichtiges drin und zum anderen wurden sie rechtzeitig von der Dame verjagt. Sie eskortierte uns sicher durch das Gebäude und wir bedankten uns bei ihr. Natürlich ist es nicht schön, wenn jemand versucht einen auszurauben und ich kam schon häufig auf die hohe Kriminalitätsrate in Südafrika zu sprechen. Es ist aber schön zu sehen, dass es trotzdem Menschen gibt, wie eben jene Dame, die ohne zu zögern eingreifen und einem helfen. Ein gutes Stück weiter kurz vor Waterfront fühlten wir uns eigentlich sicherer. So waren wir in einem Bereich der Stadt mit vielen Hochhäusern in denen Luxus-Hotels beheimatet waren. An einer Ampel sprach uns ein Mann an und fragte uns nach Geld. Ich verneinte und wir gingen zügigen Schrittes weiter. Da fing er an uns zu verfolgen. An der nächsten Ampel rief ich ihm zu, dass er aufhören soll uns zu verfolgen. Daraufhin holte er ein große Haushaltsschere aus seiner Jacke. Wir machten sofort auf dem Absatz kehrt und bewegten uns von ihm weg. Noch immer verfolgte er uns. Beim Eingang vom nächsten Luxushotel sprach ich einen Sicherheitsmann an, der unseren Verfolger endlich verscheuchen konnte. Der Sicherheitsmann zeigte sich sichtlich besorgt um uns und erklärte uns, wie wir auf schnellstem Weg zu Waterfront gelangen, wo wir zum Glück auch ohne weitere Vorkommnisse ankamen.

Robben Island

Am nächsten Morgen ging es mit der ersten Fähre nach Robben Island. Bekannt wurde diese Insel als Gefängnisinsel wo unter anderem Nelson Mandela inhaftiert war. Zwar bin ich kein großer Fan von Führungen, sondern erkunde neue Orte lieber auf eigene Faust, bei Robben Island ist das aber etwas anderes. Zum einen kann man die Insel nur im Rahmen einer Führung als Tourist besuchen, zum anderen war die Führung qualitativ eine der besten, die ich bislang mitgemacht habe. Auf der Insel angekommen wurden wir auf mehrere Busse verteilt. Dort begrüßte uns ein sehr motivierter Reiseführer, der uns Touristengruppe in jedem zweiten Satz mit “Good People” ansprach. Der Bus fuhr uns zum Eingangsbereich des Gefängniskomplexes, wo uns ein weiterer Reiseführer begrüßte. Dieser hatte ein sehr besonderes Verhältnis zu diesem Ort, da er selber hier inhaftiert war und so nicht nur trocken Zahlen und Daten vorgetragen hat, sondern das Augenmerk auf seine persönlichen Erfahrungen und Geschichten gelegt hatte. Dies hat die Führung zu etwas wirklich besonderem gemacht. Im Anschluss ging es wieder zurück in den Bus, wo uns der erste Reiseführer bei einer kleinen Tour die Geschichte der Insel nochmal näher brachte. Alles in allem ist dies ein unglaublich interessanter, wenn auch erschütternder Ort und auf jeden Fall einen Besuch wert. Im Zuge der Führung haben wir viel Neues gelernt und konnten dank der persönlichen Geschichten nachvollziehen was es hieß hier inhaftiert zu sein.

