Reisen

Südafrika (2020)

Drakensberg und der Sani Pass

Schweren Herzens verabschiedeten wir uns am frühen Morgen von unserem traumhaften AirBnB und der alten Dame um eine 8-stündige Fahrt nach Pietermaritzburg anzutreten. Dabei war Pietermaritzburg gar nicht unser eigentliches Ziel. In Pietermaritzburg sollten wir lediglich am Flughafen den Mietwagen zurück geben. Im Anschluss organisierten wir uns mal wieder ein Uber Taxi, das uns nach Drakensberg bringen sollte. Unsere Unterkunft, die Sani Lodge Backpackers, lag am Rande dieser Bergregion und war noch ca. 150km entfernt. Laut Google Maps sollte die Fahrt gute 2 Stunden dauern. Wir haben noch nie eine so lange Strecke mit Uber zurück gelegt, aber es wurde uns im Vorfeld empfohlen und preislich war es auch absolut vertretbar. Unser Fahrer war ein junger Kerl in einer alten, klapprigen VW Polo Limousine, der nicht besonders gesprächig war. Leider verfügte der Ärmste nicht gerade über das beste Equipment, wie uns leider viel zu spät schmerzlich bewusst geworden ist. So hatte er zwar zwei Smartphones, beide waren jedoch schon recht alt mit zersplitterten Bildschirmen und anscheinend ohne verlässliches GPS. Dies führte dazu, dass er fälschlicherweise auf einen kleinen Schotterweg abbog. Nicht nur, dass sein Auto für diese Art von Straße absolut nicht gemacht war und es teilweise auch noch von wilden Hunden gejagt wurde, der Weg war natürlich auch deutlich länger, so dass wir an die eigentliche Fahrtzeit nochmal 1-2 Stunden dran hängen mussten. Am Ziel angekommen, stieg der arme Fahrer schnell auf und warf einen verzweifelten Blick unter die Motorhaube wo wohl so einiges heiß gelaufen ist. Mit reichlich schlechtem Gewissen gaben wir ihm ordentlich Trinkgeld, was ihn aber trotzdem nicht davon abhielt mir eine 1-Stern Bewertung in der Uber App zu geben.

Die Strapazen der Reise waren glücklicherweise beim Anblick unserer Bleibe schnell vergessen, denn diese war wahrlich ein kleines Paradies. Über unserer Zimmertür war ein Schwalbennest, das ganze Areal war wunderschön grün und zu meiner Freude gab es Kühe deren Milch, zur Freude Kevins, kostenlos allen Gästen zur Verfügung stand. Die Besitzer der Unterkunft setzten sich stark für die Region ein indem sie versuchten die Lodge möglichst ökologisch zu betreiben und indem sie gemeinnützige Projekte für die Anwohner voran trieben. Nun war der Tag unserer Ankunft ein ganz besonderer, es war nämlich der 14. Februar und damit Valentinstag. Um dies zu feiern und um uns nach den Strapazen der langen Fahrt zu erholen, hatten wir im Vorfeld ein traditionelles 3-Gänge Menü für das Abendessen bestellt und mal wieder bestätigte sich, dass die afrikanische Küche einfach unglaublich lecker ist.

