Reisen

Japan (2019)

Die Frage warum wir nach Japan wollten braucht man hier wohl nicht zu stellen. Als Anime-Fans ist eine Reise hierher quasi Pflicht. Obwohl wir dachten, dass wir Japan dank der Medien bereits gut kannten, hatte dieses Land doch auch einige Überraschungen für uns bereit. Was unseren Trip nach Japan zusätzlich noch besonders machte, war der Anlass. So handelte es sich um unsere Hochzeitsreise. Wo könnten ausgerechnet wir unsere Flitterwochen besser verbringen als in Japan? Komplett übermüdet nach einer langen Hochzeitsfeier, brachten meine Eltern uns am 31.08.2020, dem Tag nach unserer Hochzeit, noch zum Weimarer Bahnhof von wo aus es zum Frankfurter Flughafen ging. Zahlreiche Stunden später, endlich im Flieger (einer Boeing 747 der Lufthansa) sitzend, fielen uns automatisch die Augen zu und wir wachten kurz vor der Landung im Land der aufgehenden Sonne wieder auf.

Tokio – Willkommen in Japan

Es ist erstaunlich wie sehr man Tokio aus den Medien bereits kennt und wie man dann doch überrascht wird, wie unglaublich diese Stadt so wie auch das ganze Land ist. Nach den Formalitäten der Einreise und der Abholung unseres JR Rail Passes, der übrigens ein absolutes Muss ist für alle Japan-Reisende, verbrachten wir unsere erste Bahnfahrt vom Flughafen Haneda in Richtung Tokioter Stadtzentrum in einem Zug, dessen Wagen mit zahlreichen Pokemon verziert waren. Direkt wurde uns klar: Wir sind in Japan! Je näher wir dem Stadtkern kamen, desto mehr wurde uns klar was es bedeutet in der größten Stadt der Welt zu sein. Tokio ist riesig und obwohl wir im Zuge unserer Reise zwei Mal dort waren, haben wir gerade einmal einen Bruchteil davon gesehen. Im Stadtzentrum angekommen stiegen wir in die berühmte Yamanote-Line um. Dabei handelt es sich um die wohl am meisten frequentierte Bahnlinie Tokios, denn auf ihrer Strecke umrundet sie einmal die komplette Innenstadt mit Orten wie Shinjuku, Akihabara, Shibuya, oder aber auch Ikebukuro, wo sich unsere Unterkunft befand. Ikebukuro ist ein junger, belebter und vor allem bunter Stadtteil voller bunter Leuchtreklamen an jeder Ecke. Zudem gilt Ikebukuro auch als das Cosplay-Viertel von Tokio. Den Titel trägt es zurecht, so kamen uns auf dem Weg zum Hotel zahlreiche Cosplayer entgegen und später, als wir an einem kleinen Park vorbei kamen, sahen wir, dass dort wohl gerade eine größere Cosplay-Veranstaltung statt fand. Immer noch komplett in Staunen versetzt, kamen wir an der Rezeption unseres Hotels an. Als wir zum Check-in unsere Dokumente übergaben, reichten die Mitarbeiterinnen die Dokumente untereinander weiter, als wären sie eine heilige Schrift. Sie fasten sie vorsichtig, aber mit zwei Händen an und verneigten sich gegenseitig bei der Übergabe. Als sie uns unsere Dokumente wieder zurück gaben, versuchten wir unbeholfen in ihre Zeremonie mit einzusteigen. So viele neue Eindrücke und das obwohl wir erst wenige Stunden im Land waren. Unser Hotelzimmer befand sich in einem der oberen Stockwerke eines Hochhauses. Wie es für japanische, und wahrscheinlich generell für asiatische, Großstädte üblich ist, war es sehr klein aber dennoch sehr funktional eingerichtet. Es reichte gerade einmal für ein Bett, ein Sideboard mit einem Stuhl der so dicht am Bett stand, dass ihn wohl keiner benutzen konnte, einem kleinen Wasserkocher mit ein paar Tütchen grünem Tee und zwei Tassen, einer Mikrowelle und einem Fernseher. Irgendwie haben die Architekten es geschafft an der Seite noch ein Bad rein zu bauen und am Eingangsbereich war ein kleiner Bereich zum Schuhe ausziehen, was in Japan natürlich immer ganz besonders wichtig ist. Der Bereich war jedoch so klein, dass wir uns die Schuhe meistens schon vor dem Zimmer ausziehen mussten. Das atemberaubende an dem Zimmer war jedoch die Aussicht. Man konnte über die Dächer der Stadt blicken und unweit ragte der Tokyo Skytree empor, der in der Nacht spektakulär leuchtete und blinkte. Kaum hatten wir unser Gepäck im Zimmer verstaut und