Lion’s Head und Signal Hill

Kapstadt ist vor allem berühmt für seinen imposanten Tafelberg. Neben dem Tafelberg gibt es aber noch weitere Berge, von denen der Lion’s Head auch noch recht bekannt ist. Da wir früh morgens bereits die erste Tour nach Robben Island hatten, hatten wir nun noch ausreichend Zeit, die wir dafür nutzen wollten den Lion’s Head zu besteigen. Irgendwo hatte ich gehört, dass man diesen Berg innerhalb von 30min besteigen könnte. Dies scheint mir im Nachhinein utopisch. Hinzu kam, dass wir in der prallen Mittagssonne hoch liefen. Ein klassischer Wanderweg führte den ersten Teil des Berges hinauf. Nach ca. Dreiviertel der Strecke wurde der Weg plötzlich steinig und ein Schild informierte einen darüber, dass der Aufstieg auf eigene Gefahr passiert. So kurz vor dem Ziel wollte ich natürlich nicht umkehren. Kevin hatte bei der ganzen Sache jedoch eher ein ungutes Gefühl zumal sich seine Höhenangst bemerkbar machte. Außerdem hat die Hitze bereits an seinen Kräften gezerrt. Wir handelten also einen Deal aus. Kevin setzte sich auf eine nahe gelegene Bank und ich würde die letzten Meter weiter laufen und am Gipfel ein paar schöne Fotos schießen. Ich fing also an die immer größer werdenden Steine entlang zu klettern und mich an schmalen Wegen entlang zu schlängeln. An einigen Stellen kamen Leitern, an anderen Stellen halfen einem Metallgriffe die Felsen herauf zu klettern. Zu Beginn zückte ich noch die Kamera und filmte Teile des Weges. Je höher es ging, desto mehr brauchte ich jedoch beide Hände. Schließlich gelang ich an eine Kreuzung an der sich ein Wegweiser befand. Der eine Weg wurde beschrieben als “Stables and Chains” (deutsch. ungefähr “Klammern und Ketten”) mit einer erneuten Warnung der Benutzung auf eigene Gefahr. Der andere Weg wurde als alternative Route betitelt mit dem Zusatz, dass dieser Weg empfohlen wird. Zugegeben war das Schild recht abschreckend und so fühlte ich mich dazu veranlasst die alternative Route zu nehmen. Während ich also vor diesem Schild stand und nachdachte, kam von eben dieser alternativen Route ein Pärchen auf mit zu. Sie stellten sich neben mich und sagten laut: “Na, welchem Weg wird sie wohl nehmen.” Als ich mich zu ihnen drehte fuhr er fort, dass die beiden den “Stables and Chains”-Weg hoch und den alternativen Weg runter genommen haben. Die Frau ergänzte, dass der Weg zwar etwas angsteinflösend, aber lustig und deutlich kürzer ist. Und schon war ich überzeugt und fing an an den Metallgriffen und Ketten hoch zu klettern. Im Nachhinein bin ich den Beiden dankbar, dass sie mich dazu motiviert haben diesen Weg zu nehmen, denn “angsteinflösend aber lustig” beschreibt diesen Weg perfekt und ich war mächtig stolz, als ich es geschafft habe. Auch nach dem “Stables and Chains”-Weg war ich noch nicht am Gipfel angelangt. Kurz vor dem Ziel trafen sich die beiden Wege wieder und ab hier muss man eine schier endlose Anzahl an immer größer werdenden Steinen passieren. Diese letzte Passage war gefühlt die anstrengendste. Auch Leitern gab es hier wieder zu erklimmen. Und dann war ich plötzlich am Ziel. Ich war mächtig stolz den Aufstieg geschafft zu haben und die Aussicht war es auf jeden Fall wert. Rechts von mir erstreckte sich der Tafelberg, vor mir Kapstadt und links von mir das Meer. Ich erfüllte meinen Auftrag jede Menge Fotos zu schießen bevor es nach einer kurzen Verschnaufpause wieder runter ging. Auf dem Abstieg kamen mir an mehreren Stellen Leute entgegen, die fragten wie weit es noch nach oben sei. Ich feuerte sie beim Aufstieg an und war stolz es bereits geschafft zu haben. Als ich endlich wieder bei Kevin angekommen bin, berichtete er mir wiederum von einem großen Erlebnis, das er hatte. So hatte man auf der Bank eine super Sicht auf das Meer und tatsächlich war in der Zwischenzeit ein Wal dort vor der Küste aufgetaucht, den er durch sein Fernglas beobachten konnte. Ein solches Tier in freier Wildbahn zu sehen ist etwas ganz besonders. Und so hatten wir beide unsere eigenen Erlebnisse. Gemeinsam stiegen wir nur zur Hälfte ab um dann in Richtung Signal Hill abzubiegen. Signal Hill war ein kleinerer Berg zu dessem höchsten Punkt man vom Lion’s Head quasi absteigen konnte. Eine Besonderheit von Signal Hill ist, dass man von dort aus Paragliding betreiben kann. Leider war es an diesem Tag aber zu windig dafür. Auf Signal Hill gab es auch einen großen Parkplatz von wo aus wir uns auch einen Uber zurück in unsere Unterkunft rufen konnten, wo wir fast direkt in unsere Betten fielen und sehr tief schliefen.

