Weiß Schwarz TCG
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In diesem Beitrag soll es um unser Hobby “Weiß Schwarz” gehen, ein Sammelkartenspiel (Trading Card Game, kurz TCG), welches Nathalie und ich spielen. Es war sogar praktisch eines der ersten Themen, als wir uns zum ersten mal getroffen haben. Im Folgenden will ich erst einmal erklären, was dieses Kartenspiel überhaupt ist bevor ich aufzeige wie wir dazu gekommen sind. Zum Schluss und auf der nächsten Seite, zeige ich unsere aktuellen Decks.
Was ist Weiß Schwarz und was macht es besonders?
Wie bereits erwähnt ist Weiß Schwarz ein Sammelkartenspiel, dass von dem japanischen Multimedienunternehmen Bushiroad 2008 entwickelt wurde. Es reiht sich damit zu anderen TCGs wie Yu-Gi-Oh!, Magic oder Pokémon ein. Bushiroad hat noch andere Kartenspiele wie “Cardfight!! Vanguard” oder “Future Card Buddyfight”, welche aber im Westen kaum bekannt sind. Trotz des deutschen Namens “Weiß Schwarz” erschien das TCG bisher aber nur auf Japanisch und auf Englisch, was auch zeigt wie klein der Markt hierfür eigentlich ist. Dazu kommt, dass es im Englischen viel weniger Sets gibt und diese auch nicht immer der Erstveröffentlichung aus dem Japanischen entsprechen (z.B. anders übersetzte Effekte oder komplett andere Karten). Nur selten erscheint auch ein exklusives englisches Set. Der Name “Weiß Schwarz” selbst hat dabei keine große Bedeutung. Es gibt Sets die der Weiß-Seite zugeteilt werden (eher niedliche oder zauberhafte Franchises, shoujo-artig) oder aber der Schwarz-Seite (meist eher dunkler und ernster, shounen-artig). Doch was macht Weiß Schwarz so besonders, wo es doch so viele andere TCGs gibt, die auch noch populärer sind? Ich breche es mal auf zwei markante Eigenschaften herunter: Die diversen Sets und das eigentliche Spielsystem.
Während andere TCGs wie Yu-Gi-Oh! oder Magic “nur” Karten aus ihren eigenem Universum veröffentlichen (dennoch sehr divers in sich), bedient sich Weiß Schwarz einfach mit jedem Set eines anderen Anime bzw. naheliegenden Mediums (wie Games oder Light Novels). So gibt es zum Beispiel Sets von bekannten Anime wie “Attack on Titan”, “Sword Art Online”, “Goblin Slayer”, “Konosuba”, oder Spielen wie der Persona-Reihe oder gar größere westliche Franchises wie “Star Wars”, “Marvel” oder einige Pixar-Filme (aber nur im Japanischen). Man kann praktisch sein eigenes Lieblings-Franchise spielen und gegen andere Franchises antreten. Dabei besteht so ein Set häufig aus rund 100 verschiedenen Karten, welche dann z.B. eine Staffel einer Serie abdecken. Es macht schon Spaß, wenn man zum Beispiel seine Eren Jaeger und Mikasa Ackermann gegen Titanen aus “Attack on Titan” kämpfen lässt, “Killa la Kill” gegen “Gurren Lagann” spielt (beides von Studio Trigger) oder völlig fremde Franchises wie “Goblin Slayer” gegen “Card Capture Sakura” antreten lässt. Auch “Waifu”-Decks sind dabei keine Seltenheit. Hierbei werden nur weibliche Charaktere aus einer Serie gespielt, wie z.B. Rem aus “Re:Zero”, Chitoge aus “Nisekoi” oder Kanbaru aus “Bakemongatari”. Theoretisch gehen natürlich auch Decks mit nur männlichen Charakteren. So oder so kommt immer eine gute Stimmung auf, besonders wenn man seine Lieblingscharaktere spielen kann und dessen besondere Eigenheiten aus der Serie sich ebenfalls in dem Kartenspiel widerspiegeln. Man kann zum Beispiel Darkness und Vanir aus “Konosuba” spielen, die abhängig davon wer gerade eine bestimmte Maske trägt ständig ihre Persönlichkeiten tauschen. Im Spiel wird dies dann so umgesetzt, dass man die entsprechenden Karten gegeneinander tauschen kann.