Für den nächsten Tag hatten wir bereits im Vorfeld eine Wandertour zu den sogenannten Hodgson’s Peaks gebucht, dem höchsten Punkt in diesem Bereich des südlichen Drakensberg. Nach einem unglaublich leckerem Frühstück in der Unterkunft, holte Christeen, unsere Tourleiterin für den Tag, uns zusammen mit einigen weiteren Gästen, von denen die meisten tatsächlich auch Deutsche waren, ab und wir polterten in einem alten Geländewagen den Sani Pass hoch. Der Sani Pass ist ein Gebirgspass der Südafrika über Drakensberg mit Lesotho verbindet. Der Haken an der Sache ist, dass die Straße in einem sehr schlechten Zustand ist und mit schlecht meine ich so schlecht, dass es nicht einmal mehr aussieht wie eine Straße. Dies gilt allerdings nur für die südafrikanische Seite. Sobald man die Grenze nach Lesotho passiert hat, befindet man sich auf einer perfekt geteerten Straße. Lesotho war im Vergleich zu Südafrika eine andere Welt. In den nächsten Tagen sollten wir dies noch deutlich mehr zu spüren bekommen. Die Grenzbeamtin freute sich über die Gäste und erzählte stolz, dass sie ein bisschen deutsch könne, bevor sie uns fröhlich “Guten Tag” entgegen rief. Hinter der Grenze parkte Christeen den Wagen und ab da ging es zu Fuß weiter. Wir liefen quer durch die Landschaft an Unmengen an Schafen vorbei, während sich im Hintergrund eine imposante Gebirgskette befand, die es zu erklimmen galt. Am Ziel angekommen, packten wir unsere Lunchpakete, die wir vor Antritt der Tour erhalten hatten, aus, saßen uns auf die Steine und waren überwältigt von der atemberaubenden Aussicht. Auch wenn Südafrika ganz klar seine eigenen Probleme hat, so ist Lesotho im traurigen Armuts-Ranking deutlich weiter vorne. Leider machte sich das bereits an dem Tag bemerkbar. So hatte Christeen uns im Vorfeld über die Schattenseiten des Tourismus in Lesotho aufgeklärt. Einige Einheimische versuchten an den Touristen Geld zu verdienen, jedoch leider nicht gerade auf eine gute Art und Weise. Wer unseren Bericht zu Peru gelesen hat, der weiß, dass ich für so etwas den Begriff “Kulturprostitution” verwende. Einige Einheimische sprachen einen an und fragten nach Geld oder sonstigem. Andere kamen in traditioneller Kleidung auf einen zugelaufen und wollten, dass man sie fotografiert, damit sie danach für die Fotos Geld verlangen können. Glücklicherweise wurden wir von Christeen aufgeklärt, wie man sich in solchen Situationen am besten verhalten sollte. So kam es, als wir oben am Gipfel saßen und picknickten, dass ein einheimischer Hirte auf uns zu kam. Er setzte sich zu uns und Christeen bot ihm was zu Essen an. Einen zusätzlichen Apfel lehnte er ab, stattdessen fragte er uns nach Zigaretten. Nach dem Abstieg ging es noch in den Pub, der von sich behauptete der höchste Pub Afrikas zu sein. Leider hörte die “Kulturprostitution” hier nicht auf. Im Gegenteil, hier wurde es sogar schlimmer. Jugendliche in traditionellen Gewändern tanzten zu Musik, die aus (Solar-)Speakern dröhnte und sie warteten darauf, dass Touristen Fotos wollen, um danach fleißig die Hand auf zu halten. Leider mussten wir auch beobachten wie Leute tatsächlich darauf ansprangen und sich mit ihnen fotografieren ließen. Nichtsdestotrotz galt es nun die getane Wanderung gebührend abzuschließen. Die anderen kauften sich alle Maluti, ein Bier aus Lesotho. Ich war da ganz die Mitläuferin und bestellt mir ebenfalls ein Bier in dem Glauben, es einfach nur zu probieren. Stattdessen erhielt ich eine viel zu große Flasche, die ich natürlich nicht einmal ansatzweise leer gekriegt habe, aber glücklicherweise kamen die anderen Tour-Teilnehmer mir da zur Hilfe 😉

Wieder zurück in der Unterkunft unterhielten wir uns noch etwas mit den anderen Deutschen und gingen später in das kleine Restaurant, das zur Unterkunft gehörte zum Abendessen. Als wir das Restaurant schließlich verließen, war es bereits spät und draußen war es stockdüster. In der Natur von Drakensberg ist dies jedoch etwas wundervolles. Wir hörten Unmengen an Grillen und anderen Insekten und sobald wir aufblickten, erstreckte sich über uns ein wunderschöner klarer Sternenhimmel.

Am nächsten Morgen ließen wir es uns nochmal richtig gut gehen mit einem ausgiebigen Frühstück und einem kleinen Spaziergang. Zu dem Zeitpunkt wussten wir noch nicht, was uns bevorstehen würde. Wir verabschiedeten uns von den anderen Deutschen und ließen uns beim Check-out ein Taxi nach Underberg rufen von wo aus es nach Lesotho weiter gehen sollte.

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