Der Tafelberg und Skeleton Gorge

Da der vorherige Tag mit der Besteigung vom Lion’s Head bereits recht anstrengend war, wollten wir es am nächsten Tag etwas ruhiger angehen lassen, indem wir am Vormittag mit der Seilbahn auf den Tafelberg fahren würden und dann runter wandern würden, da bergab leichter sein soll als bergauf. Was waren wir naiv! Wir hatten den Fehler gemacht unsere Seilbahntickets nicht im Vorfeld zu kaufen. Somit mussten wir uns in eine endlos lange Warteschlange einreihen.

Die Seilbahn war sogar ganz schön gemacht, denn während der Fahrt drehte sich die Plattform auf der wir standen um die eigene Achse, sodass man einen 360° rundum Blick hatte. Oben angekommen war es zunächst typisch touristisch mit einen überteuertem Restaurant, einem Souvenirshop und vielen Menschen. Natürlich war die Aussicht dennoch sehr schön und die flachen Steinformationen, die für den Tafelberg typisch sind, waren ganz interessant anzusehen. Wir liefen also eine etwas größere Runde über das Plateau bis wir uns recht zeitnah an den Abstieg wagten. Hier gab es natürlich zahlreiche Routen. Von einem Arbeitskollegen hatten wir den Tipp bekommen einen Abstieg namens Skeleton Gorge zu nehmen, der etwas weiter entfernt war als die anderen Abstiege, es sah jedoch durchaus machbar aus. Wir würden bei dem Weg beim botanischen Garten Kirstenbosch raus kommen, der ebenfalls ganz schön sein soll. Google Maps sagte uns, dass wir vom Tafelberg bis zu unserem Ziel ca. 1 3/4 Stunden brauchen würden.