uns kurz frisch gemacht, zog es uns jedoch auch schon wieder nach draußen. In einem der zahlreichen kleinen Restaurants gönnten wir uns unsere erste Mahlzeit in Japan. Kevin bestellte sich Katsudon, Reis mit Fleisch und Ei, und ich entschied mich für Kakiage Udon. Das waren dicke Nudeln in Brühe mit einer Scheibe Fischkuchen, etwas Frühlingszwiebeln und einem Topping aus frittierten Schrimps. Das Restaurant war eines von denen, an denen man sein Essen an einem Automaten am Eingang heraussuchte und bezahlte. Dann erst ging man an die Theke, gab den Bon ab und setzte sich. Am Platz gab es nach kurzer Zeit das gewählte Essen und dazu noch kostenlos eiskalten grünen Tee. Ich war sehr schnell begeistert von dieser Art von Restaurants. Die Automaten waren leicht zu bedienen, auch wenn sie nicht immer eine englische Bedienungsoberfläche hatten, da sämtliche Gerichte mit einem Foto daneben abgebildet waren, sodass man immer wusste was man bekommt. Außerdem gab es beim Preis keine bösen Überraschungen und um Trinkgeld braucht man sich auch nicht zu kümmern, denn das gibt es in Japan schlichtweg nicht. Im Anschluss ging es nach Sunshine City. Sunshine City ist ein riesengroßer Komplex mit einem Einkaufszentrum, einem Aquarium und noch zahlreichen weiteren Sachen. Wir spazierten durch das Einkaufszentrum. Überall waren bunte oder niedliche Sachen und natürlich Klamotten und Make-Up, denn die Japanerinnen waren vor allem in Tokio normalerweise immer top durchgestyled. Neben einem wirklich schönen Ghibli-Laden, gab es auch ein Pokemon Center, was im Prinzip ein riesengroßer Pokemon Fanshop war, wo wir noch in den kommenden Tagen einiges an Geld da gelassen haben. Das skurrilste Ereignis erwartete uns jedoch noch. Während wir durch weiter durch das Einkaufszentrum liegen hörten wir auf einmal eine Horde Männer im Chor brüllen. Etwas irritiert fragte ich mich ob das wohl irgendwelche Sportfans waren mit ihren Gesängen. Je näher wir der Quelle jedoch kamen, desto mehr mischte sich fröhliche Musik mit Mädchenstimmen unter das Gebrüll. Ehe wir uns versahen, standen wir plötzlich mitten in einem Idol-Konzert. Idols sind Gruppen junger Mädchen, die in bunten Kostümen singen und tanzen. Während die Mädchen also auf der Bühne ihre einstudierten Choreographien zu besten gaben und immer freudig lächelten, stand vor der Bühne eine Horde japanischer Männer. Manche ungefähr in unserem Alter, aber einige würde ich auch auf um die 40 schätzen. Viele hielten Leuchtstäbe in der Hand und sprangen, sangen und tanzten mit. Leider durften wir keine Fotos von diesem Event machen, weil überall Verbotsschilder standen vom Fotografieren.
Ich erlaubte mir den Spaß mich einzureihen und mit zu tanzen, bis Kevin mich beschämt weg zog. Der ganze Idol-Hype ist in Japan ein zweischneidiges Schwert. Im ersten Moment macht es Spaß. Alles ist bunt und alle sind glücklich. Im nächsten Moment mischt sich jedoch der bittere Beigeschmack unter: Viele der Mädchen sind minderjährig und lassen sich von zum Teil älteren Männern feiern. Zudem hat Japan weltweit die niedrigste Reproduktionsrate. Während die berufliche Belastung für viele eine Beziehung unmöglich macht, werden junge Mädchen in Idol-Bands zu unfehlbaren Objekten der Begierde gemacht, was zu einem Teufelskreis führt, da keine reale Frau so “perfekt” sein kann wie ein Idol. Diese Schattenseite wurde besonders deutlich, als es nach dem Konzert noch ein Gewinnspiel kam. Die Gewinner durften zu einem der Idol-Mädchen um mit ihr kurz zu sprechen und ein Foto zu schießen. Es war ein absolutes Trauerspiel, denn die Gewinner erfüllten leider alle Aspekte von sozial unbeholfenen Nerds. Es waren schüchterne junge Männer, einige sogar leicht übergewichtig, was in Japan recht selten der Fall ist, die vor sich hin stotterten, während sie beschämt auf den Boden guckten. Schon am ersten Tag in Japan wurde uns also klar, dass wir in einem absolut unglaublichen Land waren, das jedoch auch seine Schattenseiten hat.

