Reisen

Südafrika (2020)

Addo Elephant Park

Am nächsten Tag standen wir sehr früh an um nun endgültig mit Südafrikas sogenanntem “Load Shedding” Bekanntschaft zu machen. “Load Shedding” bezeichnet das kontrollierte Abschalten des Stroms in bestimmten Gegenden. Die Ursache liegt in Südafrikas marodem Stromnetz, das leider wie vieles in diesem Land von der Korruption zerfressen ist und andersweitig nicht aufrecht erhalten werden kann. So befanden wir uns an dem Nacht komplett im dunkeln und durften im Licht unserer Smartphone-Lampen schnell duschen bevor wir wieder in das Auto stiegen und uns auf den Weg machten.

Unser erster Weg führte uns in die Nähe vom Elephant Walk, wo Georg, einer der Deutschen aus der Sani Lodge der auch die Hodgson’s Peaks-Wanderung mitgemacht hatte, bereits auf uns wartete. Wir hatten vor unserer Abfahrt nach Lesotho Kontaktdaten ausgetauscht, als wir nach Abgleichen der Reisepläne feststellten, dass wir zeitgleich in PE sein würden.

Unser heutiges Ziel war der Addo Elephant Park. Im Vergleich zum Kruger Nationalpark ist der Addo ein deutlich kleiner aber dennoch sehr beliebter Nationalpark in dem es, entgegen dem Namen, natürlich nicht nur Elephanten gibt. Zusammen wollten wir, ähnlich wie im Kruger, eine Selbstfahrer-Safari machen. Am Empfang parkten wir, um den Eintritt zu bezahlen. Auf dem Nachbarwagen sprangen bereits kleine Äffchen herum, was ein tolles Bild abgab. Auch der Empfang des Parks war vom “Load Shedding” betroffen, sodass wir unseren Eintritt unter Kerzenlicht lösten. Im Vergleich zum Kruger gab es im Addo deutlich weniger Infrastruktur was Restaurants und Picknick-Bereiche angeht. So frühstückten wir im ersten und anscheinend einzigen Restaurant, der leider eine ziemliche Touristen-Großkantine war, bevor die Safari endlich los ging.

An einer Stelle hatten wir dann auch noch ein kleines Deja Vu. Genau wie schon im Kruger Park, überholte uns nun schon wieder ein Auto. Die Fahrer ließen die Scheibe runter und erklärten uns, dass die Straße weiter Löwen seien. Wir folgten ihrer Beschreibung und tatsächlich fanden wir auch die Löwen. Es war unschwer zu erkennen, da sich mal wieder zahlreiche Autos an dieser Stelle tummelten. Diesmal handelte es sich um zwei männliche Löwen. Während der eine das Schauspiel vom Gras aus beobachtete, schlief der andere seelenruhig mitten auf der Straße. Auch wenn das Schauspiel nicht minder absurd war als im Kruger Parks, so konnten wir erneut ein paar klasse Fotos von den beiden Löwen schießen.

Nachdem wir eine Weile an dicht bewachsenen Büschen entlang fuhren, sahen wir tatsächlich auch schon unsere erste Elefanten-Herde. Eine Gruppe Elefanten-Kühe überquerte zusammen mit ihren Jungen die Straße. Ich brachte den Wagen mit gebührend Abstand zum stehen und schon wurden die Kameras gezückt. Von da an reihte sich ein wildes Tier an das nächste. Es folgten Warzenschweine, Antilopen und Zebras. Sehr viele Zebras… Häufig befanden sich die Zebras auf der Straße und blockierten den Weg. Eigentlich sind das recht friedliche Tiere, einmal kamen wir einem der Zebras aber anscheinend doch zu nahe. Es scharte mit den Hufen und stampfte auf uns zu, sodass ich das Auto zurück setzen musste. Hin und wieder kamen Wasserlöcher mit zahlreichen Tieren. Vor allem die Zebras waren da wieder besonders nahe an einem dran. Einmal sahen wir plötzlich einen Elefantenbullen gemütlich auf die Straße zugehen. Vermutlich hatte er sich gerade noch an einem Wasserloch abgekühlt, da er noch nass war. Vor Elefanten sollte man sich in Acht nehmen. So ist es schon häufig passiert, dass sie Autos auf ihre Hörner genommen und umgestoßen haben. So wollte ich eigentlich weiter fahren, aber Georg deutete mir an stehen zu bleiben, sicherheitshalber aber den Motor laufen zu lassen. Der Elefant schien entspannt zu sein und ignorierte uns anscheinend. Zugegeben waren die Tiere in den Nationalparks wahrscheinlich eh an Autos gewöhnt. So trottete er gemütlich direkt an unserem Auto vorbei. Das war ein klasse Anblick einem solchen Tier so nahe zu sein.

Der Addo Elephant Park beherbergte neben den namensgebenden Elefanten noch eine weitere Spezies, die fest mit den Elefanten verknüpft ist, nämlich Mistkäfer, die sich an dem zahlreichen Elefantendung erfreuten. Die sich hier befindliche Art an Mistkäfern ist dabei eine ganz besondere, da sie nur noch im Addo zu finden ist und unter strengem Artenschutz steht. So warnen einen Straßenschilder doch bitte auf die kleinen Parkbewohner Acht zu geben, was hin und wieder zu einer kleinen Slalom-Fahrt führte. Weniger Glück hatten da die Tausendfüßler. An manchen Stellen bestand die Straße aus einem Teppich aus Tausendfüßlern und es war unmöglich ihnen auszuweichen. Hatte man wieder versehentlich einen Tausendfüßler erwischt, machte sich dies durch das Geräusch der zerplatzenden Panzerung unter dem Autoreifen bemerkbar. Bei jedem Geräusch wuchs das Schuldgefühl, jedoch war es, wie gesagt, unmöglich all diesen Tausendfüßlern auszuweichen.

Nach unserem Besuch im Addo wollten wir uns nochmal gut stärken, da uns eine erneute Nacht im Reisebus bevor stand. Georg schlug einen Ort namens Nanaga Farm Stall vor, der quasi auf dem Rückweg lag. Dabei handelte es sich, ähnlich wie schon beim Elephant Walk, um einen kleinen Komplex mit einem Laden mit lokalen Produkten, einem Restaurant, wo aus eben diesen Produkten Mahlzeiten zubereitet wurden und um einen kleinen Souvenirshop. Zwar war es diesmal nicht ganz so malerisch wie im Elephant Walk, jedoch war das Essen trotzdem sehr lecker und es ist schön zu sehen wie viele regional ausgelegte Läden es doch in Südafrika gibt. Dies ist uns auf jeden Fall positiv in Erinnerung geblieben. Nichtsdestotrotz war dies natürlich noch immer Südafrika und auch hier wurden gewisse soziale Probleme deutlich. So war das Personal schwarz, die Kundschaft jedoch fast ausschließlich weiß. Es schien mal wieder so, als könnte sich nur die weiße Bevölkerungsschicht diesen gesunden Lebensstil leisten.

Gut gestärkt ging es zurück nach Port Elizabeth, wo wir am Flughafen den Leihwagen abgaben und dann zum Busbahnhof fuhren von wo aus es nach Kapstadt gehen sollte.

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