Was dann kam, ließ sich zusammen fasst mit der Aussage: Google Maps lag falsch. Wir starteten den Abstieg und waren noch ganz guter Dinge. Zwar musste man hier und da einige große Steine viel mehr herunter springen als klettern, aber mit vereinten Kräften meisterten wir die Passage. Zu unserer ermutigung kamen uns zu Beginn auch noch häufiger Menschen entgegen. So schlimm konnte es also nicht sein. Im Laufe unseres Abstiegs begegneten wir nach ein paar Kreuzungen jedoch immer weniger Menschen. Erschwerend kam hinzu, dass der Tafelberg Nationalpark, durch den uns unserer Weg führte nicht nur absolut keinen Telefonempfang hatte, sondern auch das GPS nicht richtig funktionierte, sodass wir uns langfristig nicht mehr auf unsere Smartphone-Navigationssysteme verlassen konnten. An einigen Stellen verliefen wir uns und an einer Stelle mussten wir bewusst einen Umweg laufen, weil der eigentliche Weg gesperrt war. Die 1 3/4 Stunden waren schnell vorbei uns ein Ende unseres Weges war noch lange nicht in Sicht. Schatten gab es kaum und aus der Mittagssonne wurde die Nachmittagssonne. Kurz gesagt: Es war wirklich sehr anstrengend. Dennoch ist der Tafelberg Nationalpark unglaublich schön und wir hatten zum Teil das Gefühl ihn für uns alleine zu haben. So begegneten wir auch einigen seiner Bewohner. Als ich an einem Gebüsch entlang ging, zischte mir aus dem Geäst heraus etwas wütend entgegen, was ich zwar nicht richtig sehen konnte, von dem ich mir aber ziemlich sicher bin, dass es eine Schlange war, die mir damit wohl sagen wollte, dass ich ihr zu nahe gekommen bin. Später kreuzten zwei Klippspringer unseren Weg und wir machten eine längere Pause in der wir sie ausgiebig fotografierten und sie unauffällig eine Weile verfolgten. Schließlich fanden wir die ersten Wegweiser, die uns den Weg zu Skeleton Gorge zeigten. Erleichtert darüber, dass unsere zwar schöne, aber unglaublich lange, Wanderung sich langsam zum Ende neigte, näherten wir uns dem Abstieg. Kurz vor Skeleton Gorge änderte sich die Umgebung. Wir waren nun in einem Wald-Gebiet in dem der Weg kaum noch erkennbar war. Statt über Steine, kletterten wir nun über aus dem Boden ragende Baumwurzeln. Da hörte der Weg plötzlich vor einer Art Steinhang auf. Leicht verwirrt untersuchte ich die Umgebubg nach der Fortsetzung unseres Weges ohne fündig zu werden. Von weiter weg hörten wir einige Stimmen. Offenbar waren hinter uns noch andere Leute auf dem Weg. Wir beschlossen auf sie zu warten um uns nach dem restlichen Weg zu erkunden. Nach ca. 10min hatten sie uns eingeholt. Es handelte sich um eine Gruppe junger Leute ungefähr in unserem Alter mit einem starken südafrikanischem Akzent. Sie grüßten uns und fragten ob alles in Ordnung sei und ich nutzte die Chance um zu fragen wie es hier weiter ging. Da zeigte einer der Männer auf den Steinhang und deutete uns an, dass man da runter klettern muss. Dieser Steinhang war also Skeleton Gorge und er machte seinem Namen alle Ehre. Die Gruppe kannte den Weg recht genau, so waren sie hier bereits hoch gekommen und gingen nun wieder runter. Wir beschlossen uns ihnen anzuschließen und so ging es von da an gemeinsam runter. An einigen Stellen waren Leitern angebracht um die Steine und Baumwurzeln herab steigen zu können. “Leitern!” murmelte Kevin zähneknirschend vor mir. Ja, Kevin war nicht sehr begeistert von den Leitern und von der Strecke an sich. Machen wir uns nichts vor, es war wirklich sehr anstrengend und ich weiß nicht was wir gemacht hätten, wenn wir die Gruppe nicht gefunden hätten. Im Nachhinein ist es jedoch eines dieser Erlebnisse an das man sich leicht schmunzelnd zurück erinnert. An einer Stelle ritzte ein spitzer Ast Kevin den Oberarm auf. Es war keine besonders schlimme Wunde und trotzdem hat er heute an der Stelle eine Narbe. Wenn wir daran zurück denken scherzen wir darüber, dass Kevin nun berichten kann, wie er in Afrika die Natur bezwungen hat. Total fertig kamen wir schließlich mit vereinten Kräften im botanischen Garten an. Wir bedankten uns bei der Gruppe und verabschiedeten uns. Insgesamt haben wir statt 1 3/4 Stunden für den gesamten Abstieg sage und schreibe 7(!) Stunden gebraucht. Jeder weitere Schritt tat uns weh. Mit letzten Kräften schlurften wir in ein sich im Garten befindendes Restaurant und gönnten uns eine absolut verdiente Mahlzeit. Während Kevin sich eher etwas normales bestellte, krönte ich den Tag mit einem flambierten Kudu Filet. Tatsächlich brachte uns die Mahlzeit gerade so viele Kräfte zurück, dass wir doch noch eine kleine Runde durch den botanischen Garten drehen konnten. Neben zahlreichen Perlhühnern mit ihren Küken, entdeckten wir auch ein Albino-Eichhörnchen, das ganz schnell auch andere Leute anzog. Dies war ein weiteres kleines Highlight dieses unglaublich ereignisreichen Tages. Schließlich verließen wir den botanischen Garten und fuhren zurück zu unserer Unterkunft.

