Reisen

Polen (2018)

Warum nach Polen?

Im Sommer 2018 entschieden wir uns nach Polen zu reisen – oder besser gesagt, Nathalies Eltern haben uns mit dem Auto mitgenommen. Der Hauptgrund für diese Reise war, um Nathalies Großmütter zu besuchen, sowohl die mütterlicherseits, die gerade ihren 80. Geburtstag feierte, als auch väterlicherseits. Hinzu kam, dass sich die Reise für mich prima zur eigenen Recherche über die Vergangenheit meiner Familie eignete. Obwohl mein Großvater mit dem Nachnamen “Lang” schon immer in Deutschland gelebt hatte (und auch hier mit 17 Geschwistern keine kleine Familie hatte), kam meine Großmutter ursprünglich aus Polen – aus dem Ort Hindenburg. Zumindest hieß dieser Ort so zwischen 1916 und 1946. Davor und danach heißt er bis heute Zabrze (ausgesprochen ungefähr “Sabsche”). Zabrze ist eine etwas größere Stadt in der Nähe von Kattowitz, in Oberschlesien im südwesten von Polen. Komischerweise, ist das der selbe Ort in dem auch heutzutage Nathalies Großmutter mütterlicherseits wohnt. Leider ist meine Großmutter mittlerweile verstorben, aber ich bekam über meine Tante und die Schwester meiner Großmutter nähere Informationen zu der damaligen Heimat, wie zum Beispiel den Namen der Straße wie sie noch hieß als die Region zu Deutschland gehörte und welche Gebäude in der Nähe zu sehen waren. Wir wollten die Gelegenheit also nutzen um eigene Nachforschungen über die Vergangenheit meiner Familie anzustellen.

Die Fahrt

Bevor die Reise richtig los ging, sind Nathalie und ich bereits wenige Tage vorher zu ihren Eltern nach Hagen gereist. Dort haben wir kleine Wanderungen unternommen und sind Trettboot auf dem Hengsteysee gefahren. Danach sind wir mit Nathalies Eltern zusammen im Auto nach Polen gefahren. Über die knapp 10 stündige Fahrt lässt sich nicht viel berichten. Hier und da gab es etwas Stau, mal ein paar rücksichtslose Autofahrer, aber insgesamt eine eher langweilige aber ruhige Fahrt.

Zabrze

In Zabrze angekommen, haben wir natürlich erst einmal bei der Großmutter gegessen und viel geredet – na ja, zumindest sofern ich überhaupt mitreden konnte, da sich natürlich nur in Polnisch unterhalten wurde und ich das meiste einfach nur brav abgenickt habe.

Die weiteren Tage haben wir uns die Stadt angesehen. Es ist wohl nicht verwunderlich, dass die Stadt auch nicht viel anders aussieht als die meisten deutschen Städte, die man so kennt. Uns sind nur ein paar recht graue Häuser und verlassene Spielplätze aufgefallen, die eine Faszination des Verlassenen und des Verfalls auf uns ausübten ^^’
Ansonsten gab es aber neben normalen Supermärkten wie Lidl, die man auch aus Deutschland kennt, viele (und ich mein damit wirklich sehr sehr viele) ganz kleine Supermärkte, die entweder Żabka (dt. “kleiner Frosch”) oder Biedronka (dt. “kleiner Marienkäfer”) heißen. Diese gab es praktisch an jeder Häuserblockecke, oft nur 50 Meter voneinander entfernt. Zum Teil waren sie sogar rund um die Uhr und an jedem Tag geöffnet. Das hat mich stark verblüfft, da natürlich in Deutschland bestimmte Öffnungszeiten und Ruhetage immer gegeben waren. Schnell habe ich mich auch mit dem “Nationalgetränk” von Polen angefreundet (nein, nicht Wodka) – dem Saft der Sorte Jabłko Mięta der Firma Tymbark. Jabłko Mięta heißt übersetzt einfach nur Apfel-Minze und wird neben Alkohol und Softdrinks in jedem Laden verkauft. Die Frische der Minze in dem Apfelsaft hatte es mir wohl so sehr angetan, weil sie perfekt in die warme Sommerzeit passt. Weiterhin waren wir in einem naheliegenden Park spazieren, wo am Eingang große Löwenstatuen waren. Im Park selber haben wir Leute mit ihren Haustieren Gassi gehen gesehen… unter anderem auch ein Mädchen, was mit ihren Hasen an der Leine im Park war.