Zu Fuß von Shinjuku nach Shibuya

Am nächsten Tag ging es früh morgens zu einem der nahegelegenen Supermärkte. Diese heißen entweder 7Eleven oder Family Mart und sind so ziemlich an jeder Straßenecke zu finden. Wirklich große Supermärkte haben wir in Japan auch tatsächlich nie gesehen. Dafür waren die kleinen Märkte aber verhältnismäßig gut ausgestattet. Neben allem was man so zum Leben braucht, gab es auch eine große Anzahl an To-Go Essen, welches man sich vor Ort direkt warm machen lassen und im Laden selber verspeisen konnte. Meistens gab es kleine Sitzecken und sogar kostenloses WLan. Der einzige Nachteil war, dass die Preise stets ohne Mehrwertsteuer ausgeschrieben waren, sodass man den genauen Preis immer erst an der Kasse erfahren hat. Kevins Frühstück bestand also aus den Sachen aus der Backwarenabteilung, wo Melonpan, ein weiches Brötchen überbacken mit Keks-Teig und einer Schicht aus Zucker, wohl das größte Highlight war, und ich startete meinen Tag von da an immer mit Onigiris, gefüllten Reis-Dreiecken eingehüllt in Nori-Blätter. Dabei spielte ich jedes Mal ein Spiel, welches ich Onigiri-Bingo zu nennen pflegte. Ich suchte mir immer die Onigiris raus bei denen ich entweder die Zutaten nicht lesen konnte, oder nichts damit anfangen konnte. Und tatsächlich hatte ich während des gesamten Japan-Aufenthaltes keine einzige böse Überraschung diesbezüglich. Am leckersten waren übrigens die Onigiris mit Bonito-Flocken 😉

Gut gestärkt ging es mit der Yamanote-Linie nach Shinjuku. Am Bahnhof wollten wir noch schnell Geld wechseln. An der Information fanden wir, typisch Japan, einen Roboter mit einem Sprach-Interface vor, der einem Auskunft geben sollte. Leider verstand er meine Frage danach wo man denn Geld wechseln könne nicht. Süß war der Roboter aber trotzdem.

Unser erster Stop in Shinjuku war der Godzilla-Head. Auf einem der zahlreichen Gebäude, in dem sich passenderweise auch ein Kino befand, wurde ein riesengroßer Godzilla-Kopf mit einem seiner Arme platziert, der nun bedrohlich auf die Passanten hinab schaut. Es ist lustig anzusehen, wie dieser Godzilla das Tokioter Erscheinungsbild durchbricht und ist daher natürlich auch ein sehr beliebter Fotopunkt. Von dort aus ging es zum Samurai Museum, in welchem wir uns einer englischsprachigen Führung anschlossen. Eine lustige junge japanische Dame führte uns durch die Gänge voll mit Samurai Waffen und Rüstungen und wir haben viel neues gelernt. Zum Schluss gab es natürlich auch, ganz Touri-mäßig ein Foto in Samurai-Rüstung und Prinzessinen-Robe. Im Museum passierte Kevin aber auch etwas, was ihm von da an immer wieder begegnete. So trägt Kevin generell häufig T-Shirts mit japanischen Mustern und Aufschriften. So war die Fremdenführerin total begeistert von Kevins T-Shirt auf dem eine große Schale Ramen, japanische Nudelsuppe, zum Angriff bereit stand. Von da an wurde Kevin immer wieder auf seine coolen japanischen T-Shirts angesprochen.