Cape Point und Boulders Beach

Zwar hatten wir schon vieles in Kapstadt besichtigt, jedoch fehlten uns noch zwei Orte, die zum Glück recht nah beieinander waren: Cape Point mit dem Kap der guten Hoffnung und Boulders Beach, der berühmte Pinguin-Strand. Beide Orte waren uns über den öffentlichen Nahverkehr oder über Uber etwas zu umständlich zu erreichen, weswegen wir uns für den Tag erneut ein Auto mieteten. Dank des Mietwagens konnten wir allerdings auch über den Chapman’s Peak Drive, einer unglaublich schönen Straße zwischen Klippen und Meer mit sehr schönen Aussichtspunkten, fahren. Unser erstes Ziel war der Cape Point National Park, wo es ganz klassisch touristisch zum berühmten Schild mit der Aufschrift “Kap der guten Hoffnung” ging. Wir parkten unseren Wagen und taten das, was alle taten: Wir reihten uns ein in die Warteschlange für ein Foto. Nachdem wir diesen Pflichtteil abgeschlossen hatten, war der ursprüngliche Plan, dass wir zum “Flying Dutchman” Leuchtturm rüber wandern. Angesichts der Strapazen der vorherigen Tage, setzte sich Kevin, zum Glück, durch und wir fuhren doch mit dem Auto weiter. Als nächstes parkten wir bei der Seilbahnstation um zum Leuchtturm hoch zu kommen, schlossen aber den Kompromiss, dass, wenn wir schon nicht die ganze Strecke wanderten, wir wenigstens dieses letzte Stück zu Fuß absolvierten. Es ging zwar bergauf, war aber eine recht kurze Strecke, sodass wir in unter 20min oben waren. Nach weiteren obligatorischen Fotos ging es dann wieder zurück zum Auto und weiter nach Simon’s Town, wo sich Boulders Beach befand. Zugegeben waren wir etwas enttäuscht. Es war natürlich voller Touristen, die sich auf den schmalen Stegen, den Strand an sich konnte man nämlich nicht direkt betreten, durch quetschten und drängelten um die besten Fotos zu schießen. Um ehrlich zu sein, hat uns das SANCCOB in Port Elizabeth deutlich besser gefallen. Später erfuhren wir, dass es auch noch einen abgelegeneren Teil vom Strand gab, wo man sich den Pinguinen hätte nähern können. Neben den Pinguinen trafen wir allerdings noch einen Klippschliefer, der gemütlich auf einem Baum saß und Blätter fraß. Insgeheim war das unser eigentlicher Star vom Boulders Beach 😉
Da wir noch etwas Zeit hatten bis zur Rückgabe des Autos, fuhren wir zurück nach Kapstadt und da nach Camps Bay, einer unglaublich schicken Gegend direkt am Atlantik gelegen, wo angeblich auch einige Hollywood Stars ihre Villen haben. Im sich dort befindenden Hard Rock Café gingen wir nochmal auf kleine Shoppingtour bevor wir uns in einem der zahlreichen Restaurants mit Meeresblick nieder ließen und unser letztes Abendessen in Kapstadt hatten. Eigentlich wollten wir an einem der Tage in Kapstadt an den Strand, jedoch haben wir es zeitlich nicht wirklich geschafft. Zwar hatten wir an dem Tag natürlich keine Badesachen dabei, aber immerhin konnten wir unsere Schuhe ausziehen und ein wenig über den Camps Bay Strand laufen. So fand der Tag ein entspanntes Ende.