Die andere markante Eigenschaft ist das Spielsystem selber mit seinen Leveln. Die meisten anderen Kartenspiele sind so aufgebaut, dass man entweder von Anfang an mehr oder weniger alles sofort spielen kann (wie in Yu-Gi-Oh!) solange man bestimmte Voraussetzungen erfüllt oder dass man mit der Zeit Ressourcen sammelt und dadurch stärkere Karten spielen kann (wie in Magic). Obwohl Weiß Schwarz auch “Stock” als Ressource hat, liegt die eigentliche Begrenzung und Aufbau des Spiels in den Leveln, die auf den Karten von 0 bis 3 gehen. Beide Spieler*innen starten mit Level 0 und können Karten mit höheren Level im Normalfall noch nicht spielen. Deswegen versucht man auf niedrigerem Level eher Stock zu sammeln und die Karten für das höhere Level vorzubereiten. Das Ziel ist es den Gegenüber auf Level 4 zu bringen, was Game Over für sie oder ihn bedeutet. Gleichzeitig kann die Person mit höherem Level aber auch stärkere Karten spielen, wodurch es immer zu einer Art Ausgleich im Spiel kommt und das Ende immer spannender wird. Es kann also im Normalfall nie zu einer völligen Dominanz einer spielenden Person kommen (außer eines der Decks ist schlecht strukturiert), wie es oft in anderen TCGs der Fall ist. Dazu kommt, dass die Karteneffekte selber recht repetitiv sind und sich in den Sets wiederholen, weshalb diese auch von der Community oft abgekürzt werden, wie “Riki” oder “Musashi” (nach der ersten Karte benannt, die diesen Effekt hatte). Man hat also keine unendlichen langen und einzigartigen Textblöcke auf den Karten (wie in Yu-Gi-Oh!), sondern reguläre Effekte, die sich oft zumindest zwischen den Sets wiederholen.
Man könnte sicher noch andere positive Besonderheiten aufzählen, wie dass Angriffe gleich Schaden, Stock und Effekte/Trigger bedeuten, was es strategisch interessant macht vielleicht nicht immer anzugreifen, oder dass die Seltenheit der Karten meist so verteilt sind, dass man an jede gut rankommt und nur unterschriebene Karten (“Signed”) Mangelware sind (praktisch nur Geld für “Kosmetik”), aber das würde hier zu weit gehen. Weiter unten werde ich noch auf die “Nachteile” des Spiels eingehen. Zunächst will ich aber dazu kommen, wie wir zu Weiß Schwarz gekommen sind.
Wie kamen wir zu Weiß Schwarz?
Die Erklärung wie Nathalie zu Weiß Schwarz kam ist kurz: Über mich. Als sie zum ersten mal in meine damalige Studenten-WG kam, haben wir sofort mal eine Partie gespielt. Sie kannte bis dato keine TCGs und wollte deshalb einfach mal sehen, wie diese zu spielen sind – und wie bereits oben erzählt, kann man schnell Leute damit anwerben, dass sie ihnen bekannte Franchises spielen können. Um zu beantworten, wie ich zu Weiß Schwarz gekommen bin, muss ich etwas größer ausholen…
Bereits in meiner Kindheit habe ich diverse TCGs gespielt. Angefangen mit Pokémon in der Grundschule, Yu-Gi-Oh! am Anfang und später im Gymnasium und zwischendurch auch etwas Magic. Durch verschiedene Konsolenspiele wie Final Fantasy VIII, Final Fantasy IX und Trails of Cold Steel oder Online bzw. Mobile Games wie Hearthstone kam ich auch in Berührung mit anderen virtuellen Kartenspielen. Während des Studiums habe ich dann aber praktisch aufgehört (physisch) TCGs zu spielen. Erst durch René kam ich dazu mich mal wieder an etwas Neues zu wagen. In den 2010ern sind recht viele neue japanische TCGs entstanden und wir wollten einfach mal welche antesten, d.h. einfach nur Starter Decks kaufen (nicht zu viel investieren) und dem Sammelkartenspiel eine Chance geben. So kamen wir auch schnell auf Weiß Schwarz, was zu dem Zeitpunkt gegen 2016 vielleicht nur um die 10 englische Sets hatte, aber darunter schon für uns interessante Serien wie “Persona 4”, was ich mir als Trial Deck geholt hatte, und “Bakemonogatari”, was René sich als Trial Deck zugelegt hatte. Uns fiel relativ früh auf, dass die damaligen Standard Trial Decks noch nicht viel hergaben, weshalb wir uns kurz darauf (weil uns das Spielsystem gefallen hat) noch Decks und Booster zu “Attack on Titan” und “Kancolle” gekauft haben.
