Reisen

Südafrika (2020)

Auf nach Lesotho

Unsere Reise nach Lesotho startete in Underberg, einer verschlafenen Kleinstadt. Der Taxifahrer ließ und am Minibus-Bahnhof raus. Von da aus sollte es mit dem sogenannten Lesotho-Taxi, einem Minibus, der von sich behauptet einen Allradantrieb zu haben, da es nur Allradwagen gestattet war den Sani Pass zu überqueren, in das Bergkönigreich gehen. Unser Ziel war Mokhotlong, eine für Lesotho-Verhältnisse Mittelgroße Stadt und gleichzeitig die Endhaltestelle des Lesotho-Taxis. Als uns der Taxifahrer also in Underberg raus ließ, erklärte er uns, dass heute ja Sonntag sei und das Lesotho-Taxi deswegen noch nicht da wäre, es würde aber sehr bald kommen. Auf Nachfrage wie genau das Lesotho Taxi denn aussah, denn an dem Busbahnhof standen mehrere Busse und Beschilderungen schien es keine zu geben, rief der Taxifahrer etwas zu einer Gruppe Männer herüber. In der Mitte saß ein älterer Herr auf einem Plastikstuhl und zählte Geld. Er schien so etwas wie der Aufseher von diesem Minibus-Bahnhof zu sein. Der Taxifahrer wendete sich wieder uns zu und sagte, dass der Herr auf dem Plastikstuhl uns Bescheid geben würde, sobald das Lesotho-Taxi da sei. Wir luden also unsere Rucksäcke aus und stellten uns unter einen Baum, um der prallen Sonne zu entkommen. Von da an warteten wir. Als nach einer halben Stunde nichts kam, machten wir noch Witze über die Klischees bezüglich der Afrikanischen Pünktlichkeit. Nach einer Stunde bekamen die Witze langsam einen bitteren Beigeschmack. Nach zwei Stunden setzte die Verzweiflung ein. Nach drei Stunden beschloss ich zu dem Herren auf dem Plastikstuhl hinzugehen und nachzufragen. Er schien so als wüsste er von nichts, allerdings war mir unklar, ob er überhaupt mein Englisch verstand. Zumindest kamen aus seinem Mund Laute, die nicht den Hauch einer Ähnlichkeit zur englischen Sprache hatten, was jedoch auch daran liegen könnte, dass der Alte kaum noch Zähne hatte, was seine Aussprache nicht gerade deutlich erscheinen ließ. Er zeigte auf Kevin, der noch unter dem Baum stand um auf unsere Rucksäcke aufzupassen, und machte mir verständlich, dass er auch herkommen sollte. Als ich mit Kevin und den Rucksäcken zurück kam, hatte er bereits eine Dame zu sich gerufen. Sie kassierte zunächst einmal Geld für Tickets ein, welches wir ihr mit einem äußerst mulmigem Gefühl in der Magengrube überreichten, bevor sie uns ein Klemmbrett mit einer Passagierliste entgegen hielt und uns klar machte, dass wir uns da eintragen sollten. Die Tatsache, dass außer uns niemand auf dieser Liste stand, bestärkte unseren Unmut. Wir waren mittlerweile bei einem überschatteten Wartebereich auf der anderen Seite des Minibus-Bahnhofs, wo bereits zahlreiche Leute warteten. Selbstverständlich waren wir dabei die einzigen Weißen weit und breit. Ein Mann kam auf uns zu als er mitkriegte, wie wir versuchten mit der Dame mit dem Klemmbrett zu reden. Er schien der einzige auf diesem Bahnhof zu sein, der halbwegs englisch konnte und mit Hilfe von ihm versuchten wir aus der Dame heraus zu quetschen was denn nun mit dem Lesotho-Taxi sei. Immerhin waren seit unserer Ankunft in Underberg mittlerweile über drei Stunden vergangen. Leider bekamen wir keine hilfreichen Infos bis auf, dass das Lesotho-Taxi bald da sein würde und dass es auf dem Weg von Lesotho hierher sei. Uns blieb nichts anderes übrig, als weiter auszuharren.

