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Adventskalender-Review: Elektronik Retrospiele

Hach ja, Advent steht schon bald wieder vor der Tür und warum nicht dazu ein Adventskalender-Review machen? Was, vor dem eigentlichen Advent? Ja, weil ich diesen Kalender schon seit über 2 Jahren hier rumliegen habe und erst jetzt dazu kam ihn zu Ende zu “spielen”. Doch erst einmal zur Vorgeschichte…

Bekanntlich bin ich Gamer, habe schon hunderte Spiele (meist RPGs) gezockt und komme dabei auch ab und zu in Kontakt mit Retro-Games aus der NES- und SNES-Ära. Ich war auch manchmal schon der Versuchung nahe, mir eine der Mini-Konsolen zu kaufen, die Nintendo, Sega und andere Spielekonsolenhersteller*innen in den letzten Jahren so angeboten haben. Vor einigen Jahren bin ich aber auf diesen Adventskalender gestoßen, der doch sehr ähnlich zu einem Atari 2600 aussieht (eine der ersten Heimspielekonsolen). Warum also nicht diesen vergleichsweise billigen Adventskalender zu Mini-Konsolen kaufen, wo man sich die Konsole sogar selber zusammenbauen kann? (wie bei einem Modell-Kit)

Kurz gesagt und schon vorweg genommen: Das “Gerät” was man hier zusammenbaut, hat rein gar nichts mit den Spielekonsolen von damals zu tun und die Aufmachung soll wohl auch eher täuschen und falsche Werbung machen. Dennoch ist der Adventskalender kein völliger Reinfall, sondern tatsächlich ganz interessant geworden…

Aufbau und Spiele des Adventskalenders

Der Adventskalender von Franzis ist 2019 erschienen und seitdem liegt er glaube ich auch in unserer Wohnung rum. Da natürlich keine Jahreszahl auf ihm angegeben ist, wird der Adventskalender auch jedes Jahr neu verkauft bzw. neu in die Ladentheke gelegt. Der Preis schwankt irgendwo zwischen 20 und 30 Euro, wobei wir ihn für etwas mehr als 10 Euro gekauft haben, weil er für 50% Nachlass nach den ersten Adventstagen verkauft wurde. Wie im Einführungstext schon oben erwähnt, war ich deshalb an dem Kalender so interessiert, weil ich gedacht habe: “Was? Eine Retro-Minikonsole für nur um die 10€, die man selber zusammenbauen kann? Na klar, nehm ich!” – naja, hier lag ich doch bei weitem daneben.

Werbebild mit den Bestandteilen des Kalenders von FRANZIS

Der Adventskalender hat, wie sollte es auch anders sein, 24 Türchen. Jedes davon entspricht mit den jeweiligen Bauteilen darin einem neuen Spiel, welches man zusammenbauen kann. Da ich den Kalender erst später bekam (wie gesagt erst einige Tage im Advent gekauft) habe ich auch sofort mehrere Türchen aufgemacht, was eher ein Fehler war, weil ich dann Widerstände auseinanderhalten musste, die oft sehr ähnlich aussehen. Hier komme ich auch zum ersten kleinen Kritikpunkt: Gelbe Linien auf Widerständen sind praktisch nicht erkennbar, weil die Widerstände selber fast im selben Gelbton sind.

Die ersten Spiele, logischerweise mit wenig Bauteilen, waren deshalb auch sehr simpel. Oft hat es sich hier eher um einfache Dinge gehandelt, wie ob ein Kabel richtig gelegt ist, ein Münzwurf oder ein “Spielautomat” mit zufälligen leuchtenden LED-Lampen. Da aber die “Zufälligkeit” hier doch nicht immer so gut war (z.B. hat eine LED langsamer geblinkt als die andere), waren die Spiele auch so lala.

Interessant wurde es bei Türchen 6 mit dem “Heißen Draht” – dennoch war dies auch nicht so sauber umgesetzt. Hierzu zwei Gründe: Zum einen war es die Länge des verfügbaren Drahts. Dieser ist mit roten Gummi ummantelt und vielleicht nur insgesamt 30cm lang. Da man aber schon diesen verwendet musste, um kleine Verbindungskabel abzuschneiden, ist nicht viel dafür übrig geblieben. Kaum genug, um daraus einen langen Draht rauszunehmen, der als Labyrinth für den heißen Draht dienen kann. Außerdem, weil der Draht komplett ummantelt war, wäre ein Ablösen des roten Mantels eine immense Arbeit gewesen. Zum Glück hatte ich noch Draht von meinen Model-Kits und vom Cosplay-Bau, weshalb ich stattdessen diesen nutzen konnte.
Der andere Grund ist der Aufbau an sich, denn nicht nur der Draht selber muss mit dem Steckbrett verbunden sein, sondern auch der “Ring”, der von der Person geführt wird (sonst würde kein Fehlerton entstehen). Man kann den Ring also nicht wirklich gut um Kurven bewegen und drehen, wenn dieser immer noch per Draht mit dem Brett verbunden ist.