Danach ist der Stein ins Rollen gekommen und ich habe mir zusätzliche Decks und Booster zu Serien wie “Sword Art Online” und “Konosuba” geholt, während René immer mehr die Monogatari- bzw. Kancolle-Sets zu Decks ausgebaut hat. Nathalie kam später dazu, indem sie meine “Sword Art Online” Karten übernommen hat. Danach hatten wir uns noch andere Sets geholt wie “Goblin Slayer” oder “Adventure Time”. Eine Auflistung unserer aktuellen englischen Decks mit Fotos zeige ich auf der nächsten Seite. Mit der Zeit konnten wir auch noch ein paar andere Leute in Weimar hierfür begeistern. Unser Enthusiasmus führte sogar soweit, dass wir selber das Regelwerk von Weiß Schwarz erweitert haben, sodass man es mit 2+ Spieler*innen spielen kann. Wir haben es “Weiß Schwarz Battle Royale” genannt und sogar eine eigene Webseite dazu entworfen. Da die Webseite nun aber auch schon recht alt geworden ist, wir erfahrener geworden sind und auch die Regeln sich leicht geändert haben und neue Effekte dazu gekommen sind, ist das Battle Royale wohl auch nicht mehr so gut anwendbar. Zumindest haben schon damals Matches zu viert rund 1,5 bis 2 Stunden gedauert, während ein normales Match zu zweit eher nur 30-45 min geht. Weiterhin kam ich auch auf die Idee einen schwarzen Beutel mit dem Spielfeld von Weiß Schwarz zu bedrucken, sodass ich diesen zum Beispiel auf der Leipziger Buchmesse als Spielmatte und Tragebeutel für Merchandise gleichzeitig verwenden konnte.
Irgendwann war dann aber auch das Studium vorbei, Freunde mit denen man Karten gespielt hat sind weggezogen und zu guter Letzt kam auch noch Corona. Kartenspielen vor Ort war einfach nicht mehr möglich. So ist es passiert, dass wir Spiele virtuell über Webcam durchgeführt haben. Dazu muss man “nur” seine Webcam, am besten mit einem Stativ oder Greifarm, über den Tisch platzieren und das Spielfeld praktisch verkehrt herum abfilmen und streamen. Über Discord funktioniert das ganz gut, solange man zumindest stabiles Internet und keine all zu schlechte Kamera hat. So wurden über die Jahre auch viele offizielle Turniere von Shops oder auch von Bushiroad selber online veranstaltet. Dadurch war es leichter an solchen Events teilzunehmen, anstatt hierfür in irgendeine Großstadt fahren zu müssen. So habe auch ich an einigen Turnieren teilgenommen, kam aber bei den größeren immer nur knapp unter die bessere Hälfte aller Spieler (also ca. 60% meiner Spiele gewonnen), was nie zu den finalen Duellen gereicht hat. Ansonsten spielen wir aber oft noch in kleiner Runde am Samstag.
Nachdem ich aber in den bisherigen Abschnitten fast nur positiv über das Weiß Schwarz TCG gesprochen habe, will ich jetzt auch noch zu seinen “Schattenseiten” kommen…
Nachteile von Weiß Schwarz
Natürlich ist Weiß Schwarz nicht das “perfekte” TCG. Ähnlich wie jedes andere Sammelkartenspiel hat es auch mit seinen Nachteilen zu kämpfen und auf einige davon will ich in den folgenden Paragraphen eingehen.
Was wohl ein Schlüsselwort in jedem Sammelkartenspiel ist, ist der Begriff “Power Creep”. Dieser bedeutet, dass Aktualisierungen eines Spiels dazu führen, dass neue Elemente (in dem Fall Karten) deutlich stärker sind als die alten und diese dadurch fast unbrauchbar werden – zumindest wenn man in der aktuellen Meta (Rang der besten Karten, die zurzeit gespielt werden) noch was erreichen will, z.B. auf Turnieren. Hiergegen lässt sich sagen, dass durch das Level-System (wie weiter oben beschrieben) auch alte Decks immer noch eine realistische Chance auf einen Sieg haben können und dass neue überstarke Karten und Strategien nicht so oft vorkommen, wie vergleichsweise in anderen TCGs. Die groben Effekte bleiben bei den meisten Sets ungefähr gleich und es wird nur alle 1-2 Jahre mal ein komplett neuer Effekt eingeführt, der die Meta etwas zerrütten kann. Im Allgemeinen bleiben Karten immer ausbalanciert, d.h. wenn eine Karte zum Beispiel +500 Power mehr hat als im Normalfall, dann hat sie dabei einen negativen Effekt, der sie schlechter spielen lässt.
