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Ärzte-Konzert und Album “Nummus Cecidit”

Schon länger wollten Nathalie und ich auf ein Ärzte-Konzert, doch leider hatten diese 2013 ihre letzte offizielle Tour gemacht. Dies änderte sich aber mit ihrem neuen Album “Hell” von 2020 (Review hier), dank welchem die Tour “In The Ä Tonight” angekündigt wurde. Durch Corona wurde diese aber zunächst um ein Jahr verschoben und dann letztendlich sogar ganz abgesagt. 2021 haben die Ärzte aber ein zweites Album veröffentlicht mit dem Titel “Dunkel” (Review hier) womit sie auch eine neue Tour für 2022 ankündigten, die “Buffalo Bill In Rom”-Tour. Für diese hatten wir uns erneut Karten geholt, aber dieses mal sollte das Konzert nicht in den Messehallen in Erfurt, sondern sogar auf dem Domplatz stattfinden! Dieser Standort war so beliebt, dass die Karten sofort ausverkauft waren und man nicht nur am Donnerstag, sondern gleich auch noch am Freitag einen zweiten Termin angeboten hat. Auf dieses Konzert haben wir uns mega gefreut und es fand bereits nur wenige Tage nach unserem Kuba-Urlaub statt.

Das Konzert

Die Hinfahrt war recht angenehm im Zug, da natürlich Erfurt nicht weit von Weimar entfernt ist, und zu Fuß kamen wir auch schnell zum Domplatz. Obwohl Regen mit Gewitter angesagt war, blieb es doch nur bewölkt, sodass wir eigentlich das perfekte Wetter hatten. Da keine Rucksäcke oder andere große Taschen auf dem Konzert erlaubt sind, haben wir tatsächlich nur unsere (Regen-)Jacken mitgenommen, wo wir zumindest ein paar Jackentaschen hatten. Wir sind bereits zum Einlass um 16 Uhr auf das Gelände reingegangen. Da war es noch recht leer, aber dafür konnten wir ungestört zu den Merchandise-Ständen und uns auch die Getränke- und Essensangebote anschauen. Wir haben uns auch direkt zwei T-Shirts gekauft. Nathalie ein Tour-Shirt mit den Tour-Daten von Erfurt und vorne drauf ein halb-Alien/halb-Gwendoline-Motiv und ich ein einfaches T-Shirt mit der Aufschrift “Alles ist Punk” (aus der ersten Single “Morgens Pauken” aus dem Album “Hell”), was mir aber mit seinem einfachen Design sehr gefallen hat. Die Shirts konnten wir recht gut in der Jacke oder um Hüfte gebunden verstauen, sodass sie nicht gestört haben. Viele Gäste haben diese sogar sofort dort angezogen. Weiterhin habe ich mir einen Getränkebecher geholt, auf dem auch das Tour-Thema abgebildet war. Trotz Pfand, gab ich diesen natürlich nicht zurück.

Weiterhin fiel uns auf, dass auch das Album “Nummus Cecidit” als Schallplatte dort exklusiv beim Konzert verkauft wurde. Die Ärzte machen dies öfter, so gab es zum Beispiel auch eine Economy-Version vom Album “Jazz ist anders” auf der damaligen Tour. Für uns und auch für einen Freund wollten wir dieses Album kaufen, aber da es gerade zu viel Platz wegnehmen würde und wir noch über 5 Stunden stehen müssten, kauften wir es erst nach dem Konzert. Auf das Album selber komme ich später noch mal zurück.

Nach langem warten bis 18 Uhr, als sich auch immer mehr die Menschen auf dem Platz versammelten, ging das Programm der Vorband los. An dem Tag hat “DONOTS” vor den Ärzten gespielt, was tatsächlich eine positive Überraschung war, weil auch sie echt gute Songs hatten. Diese spielten bis ca. 18:45 und es dauerte bis 19:30 die ganze Bühnendekoration für die Ärzte aufzubauen. Sie bestand neben den zwei großen Seitenbildschirmen rechts und links aus vielen sechseckigen Lampen im Hintergrund. Die Kameras, die die Nahaufnahmen der Band für die Seitenbildschirme aufnahmen, waren praktisch direkt neben uns, da wir auch ungefähr in der Mitte des Platzes standen. Weiter vorne war die Bühne und hinter uns die Zuschauertribüne mit Sitzplätzen. So, wie wir es verstanden hatten, war die Zuschauertribüne nur für geladene Gäste. Später haben wir erfahren, dass man auch dort einfach frei sitzen konnte – schließlich hatten die Plätze auch keine Nummerierung. Lustig war, dass sowohl die DONOTS als auch die Ärzte auf die “illegalen” Zuschauer*innen aufmerksam machten, die auf dem Petersberg hinter dem Domplatz saßen. Dort war zuvor die BUGA und man konnte am Hang gut sitzen, und auf den Domplatz schauen.