Weiterführend mit “langen Drähten” gab es auch bei Spiel 11 einen Lügendetektor. Dieser verändert seinen Ton, wenn man mehr lügt (also schwitzt), aber wie man sich vorstellen kann, hat das auch nicht so prima funktioniert.

Aufbau Spiel 11: Ein Lügendetektor mit Drähten an zwei Fingern

Später habe ich begonnen die Spiele mit der Kamera aufzunehmen, weil Nathalie durch Aikido zum “Bastelabend” oft verhindert war, ich ihr die Spiele aber zeigen wollte, bevor ich mit dem nächsten Türchen das Brett wieder umbauen musste. So ging es mit Türchen 12 weiter, dem “Hörtest”. Kaum als eigentliches Spiel zu bezeichnen, wird hier ein immer höher werdender Ton abgespielt, den man irgendwann angeblich nicht mehr hören kann. Für Katzen und Hunde sollen einige dieser Töne auch nervig sein… und zumindest ist Yuri bei dem Test auch aufgestanden 😅 Aber ob der kleine Lautsprecher wirklich solche Töne erzeugen kann, wag ich irgendwie zu bezweifeln. Ich glaube er hat einfach irgendwann aufgehört die höheren Töne abzuspielen.

Kurz wiederum darauf gab es ein Spiel zu “Tennis”. Hier denkt man vielleicht an etwas wie Pong (was ich bei einer Retro-Konsole mit Bildschirm erwartet hätte), aber es waren nur ein paar LEDs, die von links nach rechts blinken und wieder zurück. Und wenn es ganz links blinkt, muss man einen Schalter drücken, damit es weiter geht… nicht gerade spannend, wie auch das Video zeigt.

Bis 24 haben sich viele Spiele irgendwie thematisch wiederholt, wenn es entweder um Reaktion oder Zufallsereignisse ging. Erst das letzte Spiel zu Türchen 24 war dann wirklich wieder gelungen. Es handelte sich um das bekannte “Simon Says”, wo ein Muster vorgegeben wird was sich immer um ein Element verlängert und man muss es nachdrücken. Ich war schon vorher verblüfft, wie man überhaupt nur durch Stromleitungen und Widerständen verschiedene “Melodien” erzeugen kann, aber ein Spiel, was zufällig Muster mit Lämpchen vorgibt und diese immer mehr erweitert mit Sieges- und Niederlagen-Fanfare, das hat mich schon umgehauen. Am Ende konnte man das Steckbrett mit allen Teilen auch in die zusammengeklebte Papierbox hineinlegen, sodass es wirklich wie eine Retro-Konsole aussieht.

An den Videos kann man wohl schon erkennen, dass die Teile nicht immer sauber auf das Steckbrett gepasst haben. So sind manchmal Kabel wieder rausgerutscht oder, was oft der fall war: Die Schalter, besonders beim Drücken, waren nur sehr wackelig und wurden auch nicht immer erkannt. Auch interessant zu nennen ist, dass die Beschreibung bzw. das Inventar einmal nicht richtig hingehauen hat. So sollte in Türchen 5 eine gelbe LED sein, aber es war eine blaue drin. Deswegen sah mein Aufbau rein nach Skizze auch immer leicht falsch aus. Erst bei Türchen 23 sollte dann die blaue LED drin sein, aber ( wer hätte es gedacht) war hier dann die gelbe drin. Man hatte sie also vertauscht. Fraglich, ob das hier ein Einzelfall war oder man in mehreren Produktreihen diesen Fehler gemacht hat. Zumindest auf den Produktfotos in Shopseiten kann man erkennen, dass es scheinbar leicht verschiedene Versionen dieses Kalenders gibt, für die man aber scheinbar nur einige Farben getauscht hatte.

Fazit

Ich persönlich habe mich immer schwer getan mit Elektrotechnik umzugehen. In Vorlesungen war ich hierzu eher passiv und mit Arduino und Co wollte ich immer viel machen, aber kam auch nie richtig in Kontakt damit. Der Kalender ist für Jung und Alt ein schöner Einstieg, um in das Thema reinzukommen. Sicher ist es eine kleine Täuschung hier das Design einer alten Spielekonsole zu wählen und das Material ist auch hier und da etwas mager (wie zu wenig Kabel und wackelige Schalter), aber insgesamt hat es doch Spaß gemacht die Spiele zusammenzubauen und es war beeindruckend, was man mit wenigen Mitteln schon erreichen kann.

Meine Bewertung: ★★★★☆

  • 24 Spiele mit einigen richtig guten Ideen
  • Gelungener Einstieg in Elektrotechnik mit erklärenden Infokästchen
  • Überraschende Ergebnisse mit nur wenig Technik
  • Trügerische Werbung durch Atari Retrokonsolenform
  • Teilweise knapp bemessenes oder billiges Material
  • Erklärungstexte teilweise etwas unverständlich zum Aufbau formuliert