Nach unserem Besuch im Samurai Museum wollten wir uns endlich einen Überblick über die Stadt verschaffen, auch wenn das in vollem Umfang wahrscheinlich gar nicht möglich ist. Es gibt mehrere Aussichtspunkte in Tokio von denen der Tokyo Skytree wahrscheinlich der spektakulärste, aber mit ca. 80€ Eintritt pro Person auch der teuerste ist. Im Vorfeld unserer Reise sind wir auf den Tipp gestoßen stattdessen zum Tokyo Metropolitan Governmental Building in Shinjuku zu gehen. Dabei handelt es sich um zwei Wolkenkratzer, die beide oben eine Aussichtsplattform haben. Jeden Tag kann man kostenlos zu einer dieser Aussichtsplattformen hinauf fahren. Wir blickten von da über diese riesengroße Stadt, die einfach kein Ende nehmen wollte. Manchmal kann man von da oben auch den Berg Fuji sehen, jedoch war es an dem Tag etwas zu bewölkt dafür. Ganz klassisch verfügte die Aussichtsplattform auch über einen Souvenirshop, wo wir direkt unsere ersten Andenken kauften. In einem der unteren Stockwerke gab es zu der Zeit eine Sonderausstellung zu den, mittlerweile wegen Corona verschobenen, 2020 stattfindenden olympischen Spielen in Tokio. So konnte man die Medaillen und die olympische Flagge begutachten und man konnte sich mit den olympischen Fackeln fotografieren lassen. Außerdem erfuhren wir, dass dieses Jahr auch die Rugby Weltmeisterschaft in Japan stattfinden sollte. Das Auftaktspiel war an unserem letzten Abend in Tokio. Zwar waren die Tickets für das Spiel leider schon ausverkauft, aber wir merkten uns direkt mal vor, dass es anscheinend mehrere Public Viewing Bereiche geben sollte. Da ich selber 3 Jahre Rugby gespielt habe und daher ein großer Fan dieses Sports bin, wollte ich mir das natürlich nicht entgehen lassen.
Von der Aussichtsplattform aus hatten wir bereits einen großen grünen Fleck in der Mitte der Stadt gesehen. Dies war der Yoyogi Park, der gleichzeitig unser nächstes Ziel war. Der Yoyogi Park ist das grüne Herz Tokios. Obwohl der Tokioter Stadtkern ein Meer an Wolkenkratzern ist, ist der Yoyogi Park so groß und so dicht bewaldet, dass man die hektische Großstadt, die einen umgibt weder sieht noch anderweitig wahrnimmt. Im Herzen des Parks befindet sich der Meiji Schrein, der wohl wichtigste und am meisten besuchte Shinto-Schrein Tokios. Natürlich ist der Schrein voll von Touristen, die Fotos vom Tori, dem für Shinto Schreine charakteristischen roten Torbogen, am Haupteingang machen wollten. Der Trick war, einen Nebeneingang zu benutzen, denn auch da gibt es prachtvolle Toris, aber dafür umso weniger Menschen.

Vom Yoyogi Park, der Ruheoase Tokios, gab es als nächstes das volle Kontrastprogramm. Es ging zur berühmten Shibuya-Kreuzung an der zu Stoßzeiten angeblich bis zu 15 000 Menschen gleichzeitig die Straßenseite wechseln. Neben den zahlreichen Geschäftsfrauen und -Männern so wie den Schulkindern in Uniformen, gab es hier natürlich auch unzählige Touristen mit zum Teil unglaublich aufwendigem Video-Equipment. Ich machte mir ein Spaß daraus mich darüber lustig zu machen, als wir die Kreuzung passierten, was Kevin eher peinlich fand 😉

Direkt neben der Kreuzung befand sich auch die Hachiko-Statue. Hachiko war ein Hund, der nach dem Tod seines Besitzers jeden Tag zur gleichen Uhrzeit an der gleichen Stelle auf ihn wartete, obwohl sein Besitzer niemals zurück kommen würde. Die Geschichte ist so rührend, dass unter anderem auch schon Hollywood einen Film dazu gedreht hat. Der echte Hachiko wartete in Shibuya auf seinen Besitzer und erhielt für seine Treue ein Denkmal, welches nun eines der Wahrzeichen des Stadtteils geworden ist. Vor der Statue spielte sich mal wieder eine typisch japanische Szene ab. Wo Leute in anderen Teilen der Welt sich mit Ellbogen und Stativ zu den Sehenswürdigkeiten durch kämpfen, reiht man sich in Japan brav ein und wartet bis man mit fotografieren dran ist. An sich ist das ein super System, denn dadurch hat man keine störenden Leute auf dem Bild und jeder kommt einmal dran. Die Leute, die als nächstes warten, sind normalerweise auch so nett ein Foto von einem zu machen. Und so haben wir tolle Fotos von uns bei der Statue, ohne darum Touri-mäßig gekämpft haben zu müssen.

