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Buch Review: Final Fantasy XV – The Dawn of the Future

Der Roman “Final Fantasy XV -The Dawn of the Future-” ist 2019 auf Japanisch und 2020 auf Englisch erschienen. Er umfasst vier DLCs (Downloadable Content, also extra herunterladbare Inhalte) zum Spiel Final Fantasy XV als erzählte Geschichte. Leider sind drei der vier DLCs nicht mehr als Spieleerweiterung für das PS4 Hauptspiel erschienen. In diesem Beitrag möchte ich darauf eingehen, wie wichtig das Buch für das ganze Universum des Spiels ist und wie Schade es ist, dass man dessen Inhalt nicht mehr in einem Zusammenhang veröffentlichen konnte. Das Drama fängt aber mit dem Universum des Spiels als solches an, weshalb ich erst einmal auf diese Problematik zu sprechen kommen möchte.

Das Universum von Final Fantasy XV – Ein Fluch

Obwohl Final Fantasy XV eigentlich durch eine sehr gelungene Story und auch gute Inszenierungen glänzen kann, zählt es doch nicht gerade zu den beliebtesten Final Fantasy Teilen. Er ist sogar recht umstritten. Das liegt zum einen an dem Ansatz eine Open World mit Quests in das Spiel einzubauen. Dadurch gab es eine sehr starke Schwankung in der Qualität von Grafik und Dialogführung. Was aber wohl noch viel stärker für Unmut gesorgt hat, ist das unendlich große Medienuniversum, zu dem Final Fantasy XV aufgespalten wurde. Hierzu habe ich eine Tabelle angelegt, die grob chronologisch zeigen soll, welche Franchises rund um diesen Teil der Serie entstanden sind.

TitelBeschreibung
A King's TaleSidescroller Game, erzählt frühere Geschichte von König Regis
Platinum DemoDemo, die Träume vom jungen Noctis zeigen
KingsglaiveCGI Film, der parallel zum Anfang des Hauptspiels spielt
Prologue Parting WaysAudio Drama, spielt kurz vor Abreise zum Hauptspiel
Final Fantasy XVEigentliches Hauptspiel für die Playstation 4
BrotherhoodAnime mit 5 Episoden was Hintergrund der Hauptcharaktere zeigt
Justice Monsters FiveMobile Game, eine Art Flipper
King's Knight -Wrath of the Dark Dragon- Mobile Game, Vertikal-Shooter
Episode GladiolusDLC, welches Story Teil von Gladius während Hauptspiel erzählt
Episode PromptoDLC, welches Story Teil von Prompto während Hauptspiel erzählt
Episode IgnisDLC, welches Story Teil von Ignis während und nach Hauptspiel erzählt
Monster of the DeepVR Spiel für Angeln
A New EmpireMobile Game, Aufbausimulation
ComradesDLC, Co-op Multiplayer
Pocket EditionMobile Spiel, zusammengefasste Version des Hauptspiels
Windows EditionPC-Version des Hauptspiels
Episode CarbuncleManga-Reihe, die Abenteuer der Beschwörung Carbuncle zeigt
Episode Ardyn – PrologueAnime Episode, die Ardyns Vergangenheit vor 2000 Jahren zeigt
Episode ArdynDLC, welche Ardyns komplette Geschichte zeigt
The Dawn of the FutureRoman mit Beschreibung der Episoden Ardyn, Aranea, Lunafreya und Noctis (3 als DLC unveröffentlicht)

Bei so vielen Titeln könnte fast schon Final Fantasy VII neidisch werden. Auch dafür sind weitere Spiele und Romane erschienen (siehe Beitrag zur Buch Review: “Final Fantasy VII: The Kids are alright: Eine Turks-Nebenquest”). Der klare Unterschied zum siebten Teil der Serie ist aber, dass dort mit dem Hauptspiel die Story auch fertig erzählt wurde. Bei Final Fantasy XV ist dies leider gar nicht der Fall. Hat man hier das Hauptspiel durchgespielt, kommt man zwar zu einem Ende, wird aber wohl viele Begebenheiten nicht verstehen oder gar ratlos zurück gelassen. Dabei ist es auch gar nicht ersichtlich, welche der vielen Titel überhaupt sinnvoll etwas zur Story beitragen und welche getrost ignoriert werden können. Die Mobile Games sind zumeist völlig belanglos für die Hauptgeschichte und stellen eher Easter Eggs dar. Hingegen sind die DLC-Episoden, die Anime-Episoden und der CGI-Film schon fast Pflichtmedien, wenn man die komplette Handlung verstehen möchte. Doch leider wurde die Gesamtstory selbst so nicht wirklich “zufriedenstellend” zu Ende gebracht. Das liegt daran, dass 2018 mit “Episode Ardyn” das vorerst letzte Medium zum Spiel rausgebracht wurde. Obwohl dieses DLC durchaus gelungen war, sollte es eigentlich eine Reihe von vier Episoden werden, die zusammen als “The Dawn of the Future” bezeichnet werden sollten. Dieses Vorhaben wurde aber abgebrochen, weil die Arbeit an anderen Franchises bei SquareEnix, wie zum Beispiel “Final Fantasy VII: Remake” oder “Kingdom Hearts 3”, wichtiger war. Erst knapp zwei Jahre später hat man die vier Episoden als einen Roman veröffentlicht. Dieser soll nun zeigen, welches wahre Ende für die Protagonist*innen vorgesehen war.