An einem Tag haben wir uns aufgemacht das ehemalige Zuhause der Familie meiner Oma zu finden. Dazu hatten wir einen Straßennamen und ein paar wenige Informationen zu markanten Gebäuden, die in der unmittelbaren Umgebung sind. Zu Fuß sind wir in weniger als einer halben Stunde in dem Stadteil angekommen. Dort gab es, wie uns richtig beschrieben wurde, die St.-Josephs-Kirche. Diese hat eine etwas merkwürdige Bauart, im Gegensatz zu anderen Kirchen, da sie aus aus einem großen Block besteht und viele kleine Torbögen an der Front und ein kleines Kreuz am oberen Teil des Gebäudes hat. Direkt daneben war auch ein Gebäude, was es zu damaliger Zeit wahrscheinlich noch nicht gab: nämlich ein riesiges Fußballstadion. Der Fußballverein von Zabrze, Górnik Zabrze, hatte sich nämlich über die letzten Jahre und Jahrzehnte zu einem der größten Fußballvereine in Polen hoch gekämpft. Wir sind alle Straßen in der Umgebung abgelaufen und haben auch teilweise Passanten gefragt, ob sie unsere gesuchte Adresse kennen, doch gefunden haben wir das Haus als solches nicht. Das lag zum einen dran, dass wir nur eine Adresse mit deutschen Straßennamen hatten, hier aber nach dem zweiten Weltkrieg alle Straßen ins Polnische umbenannt wurden, zum anderen aber auch an der Veränderung der Infrastruktur. Die eigentliche Straße konnten wir zwar ausmachen, aber viele Gebäude schienen doch neu aufgebaut, renoviert oder verändert wurden zu sein. Somit war es praktisch unmöglich, dass alte Wohnhaus von damals zu finden, aber man konnte wohl auch nicht viel erwarten. Schließlich hat die Stadt sich in den letzten rund 70 Jahren auch stark verändert. Zumindest konnten wir mehrere Häuser aus der Vorkriegszeit ausmachen. Letztendlich war eines davon wahrscheinlich das Richtige, auch wenn wir bis heute nicht wissen welches. Es war aber interessant, allein aus mündlichen Beschreibungen heraus reale Orte zu entdecken.

Dennoch war nicht alles Friede, Freue, Eierkuchen. Man hat gemerkt, dass man als Deutscher (oder Allgemein als Ausländer) hier nicht gerade mit offenen Armen empfangen wird. Grundsätzlich sollte man bei einem Auto mit deutschen Kennzeichnen nur Garagen oder überwachte Parkplätze verwenden, beim Vorbeilaufen an Passanten am besten nicht Deutsch sprechen und die Preise in Museen oder anderen Attraktionen haben sich um ein Vielfaches erhöht, wenn die Touren auf Deutsch oder Englisch gehalten werden sollten. Dies führte auch dazu, dass wir keine Tour im Kohlebergwerk-Museum Guido in Zabrze gemacht haben, weil diese entweder nur zu unregelmäßigen Zeiten oder zu viel zu teuren Preisen angeboten wurde. Dennoch, um ein Souvenir auch von hier mitzubringen, habe ich ein Stück Kohleseife gekauft (also wirklich ein Stück Seife, dass aber schwarz wie ein Stück Kohle aussieht).

Während wir noch in Zabrze übernachtet haben, sind wir die weiteren Tage noch zu drei anderen Orten gefahren: nach Auschwitz über Tychy, zur Kulturstadt und ehemaligen Hauptstadt Krakau und zum Salzbergwerk in Wieliczka, welches ebenfalls in der Nähe von Krakau liegt.

Seiten: 1 2 3