Der Thüringer 3-Türme Weg – Ein Selbstexperiment
Nachdem Kevin und ich mit Freunden vor kurzem bereits eine Teilstrecke des Thüringer 3-Türme Weges gelaufen sind, wollte ich es noch einmal wissen. Am letzten Samstag im Mai hatte Kevin ein großes Kartenturnier und war dadurch den ganzen Tag beschäftigt. Da das Wetter aber recht vielversprechend war, beschloss ich meine bisher unbenutzten Wanderstöcke auszupacken und den 3-Türme Weg alleine zu laufen. Kevin und ich standen beide am frühen Morgen auf. Kevin, um sich auf sein Turnier vorzubereiten und ich, um meinen Rucksack zu packen und Proviant vorzubereiten. Es gab einen Kichererbsen-Avocado Salat und einen Erdbeeren-Weizen-Rucola Salat. Zusätzlich nahm ich natürlich noch eine Flasche Wasser mit.
Der eigentliche Start des 3-Türme Weges liegt in Belvedere, knapp 4km von unserer Wohnung entfernt. Da die Strecke nach Belvedere hoch recht schön ist, beschloss ich diesen Weg bereits zu Fuß zu absolvieren. Der erste Turm, der Hainturm, befindet sich in der Nähe vom Schloss Belvedere mit seinem hübschen Park. Zum einen kannte ich den Weg vom Schloss bis zum Turm bereits, weil er anders herum auch schon Teil des Bauhaus-Marathons war, den ich 2019 in der Staffel gelaufen bin. Zum anderen begegneten mir nach kurzer Zeit bereits kleine Schilder mit dem Logo des Weges, welches die drei Türme repräsentiert. Diese Schilder wurden für den Rest des Tages meine stetigen Begleiter. Neben dem Hainturm gibt es eine kleine Waldschenke und eine Mini-Ruine. Auf den Turm selber kann man leider nicht heraufsteigen, da er renovierungsbedürftig ist. Es gibt seit längerem schon eine Initiative für die Renovierung und es sind schon einige Spendengelder zusammen gekommen, aber noch ist das Vorhaben lange nicht abgeschlossen.
Vom Hainturm aus startete der gefühlt längste Abschnitt des Weges. Das Wetter zog sich auf dieser Strecke kurz zu, allerdings blieb es trocken. Der Weg führte mich durch viel Wald und durch kleinere Ortschaften wie Köttendorf oder Oettern. Kurz nach Oettern machte ich auf einer Bank Rast um zu Mittag zu essen. Dabei liefen 2 junge Frauen an mir vorbei, die anscheinend auch den 3-Türme Weg wanderten. Ansonsten traf ich aber kaum Menschen an, die den gesamten Weg zu wandern schienen. Stattdessen war ich auf einem Großteil der Passagen komplett allein, was aber sehr angenehm war. Der Weg ist in einem sehr guten Zustand und gut ausgeschildert und zugegeben fühlt man sich in Thüringen auch alleine als Frau zum Glück eher selten unsicher. Die Einzige Ausnahme war, als ich an einer Gruppe Waldarbeitern vorbei lief, die meinten mir ganz klischeehaft dumme Sprüche hinterher zu rufen.
Um den Carolinenturm zu erreichen muss man eine kleine Schlaufe laufen. Dies sollte einen aber nicht dazu verleiten lassen diesen Turm auszulassen, denn von allen drei Türmen war dieser der Schönste. Ich ging die Schlaufe rechtsrum im Uhrzeigersinn und so führte mich ein Waldweg hoch, der oben auf einen Feldweg mündete. Von dort aus hatte man einen super Ausblick über die Landschaft. Zu meiner rechten erstreckte sich hier vom weiten auch schon der Turm. Um den Carolinenturm herum befindet sich ein sehr schönes Picknick-Areal, welches auf der einen Seite von Wald umgeben ist, während der Blick auf der anderen Seite frei war und sich in ein schönes Panorama aus kleinen Ortschaften, Feldern und Windrädern erstreckte.
Nach der üblichen Foto-Pause ging es weiter nach Bad Berka zum letzten Turm, dem Paulinenturm, welchen wir bereits bei unserer letztem Wanderung besucht haben. Das Ende der Carolinenturm-Schlaufe führte mich auch noch am Rande der Ortschaft Kötsch vorbei, wo zeitgleich ein Oldtimer-Treffen stattfand. Der Weg nach Bad Berka war fast ausschließlich Waldweg. Im Gegensatz zum letzten Mal, war der Paulinenturm diesmal geöffnet und man konnte gegen eine kleine Spende hoch. Zugegeben war es etwas kompliziert mit den Wanderstöcken in der Hand auf die Aussichtsplattform zu gelangen, da man dafür eine recht schwere Tür passieren musste während man selber auf einer alten Holzleiter stand. Vom Turm aus konnte man dafür bis nach Weimar zurück blicken. Außerdem hatte ich zu besagtem Zeitpunkt den gesamten Turm für mich alleine. Zwar picknickte unten noch eine Familie mit Kindern, die waren aber vorher schon auf dem Turm.
Bei unserer letzten Wanderung mussten wir den relativ steilen und unbefestigten Weg zum Paulinenturm hinauf steigen, diesmal musste ich diesen Weg runter, was allerdings nicht weniger unangenehm war, da ich an manchen Stellen ordentlich ins Rutschen kam, mich aber dank der Wanderstöcke aufrecht halten konnte. Aber hier kannte ich den Weg auch schon, da dies nun die Strecke war, die wir zuvor gewandert sind. Nach einiger Zeit rief mich Kevin an, um mir vom Turnier zu berichten. Erstaunlicherweise blieb der Telefonempfang stabil, sodass wir problemlos telefonieren konnten. In Buchfahrt passierte ich eine Familie mit Kindern, die freudig einen kleinen, verspielten Hundwelpen an der Leine ausführten. Ich musste etwas schmunzeln, als ich hörte, dass der Welpe anscheinend Yuri hieß.
Erschöpft kam ich schließlich in Belvedere an, wo es letztendlich sogar auf die letzten Meter anfing zu regnen. Ich gab Kevin Bescheid, der mir entgegen kam, sodass wir uns auf Höhe des Bienenmuseums hier in Weimar trafen und gemeinsam über den Ilmpark nach Hause gingen. Zusammenfassend kann ich behaupten den Tag voll genutzt zu haben. Ich bin schon sehr stolz auf mich diesen langen Weg gemeistert zu haben. Alleine würde ich diese Wanderung allerdings nicht noch einmal antreten, da es an manchen Stellen schon etwas einsam war. Sollten Freunde oder Bekannte den Weg allerdings laufen wollen, so würde ich mich ihnen sicherlich anschließen wollen.