Kaiserpalast und Akihabara

Am nächsten Tag ging es früh morgens zum Kaiserpalast. Dort sollte es am Vormittag eine kostenlose Führung geben, allerdings mussten wir rechtzeitig da sein, da die Plätze nur beschränkt waren. Im Nachhinein waren wir nicht ganz so überwältigt von der Führung, da man keines der Gebäude betreten durfte und die Führung generell eher trocken war. Was jedoch interessant anzusehen war und was anscheinend zu der Zeit ein Trend war, den wir auch noch häufiger in Japan zu sehen bekamen, war die Tatsache, dass einige Leute, meistens asiatische Touristen, Kuscheltiere dabei hatten. Wenn sie nun etwas fotografierten, so hielten sie die Kuscheltiere mit auf das Bild, als wären das die Urlaubsfotos der Kuscheltiere.
Im Anschluss ging es zum absoluten Nerd-Mekka: Akihabara.
Schon am Bahnhof wird man von Anime-Charakteren auf Aufstellern und Leuchtreklamen empfangen. Wir verbrachten viel zu lange an japanischen Kapselautomaten, den Gashapons. Das sind Automaten, die ähnlich funktionieren wie ein Kaugummi-Automat. Man wirft eine Münze rein, dreht und schließlich kommt ein Ball raus in dem kleine Schlüsselanhänger, Figürchen oder sonstiger Kleinkram drin ist. Es ist üblich von solchen Automaten direkt um die 20 oder sogar mehr an einem Fleck zu haben. Auf den Maschinen selber waren Bilder zu sehen von den Sachen, die man potenziell erhalten kann. Wenn immer wir Kleingeld hatten und Gashapons mit vielversprechenden Bildern drauf sahen, haben wir von nun an unser Glück hier versucht und tatsächlich haben wir vor allem eine große Menge an Schlüsselanhängern unserer Lieblings-Anime Charaktere erbeutet. Mit zumeist 300 Yen (etwas über 2€) pro Einsatz war der Spaß auch noch recht erschwinglich.
Wie alles in Tokio ist auch Akihabara groß. Und wenn ich schreibe groß, dann meine ich absolut riesengroß. Der gesamte Stadtteil besteht aus engen Hochhäusern mit häufig bis zu 10 Etagen und auf jeder Etage befindet sich ein anderer Laden. Wobei es auch immer weniger jugendfrei wird, je höher man kommt. Mit großen Augen erklommen wir ein Hochhaus nach dem nächsten. Besonders interessant waren die zahlreichen Anime-Figuren, die hinter Vitrinen ausgestellt haben und deren Preisspanne nach oben hin kein Ende hatte. Außerdem waren wir auch fasziniert von dem großen Angebot an Weiß Schwarz Karten und Zubehör. Weiß Schwarz ist ein japanisches Sammelkartenspiel, welches wir hier in Deutschland in einer kleinen Community sehr gerne spielen, was hier aber eher eine Niesche angeht. Meistens muss man Karten und Zubehör teuer aus dem Ausland importieren und vieles ist schwer zu bekommen. Hier gab es nun ganze Regale voll mit Weiß Schwarz, was für uns absolut unglaublich war. Neben den Hochhäusern mit den Sammelkarten und dem Anime-Zubehör, gab es auch noch eine Reihe von Hochhäusern, die im Erdgeschoss meistens mit Greifautomaten oder Gashapons harmlos anfingen. Stieg man die schmale Treppe auf, so folgten meistens Hallen mit Arcade-Spielen, wie zum Beispiel einem Spiel bei dem man in einem bestimmten Takt trommeln musste, oder Tanz-Spiele. Ursprünglich wollten wir uns auch mal an den Spielen probieren, trauten uns dann aber doch nicht, da zum einen alles wenig überraschend auf japanisch war und zum anderen sah man dort zahlreiche Profis, die wie wild auf die Trommeln schlugen oder über die Tanzfläche sprangen. Noch weiter oben kamen dann Spielautomaten, die mit bekannten Anime-Charakteren geschmückt waren und entsprechende Spiele aufwiesen. Das schien wohl so eine Art “Einstiegsdroge” zu sein, denn je höher man von da an kam, desto mehr mutierte alles um einen herum zu Spielhöllen, bis man auf einem in einem verrauchten Raum stand, in dem Geschäftsmänner Wetten auf Pferderennen abschlossen. Japan ist ein tolles Land und wir haben uns als Touristen so wohl gefühlt wie in bislang wohl keinem anderen Land. Und dennoch hat auch Japan Schattenseiten und die zahlreichen Spielhöllen, oder auch Pachinko-Hallen, wie die klassischen Spielhallen genannt werden gehören definitiv zu diesen Schattenseiten.

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