Der Roman

Das Buch besteht aus rund 400 Seiten, wobei die letzten wenigen Seiten insgesamt 15 unveröffentlichte Farb-Artworks mit Kommentaren zeigen, die noch einmal darstellen sollen, welche Pläne hinter den nicht zustande gekommenen DLCs steckten. Das Buch selber hat noch einen Umschlag auf dessen Vorderseite man Noctis und Lunafreya als Hochzeitspaar sieht, während auf der Rückseite König Regis und Kommandant Ravus zu sehen sind.

Zum Schreibstil selber lässt sich nur wenig sagen, weshalb ich ihm auch nur diesen Absatz widmen will. Die vier Kapitel zu Ardyn, Aranea, Lunafreya und Noctis sind alle recht gut und verständlich zu lesen, zumindest wenn man den Hintergrund der Charaktere bereits durch das Hauptspiel und die anderen Medien kennt. Nur Ardyns Abschnitte lassen sich etwas schwieriger lesen, zumindest wenn Englisch nicht die eigene Muttersprache ist. Ardyn spricht oft in einem sehr alten Englisch, was man sonst nur von Klassikern kennt wie z.B. “Alice’s Adventures in Wonderland”. Damit sollte wohl verdeutlicht werden, aus welchem Zeitalter dieser Charakter eigentlich stammt. Hat man aber vorher die Anime-Episode gesehen oder das zuletzt erschienende DLC gespielt, so ist einem alles dennoch recht verständlich, weil es sich größtenteils um die gleichen Inhalte handelt. Allgemein lässt sich aber sagen (und dies wird auch durch die Illustrationen und Kommentare am Ende des Buchs unterstützt), dass sich einige Stellen eher wie spielerische Kampfpassagen lesen lassen. Natürlich waren die Kapitel als DLCs für das Spiel vorgesehen, wodurch einige Passagen weniger interessant geschildert sind (wie, dass Ardyn 12 Signalmasten zerstören musste, um das Kraftfeld zu schwächen, und dabei mit verschiedenen Wächtern kämpfte).

Im folgenden Abschnitt möchte ich darauf eingehen, warum das Buch so wichtig für das Final Fantasy XV Universum ist und dabei auf die Story eingehen. Ich werde zwar nicht das Ende spoilern, aber doch auf verschiedene Teile der Kapitel eingehen und darauf, was bewusst oder unbewusst im eigentlichen Hauptspiel gefehlt hat. Wer sich also komplett überraschen lassen will, sollte hier einfach direkt zum Fazit springen.

Spoiler

Obwohl das Hauptspiel von Final Fantasy XV eine Geschichte präsentiert, die primär die wundervolle Bande zwischen vier Freunden zeigt, so wird man sich vielleicht doch die Frage am Ende stellen: War jetzt alles nur Schicksal? Von Anfang an (also bereits in der Regierungszeit von König Regis) ist klar, dass Prinz Noctis sich eines Tages für die Welt opfern muss. Er hat die Aufgabe Ardyn in beiden Welten zu besiegen und damit die Astralplage für immer auszulöschen. Dies passiert auch am Ende des Spiels, wodurch Noctis sein tragisches Ende findet und damit nur ein “Spielball der Götter” war. Natürlich wird dieses Ende durch die lange Reise mit Prompto, Gladius und Ignis schön inszeniert… aber kämpft man am Ende eines Final Fantasy Teils nicht gegen die Götter selber, um das Schicksal, den ewigen bitteren Kreislauf, zu beenden? Und welche Rolle spielen überhaupt die Söldnerin Aranea und das Medium Lunafreya, die praktisch völlig bedeutungslos in der Haupthandlung des Spiels geworden sind?
Diese Fragen sollen in dem Roman beantwortet werden. Aranea reist in ihre Heimat zurück, wo sie das Mädchen Sol rettet und sich um diese kümmert. Nach dem Zeitensprung hilft Sol der ähnlich wie Noctis neu erwachten Lunafreya sich in der mit Dunkelheit eingehüllten Welt zurecht zu finden. Lunafreya erkennt das bittere Schicksal von Noctis und möchte ihm helfen die Welt auch ohne sein Opfer zu retten. Dadurch entstehen viele neue Wendungen (auf die ich hier aber nicht genauer eingehen möchte) und die Handlung führt zu einem Ende, welches eher einem Final Fantasy Teil gerecht wird. Tatsächlich werden durch das Buch alle offenen Fragen geklärt und damit auch alle veröffentlichten Medien zu einem Abschluss gebracht.

Fazit

Kurzum lässt sich sagen, dass der Roman Pflicht für jede Person sein sollte, die das Hauptspiel von Final Fantasy XV gespielt und vielleicht auch andere Medien dazu konsumiert hat. Seine bessere Erklärung von vernachlässigten Charakteren aus dem Hauptspiel und die unerwarteten neuen Wendepunkte lassen es auch schnell verzeihen, dass sich einige Stellen eher wie Spielmechaniken lesen lassen, als wirklich wie ein Roman.

Meine Bewertung: ★★★★☆

  • Ein neues Ende, welches eher einem Final Fantasy Teil gerecht wird
  • Die Charaktere Aranea und Lunafreya bekommen endlich die Aufmerksamkeit, die sie verdienen
  • Unerwartete Wendepunkte und neue Erkenntnisse, die einen das Universum aus einem anderen Blickwinkel betrachten lassen
  • Die Erzählgeschwindigkeit schwankt zwischen den Abschnitten
  • Einige Stellen lesen sich wie Kampf- bzw. Questskripte und sind dadurch langweilig
  • Der ewige Hintergedanke, wie gut das Spiel eigentlich hätte werden können