Ein anderes Problem, welches das Pokémon TCG in den letzten Jahren hart getroffen hat und ebenfalls in Weiß Schwarz immer mehr Einzug hält, sind die “Investoren”. Das sind wenige Leute, die ganze Ladenbestände von neuen Sets leer kaufen, um entweder garantiert an einzelne wertvolle Karten ranzukommen (die locker mal einen Wert von über 1000€ oder mehr haben können) oder die die versiegelten Boxen aufbewahren, um sie einige Jahre später für ein Vielfaches des Preises wieder zu verkaufen. Während das erste mehr mit Glücksspiel vergleichbar ist, um mit prozentualer Schätzung an die teuersten Karten zu kommen, ist das zweite eher wie das Kaufen von Aktien, in der Hoffnung, dass diese ihren Wert mit der Zeit steigern. So oder so, führt es aber zu einer künstlichen Verknappung und damit zu einer extremen Preissteigerung von einigen Karten. Dabei sind es noch nicht einmal immer die “starken” Karten, die immer knapper werden, sondern manchmal auch die freizügigen weiblichen Charakter-Karten (von denen es nicht wenige gibt), die dadurch ebenfalls selten sind. Durch diese Praktiken werden nicht nur starke oder beliebte Karten knapp gehalten, sondern auch die Anzahl der häufigen Karten werden ebenfalls geringer, weil diese oft bei Bulk-Käufen weggeschmissen werden, da natürlich niemand Zeit hat diese einzeln noch online zum Verkauf zu stellen (wie wertloses Papier). Einfache Spieler*innen, die sich aufgrund des Preises nicht zum Verkaufsstart mehrere Displays von einem Set kaufen können, haben es später sehr schwer ein gewünschtes Deck sich zusammenzustellen.
Bushiroad hat zu dem zuletzt genannten Problem aber auch selber beigetragen. Da besonders in den letzten Jahren die Frequenz an neu erschienen Sets deutlich zugenommen hat, wurden die älteren dadurch auch meist vernachlässigt. Wenn man zum Beispiel ein Fan von älteren Sets wie “Fairy Tale”, “Kill la Kill” oder “Bakemonogatari” ist, so ist es fast unmöglich an bestimmte Karten ranzukommen. Nicht, weil diese von Investoren einfach aufgekauft wurden, sondern weil sie einfach nie in einer neuen Auflage nachgedruckt wurden und deshalb allgemein nur in einer geringen Stückzahl verfügbar waren. Bushiroad trägt also auch selber mit künstlicher Verknappung zu dem Problem bei. Da es sich um abgeschlossene Sets handelt, werden die Karten auch nicht einzeln in neuen Sets wieder aufgelegt (Ausnahme war nur mal “Sword Art Online Re:Edit”), wie es in anderen TCGs oft der Fall ist.
Weiter lässt sich noch sagen, dass Bushiroad teilweise eine Neigung zu bestimmten Sets hat. Obwohl es viele diverse Franchises gibt, wie oben schon genannt, bringt Bushiroad auch viele Sets zu Idol-Animes bzw. Idol-Spielen raus. Das liegt nicht nur daran, dass diese allgemein in Japan populärer als im Westen sind, sondern auch daran, dass Bushiroad diese Anime und Spiele selber produziert. Logischerweise werden deshalb neue Idol-Produkte sofort in ein Set umgewandelt, während andere Franchises wie “Goblin Slayer” (bis jetzt) auf einem Set hängen bleiben, obwohl es weitere Filme oder Staffeln gibt.
Ein letzter Punkt, der nicht wirklich schlimm ist, aber mich dennoch leicht stört, ist die Schreibweise des Namens. Es ist an sich nichts neues, das man in Japan gern deutsche Begriffe verwendet. Das sieht man auch in vielen Animes und Spielen. Dennoch ist es bei Weiß Schwarz noch mal etwas anderes, weil in dem Namen ein “ß” steckt. Als Deutscher mit meist deutscher Tastatur ist dies unproblematisch zu schreiben. Im Ausland hingegen wird man dabei kreativ. Entweder man schreibt es als “ss” (was ja durchaus noch okay wäre als Ersatz), nur als “s”, als griechischer Buchstabe beta “β” (sogar auf der offiziellen Weiß Schwarz Seite!) oder im schlimmsten Fall mit “B”, weil es auch so ähnlich aussieht wie ein “ß”. Dann hat man auf einigen Foren und Fanseiten “WeiB Schwarz” stehen. Aber Bushiroad legt selber dabei noch eine Schippe drauf und zeigt, dass sie selber mit dem “ß” in Fonts nicht richtig umgehen können. So kam vor kurzem zum Beispiel eine offizielle Jubiläums-Box zu einem der ersten Sets raus, Persona 3, wo alle Karten noch einmal in einer speziellen rahmenlosen Neuauflage (nur in Japanisch) angefertigt wurden. Das Problem ist nur, während der Text auf der Box in einer normalen Schriftart geschrieben wurde, hat man das “ß” (oder griechisch “β”?) warum auch immer kursiv gemacht – wahrscheinlich weil dieses in einer anderen Schriftart nur so verfügbar war. Ich, als gelernter Mediengestalter, hab da Augenkrebs bekommen.
Auf der nächsten Seite werde ich unsere aktuellen Decks mit Fotos vorstellen.
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