Es verging eine weitere Stunde, bis endlich ein klappriger kleiner Minibus mit einem Lesotho-Kennzeichen auf den Bahnhof gerollt kam. Kevin und ich packten unsere Rucksäcke und stürmten gemeinsam mit den anderen Wartenden dahin. Die Dame, die das Geld kassiert hatte, stand bereits beim Wagen. “Lesotho-Taxi?”, fragte ich sie noch schnell und sie nickte und zeigte auf den Minibus. Nach 4 Stunden war es also endlich da. Wir quetschten uns in den furchtbar engen Bus rein. Außer uns waren da noch ein Kumpel von dem Herren, der uns vorhin beim Übersetzen geholfen hatte, eine Mutter mit einem kleinen Jungen und einem Baby und ein äußerst fülliges Pärchen. Gespannt warteten wir darauf, dass es endlich in Richtung Lesotho ging. Wir hatten dabei jedoch eine Sache nicht bedacht. Dies war das Lesotho-Taxi. So saßen wir alle eng beisammen in dem Minibus, der sich in der prallen Sonne parkend immer mehr aufheizte, während der Fahrer eine längere Pause machte. Zwischenzeitlich wurde es dem Pärchen im Bus wohl etwas langweilig und der Mann stieg aus und ging zum nahe gelegenen KFC, um etwas zu essen zu holen. Dummerweise stieg genau dann als er weg war der Fahrer wieder ein und fuhr los. Die Dame rief ihm direkt entgegen, dass ihr Freund doch noch im KFC war, also wurde das Lesotho-Taxi dahin umgelenkt, um ihn aufzusammeln, nur um auf den nächsten Supermarktparkplatz drauf zu fahren. Hier parkte der Fahrer den Minibus mal wieder in der prallen Sonne und beschloss erst einmal einkaufen zu gehen. Nach getanen Einkäufen, schwenkte er sich wieder an’s Steuer. “Jetzt geht’s aber wirklich los”, dachten wir uns. Doch leider lagen wir wieder falsch. Der Fahrer steuerte den Wagen zunächst über die Hauptstraße, um dann zwischen einigen Büschen auf einen Feldweg zu fahren und dort zum Stehen zu kommen. Wir merkten, wie die füllige Dame im Bus etwas nervös wurde und reihten uns direkt mit ein. Die Dame mit der ominösen Passagierliste, der alte Herr, der mich doch gar nicht verstanden hat, der klapprige Minibus. All das ließ uns böses erahnen. Die Tür ging auf und der Fahrer deutet allen an auszusteigen. Die Dame und er tauschten ein paar Worte aus und anscheinend hatte sie unsere Nervosität ebenfalls bemerkt und beruhigte uns nun mit den Worten, dass unser Fahrzeug kaputt war und wir hier in ein anderes umsteigen sollten, welches bereits vorgefahren kam. Kaum saßen wir in dem anderen Wagen ging es nun mit ca. 5 Stunden Verspätung endlich wirklich los.

An der Sani Lodge vorbei fuhren wir auf den Sani Pass drauf. Der Fahrer drehte das Radio auf und es lief irgendein Sport-Kommentar in einer Sprache die wir nicht verstanden, wahrscheinlich Sesotho. Auch wenn die Atmosphäre eine ganz andere war als bei unserem Sani-Pass Trip am Vortag, so war die Aussicht noch immer atemberaubend. Während ich aus dem Fenster guckte und versuchte nochmal die Aussicht in mich aufzusaugen, guckte Kevin verzweifelt nach vorne und hielt sich am Vordersitz fest, denn in dem Minibus war die Fahrt nochmal holpriger als am im Geländewagen. Dies hielt die Mutter vorne nicht davon ab, dank der mütterlichen Anstrengungen dennoch einzuschlafen. Das füllige Pärchen aß genüsslich den Inhalt ihrer KFC-Tüten bis sich die Dame dermaßen verschluckte, dass ich schon erste Hilfe leisten wollte, sie sich aber glücklicherweise von alleine wieder einfing. An der Grenze angekommen erklärten uns die anderen Gäste, dass wir aussteigen müssten und unsere Taschen mitnehmen müssten. Im Gegensatz zum Vortag, mussten wir nun selber zur Grenzkontrolle und uns um die Imigration kümmern. Die Grenzbeamten schienen äußerst amüsiert darüber zu sein, dass sich innerhalb der Gruppe aus dem Lesotho-Taxi auch zwei Weiße befanden und deuteten uns nur lachend an, dass wir unsere Rucksäcke ohne Kontrolle einfach wieder in den Wagen tun sollten. Die fröhliche Grenzbeamtin vom Vortag war auch heute wieder da und schenkte mir noch eine Karte von Lesotho, natürlich nicht ohne mir nochmal ihre Deutsch-Kenntnisse zu präsentieren. Von da aus ging die Reise recht unbeschwert weiter, bis wir schließlich kurz vor Mokhotlong waren. Ich verfolgte unsere Reise mit Hilfe vom Smartphone-GPS über eine Offline-Karte. Durch die 5 Stunden, die wir in Underberg verloren hatten, würde es bald anfangen dunkel zu werden. Überall anders wäre das wohl halb so schlimm, aber in Afrika fürchtet man sich als Tourist regelrecht davor im dunkeln draußen zu sein. Der Busbahnhof war am entgegengesetzten Ende der Stadt verglichen zu unserer Unterkunft, jedoch fuhren wir recht nah an unserer Unterkunft vorbei. Sollte unser Fahrer uns da raus lassen, würden wir es noch vor Einbruch der Dunkelheit schaffen. “Stop!”, riefen wir beide im Chor, doch der Fahrer fuhr in einem beachtlichen Tempo weiter. Die füllige Dame drehte sich zu uns und erklärte uns, dass sie und ihr Freund noch einen Anschluss kriegen müssten, der Fahrer uns dann aber hierher zurück bringen würde. Vom weiten sahen wir einen anderen Minibus. Unser Fahrer beschleunigte und als nächstes erlebten wir eine Hollywood-reife Verfolgungsjagd, bis wir den anderen Minibus in einer Nebenstraße endlich eingeholt haben. Das Pärchen bedankte sich, verabschiedete sich und sprang schnell in den anderen Wagen. Tatsächlich sollten sie Recht behalten, denn unser Fahrer wendete den Wagen und brachte uns zurück in die Nähe unserer Unterkunft, wo wir aufgrund dessen noch vor Einbruch der Dunkelheit ankamen.

Wir mussten 4 Stunden an dieser Bushaltestelle warten.

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