Signal Hill Paragliding – Ein würdiger Abschied

Unser Aufenthalt in Kapstadt neigte sich dem Ende zu. Kurz nach der Mittagszeit sollte unser Bus nach Johannesburg abfahren. Der Wetterbericht für den Vormittag war vielversprechend und es gab eine Sache, die ich noch unbedingt machen wollte. Am vorherigen Abend habe ich mir somit den ersten Termin am Morgen zum Paragliding auf Signal Hill gesichert. Wir standen also rechtzeitig auf und sicherten uns einen Uber. Während der Fahrt erzählte ich dem Fahrer stolz von meinem Vorhaben. Die Aufregung stieg langsam und das kleine Gespräch lockerte die Stimmung etwas auf. Vom weiten sahen wir den Tafelberg, wo sich ein interessantes Bild bot. So war es oben auf dem Berg recht neblig, der Nebel fiel an den Kanten jedoch runter. Dies sah aus, als würden die Wolken vom Tafelberg runter fallen, was ein toller Anblick war. Auf Signal Hill angekommen, fanden wir die zuständigen Leute recht schnell. Ein sportlicher Mann mit Sonnenbrille und Tattoos, ich habe leider seinen Namen vergessen, begrüßte mich und erklärte mir den Ablauf des Flugs. Nach dem obligatorischen Papierkram halfen mir einige Männer in die Ausrüstung. Ehe ich mich versah, ging es auch schon los. Der Start als solcher ist auch schon der gruseligste Moment beim Paragliding. Mein Pilot und ich fingen an locker auf die Klippe zu zu joggen. Auf halber Strecke gab es ein Zeichen und wir fingen an nun auf den Abgrund zu zu laufen. Das ist ein merkwürdiges Gefühl, da der natürliche Selbsterhaltungstrieb einen normalerweise davon abhält etwas derartiges zu tun. Sobald der Boden unter den Füßen verschwunden war, war allerdings ironischerweise die Angst absolut verflogen. Ich hatte erwartet, dass es ein wenig schaukelt, jedoch fühlte es sich viel mehr an, als würde man auf einem Sessel über die Stadt fliegen. Es war sogar richtig bequem. Das atemberaubendste war die Aussicht. All die Gebäude unter einem, das Meer und der Horizont vor einem, der Tafelberg neben einem. Was das Wetter angeht, so hatte ich unglaubliches Glück, denn so langsam machte sich Nebel breit. Bei meinem Flug war das noch in Ordnung, aber viele Flüge gab es nach mir nicht mehr, da die Sicht immer weiter eingeschränkt war. Dadurch, dass ich jedoch so früh morgens dran war, hatte ich noch volle Sicht und konnte das Naturspektakel von oben bestaunen. Kurz vor der Landung fragte mich mein Pilot: “Magst du Achterbahnen?” An sich mochte ich immer Achterbahnen, an einem großen Schirm hängend war ich mir jedoch nicht sicher, ob ich diese Frage bejaen sollte. Im Endeffekt war das, was nun folgte, eine der spasigsten Sachen am Flug. Der Pilot lenkte den Schirm nach links und rechts, um ihn für die Landung zu positionieren. Dabei ging es rauf und runter, wie auf einer Achterbahn. Der Vergleich war passend und es machte wirklich viel Spaß. Wir landeten auf einer Grünfläche an der Promenade von Sea Point. Eine Dame nam uns in ihrem Auto wieder mit hoch zu Signal Hill und während der Fahrt kopierte mir der Pilot all die Fotos und Videos vom Flug auf mein Handy. Paragliding ist ein tolles Erlebnis und ich wäre nicht abgeneigt es irgendwann nochmal zu machen. In Kapstadt mit dieser einzigartigen Landschaft ist Paragliding nochmal ein ganz besonders tolles Erlebnis, was ich absolut weiter empfehlen kann. Für mich war es ein absolut würdiger Abschied für diese Stadt in der wir so viel erlebt haben. Zufrieden machten wir uns auf zu unserem nächsten Ziel: Johannesburg.

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