Das Konzert selber war richtig cool und abwechslungsreich. Neben den komischen Dialogen zwischen den Liedern, haben die Ärzte tatsächlichen abwechselnd aus jedem Jahrzehnt ihrer ca. letzten 40 Jahre Bandgeschichte etwas gespielt. Dabei hat es uns selber gewundert, wie wenig sie aus ihren aktuellen zwei Alben gespielt haben. Farin schien zwischendurch auch hier und da textliche Aussetzer gehabt zu haben, was sie darauf geschoben haben, dass sie doch zu wenig Proben (Zitat Bela B.: “Arbeiten? Ich bin doch nicht Musiker geworden, damit ich im Monat ein Lied mehr als ein-zweimal spielen muss.”). Dafür hat aber Rod auch einige Lieder mehr mitgesungen. Ich hatte schon die Befürchtung, dass er irgendwie Probleme mit der Stimme hat, weil er auf den letzten beiden Alben nur jeweils einen Song hatte und im letzten das Lied auch nur “geschrien” hat. Aber die Sorge war vorbei, als auch er bekannte Songs wie “1/2 Lovesong” aufführte. Dennoch haben irgendwie die Klassiker gefehlt. Und obwohl das Konzert bis 22 Uhr gehen sollte, wollten die Ärzte sich auch schon gegen 21:30 verabschieden. Natürlich kamen sie aber wieder und haben dann all ihre Klassiker noch nachgeholt, wie “Unrockbar”, “Junge” oder als letzten Song “Zu spät”.

Gegen 22 Uhr war es nun natürlich schon sehr dunkel geworden. Erst einmal mussten wir uns aus der Menge rausquetschen und unser Ziel war nicht direkt der Ausgang, sondern der Merchandise-Stand daneben. Wir dachten erst das Album “Nummus Cecidit” gäbe es nur auf Schallplatte mit MP3-Download, aber tatsächlich wurde es auch auf Hörkassette und CD verkauft. Also haben wir zwei Exemplare auf CD gekauft – für uns und für den besagten einen Freund. Danach sind wir zum Ausgang und man hat gemerkt wie die ganzen Gäste des Konzerts nun durch die Innenstadt zum Bahnhof liefen. Dort entstand dann auch ein Problem, welches abzusehen war. Viele kamen natürlich aus der östlichen Richtung, wo Weimar, Jena oder auch Leipzig liegt, aber nach Weimar gab es als ersten größeren Ort nur Schienenersatzverkehr. Dort wurde auf der Strecke gebaut und nur tagsüber ist ab und zu mal ein normaler Zug gefahren. Abends kam nur der Bus. Dies führte dazu, dass sehr viele Leute an der Haltestelle standen und wenn mal ein Bus kam, dieser zum Erbrechen vollgestopft war. So kamen wir auch erst in einen Bus, der kurz nach 23 Uhr da war und durften weiterhin die ganze Fahrt stehen. Das hätte die Bahn wirklich besser kalkulieren können, zudem die Konzerttermine bekannt waren inklusive der Menschenmassen die sie erzeugen würden. Kurz vor Mitternacht waren wir aber dann zu Hause und es war doch ein sehr toller Tag gewesen.

Das Album “Nummus Cecidit”

Ich will keine ausführliche Review machen, wie bei den Alben “Hell” und “Dunkel“, aber zumindest kurz auf die Lieder eingehen. Das Album ist grundsätzlich in zwei Teile und Themen geteilt (ähnlich wie eine Musikkassette). Seite A mit den Liedern 1 bis 6 hat das Thema “Rockabilly”, während Seite B mit den Liedern 7 bis 12 das Thema “Ska” hat. Im Folgenden habe ich mal alle Lieder aufgelistet und welche eigentlichen Lieder sie “parodieren”.

  1. Kerngeschäft-Bop (“Kerngeschäft (feat. Ebow)” aus “Dunkel”)
  2. Krafthaut (“Kraft” aus “Dunkel”)
  3. Abends Billy (“Morgens Pauken” aus “Hell”) -> nicht auf Youtube
  4. Woodburger Me Tender (“Woodburger” aus “Hell”)
  5. Nie Wieder Stereo, Nie Mehr High Fidelity! (“Nie wieder Krieg, nie mehr Las Vegas” aus “13”)
  6. Dünkel (“Dunkel” aus “Dunkel”)
  7. Warum Bricht Niemand Diesen Gitarristen? (“Warum spricht niemand über Gitarristen?” aus “Hell”)
  8. Achtung Billyfeld (“Achtung: Bielefeld” aus “Hell”)
  9. Leben Vor Dem Ska (“Leben vor dem Tod” aus “Hell”)
  10. Menschenbong (“Menschen” aus “Dunkel”)
  11. Rub-A-Dub-Schrei (“Schrei” aus “Dunkel”)
  12. Abends Skanken (“Morgens Pauken” aus “Hell”) -> nicht auf Youtube
  13. Fazit:

Viele Lieder klingen durch das neue Musikgenre tatsächlich besser. In “Krafthaut” hat man das Gegenteil vom Original gesungen, sodass nun “Worte sind egal” daraus wurde. In “Dünkel” singt Bela B. mit Kinderstimme. Sowohl “Abends Billy” und “Abends Skanken” sind die umgeänderten Version von “Morgens Pauken” (Alles ist Punk). Richtig gut gefällt mir auch “Rub-A-Dub-Schrei”, weil es eine von Rod gesungene Reggae-Version von “Schrei” ist, in der er nicht das ganze Lied schreit, sondern gelassen singt. Insgesamt ist das Sonderalbum richtig gut und man sollte auf jeden Fall mal reinhören, besonders wenn einem vielleicht die Originallieder weniger gefallen haben.