Reisen

Peru (2019)

Puno, der Titicacasee und kein Entkommen vom Massentourismus

Von Cusco aus ging es in einem fast komplett leeren Luxus-Bus nach Puno am Titicacasee. Die Fahrt dauert etwas länger als gedacht, da sich mancherorts der Verkehr staute oder Straßen komplett gesperrt waren aufgrund von Karnevalsfeiern, wie wir sie bereits in Abancay erlebt haben. Puno liegt mit 3827 Metern über dem Meeresspiegel nochmal ein gutes Stück höher als Cusco. Da hat es uns schon überrascht, dass die Landschaft immer flacher wurde, je näher wir unserem Ziel kamen. Zudem viel uns auf, dass es vermehrt Straßenkontrollen durch die Polizei gab, auch wenn unser Bus davon verschont blieb. Wahrscheinlich wurde aufgrund der Nähe zu Bolivien kontrolliert, da Drogenschmuggel natürlich auch in Peru ein großes Problem darstellt. Leider kam es während unserer Fahrt zu einem sehr unschönen Vorfall. Generell gibt es in Peru so ziemlich überall Straßenhunde. Manche davon sind eher ruhig, es gibt aber auch welche von denen man sich lieber fern halten sollte. So oder so können einem die Straßenhunde in Peru einfach nur leid tun. Es kam häufiger vor, dass Hunde am Straßenrand lang liefen. So saß auch ein kleiner schwarzer Hundewelpe an der Seite. Aufgrund der hohen Zahl an Hunden denkt man sich erst einmal nichts dabei, zumal er auch nicht auf der Straße war, sondern nur daneben. Dies änderte sich leider genau in dem Moment als unser Bus an ihm vorbei fahren sollte. Mit einem Mal sprang der Hundewelpe auf die Straße direkt vor unseren Bus. Der Busfahrer hatte absolut keine Chance zu bremsen und so wurde der Welpe vom Bus überrollt. Ein paar Meter weiter stand eine der vielen Polizeistreifen. Die Polizisten haben den Vorfall gesehen und machten dem Busfahrer deutlich weiter zu fahren. Vermutlich haben sie den Welpen im Anschluss weg geräumt. Vor allem für mich als Hundefan war das natürlich ein riesiger Schock. Als ich später meiner Mutter am Telefon davon berichtete, tröstete sie mich jedoch mit den Worten, dass das natürlich grausam war, aber der Hundewelpe höchstwahrscheinlich auf den Straßen Perus kein gutes Leben gehabt hätte und er so wenigstens vor diesem Schicksal bewahrt wurde, wenn auch auf eine sehr brutale Weise. Das macht es natürlich auch nicht besser, aber wenn ich an die peruanischen Straßenhunde zurück denke, muss ich ihr dennoch gewissermaßen Recht geben.

Den Tag nach der Ankunft verbrachten wir damit, die Stadt zu erkunden. Unser erstes Ziel war ein kleines Museum bestehend auf zwei Etagen. Auf der ersten Etage hat man alles über Cocablätter erfahren. Es gab auch echt coole Produkte zu kaufen, nur leider durfte man davon nichts nach Deutschland mitbringen. Auf der zweiten Etage wurde über traditionellen Kostüme, die in Puno zur Calendaria, einer großen Festlichkeit, getragen wurden informiert und wir konnten sogar einige Kostüme anprobieren. Da wir eh die einzigen Leute auf der Etage waren, war es auch nicht peinlich und die Mitarbeiterin freute sich von uns Fotos machen zu können. Auf der Plaza de Armas von Puno gab es traditionelle Tänze aufgrund der Festlichkeiten zum Karneval. Wir beschlossen auf einen der mehreren Aussichtspunkte Punos zu klettern um uns einen Überblick über die Stadt zu verschaffen bevor wir runter liefen zum Ufer vom weltberühmten Titicacasee. Hier erstreckte sich eine längere schön ausgebaute Promenade mit einer gewissen touristischen Infrastruktur mit Restaurants, Souvenirläden und einer Dame mit einem Falken auf der Arm, die sich ihr Geld durch Fotos mit Touristen verdiente. Unser Highlight war jedoch etwas anderes. Es gab eine lange Reihe an Tretbooten. All diese Boote hatten gemein, dass sie am Bug entweder ganz klassisch einen Schwanenkopf hatten oder aber Pikachu, Son Goku und andere bekannten Charaktere. Ich beschloss Tretbootfahren auf dem Titicacasee in meine Bucketlist aufzunehmen und sofort in die Tat umzusetzen. Leider bekamen wir “nur” ein klassisches Tretboot mit einem Schwanenkopf, es war aber trotzdem ein sehr lustiges und irgendwie leicht surreales Erlebnis.

Für den nächsten Tag buchten wir in unserem Hotel eine Tour nach Uros, den schwimmenden Inseln auf dem Titicacasee. Im Anschluss sollte es noch nach Taquile, einer richtigen Insel mitten auf dem See, gehen. Leider war die Tour eher ein Reinfall. Auf dem Boot wurden wir bereits von einem Panflötenspieler begrüßt, der nach seinem ungefragten Konzert direkt die Hand ausgestreckt hat für Trinkgeld. Uros war an sich noch recht interessant, da wir hier erklärt bekommen haben, wie die künstlichen Strohinseln entstanden sind und auch selber mit einem der Strohboote fahren durften. Leider spielte das Wetter nicht wirklich mit und es hat die ganze Zeit geregnet. Hinzu kam, dass man beim Betreten der Inseln relativ schnell ungefragt irgendwelche Handarbeiten in die Hand gedrückt gekriegt hat, die die Einheimischen versuchten zu Geld zu machen. Auf Tequile sollte es dann ein Essen bei einer einheimischen Familie geben und dort natürlich war neben dem Esstisch erneut ein Stand mit Souvenirs aufgebaut. Das Essen an sich schmeckte sehr gut, das Problem war nur, dass der Fisch den ich bestellt hatte sehr viele Gräten hatte, wir aber nur wenig Zeit zum Essen hatten. Leider habe ich es in der kurzen Zeit nicht geschafft aufzuessen, während Kevin ein Omlett bekam und schon fertig war. Wir hatten nur recht wenig Zeit den Rest der Insel uns anzuschauen, die aber noch aus einen schönen Dorfplatz und weiteren Aussichtsplattformen bestand. Letztendlich vereinte diese Tour aber all das, was ich an derartig organisierten Touren nicht mag: Zeitdruck gepaart mit ständigen unerwünschten Verkaufsgesprächen. Im Endeffekt bin ich mir nicht sicher, ob ich einen Besuch in Puno empfehlen würde. Höchstens zum Tretbootfahren auf dem Titicacasee.

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