Reisen

Kuba (2022)

Havana – Vedado

Auf Grisels Empfehlung hin, hatten wir uns eine Unterkunft in Vedado, dem modernen Teil Havanas, organisiert. Und endlich: In der Unterkunft gab es sogar ein Frühstück! Wir kamen in einem Hotel unter, welches nur so halb legal zu sein schien. Von innen wirkte es sauber und gepflegt, doch von außen wies kein Schild und rein gar nichts auf die Existenz dieses Hotels, weswegen es ein bisschen dauerte, bis wir es gefunden hatten. Dank Matanzas hatten die Stromausfälle nun auch Havanna erreicht und so hatte unser Hotel gerade keinen Strom, als wir ankamen. Erschöpft ließen wir uns in unserem dunklen Zimmer nieder und waren einfach nur froh angekommen zu sein. Eigentlich wollte ich noch einmal raus gehen, aber mittlerweile war es etwas zu spät dazu und so gingen wir stattdessen in einem nahegelegenen Restaurant etwas Essen. Zuvor organisierten wir uns für den nächsten Tag einen Flughafentransfer, legten das dafür benötigte Bargeld beiseite und waren positiv überrascht wie viel Geld noch übrig geblieben ist. Wir hatten mehr als sparsam gelebt. Kevin bestellte sich Lasagne und ich Hänchencurry. Beides war nicht so wie wir es erwartet hätten. Kevins Lasagne war eher wie ein Burger und tatsächlich versteckte sich in der Lasagne ein Brötchen (aufgrund der Nudel-Knappheit waren die Lasagneplatten wohl ausgegangen) und mein Hähnchencurry bestand fast nur aus Huhn mit einem kleinen bisschen Currysoße. Zusätzlich gab es frischen Ananas- und Papayasaft und die Säfte waren wirklich köstlich. Gegen 20:00 Uhr kam dann auch in unserem Hotel der Strom wieder.

Das inkludierte Frühstück im Hotel am nächsten Tag fiel doch etwas magerer aus, als erwartet. Es gab eine Tasse Tee, ein kleines Glas Saft, eine Scheibe Toast mit Butter und Kevin bekam noch ein Omelette und ich einen Salat, da ich erklärte, dass ich allergisch auf Ei reagiere. Zusätzlicher Brotbelag, Früchte oder mehr Saft hätten extra gekostet. Da unser Flieger erst am Abend fliegen sollte, wollte ich den Tag noch etwas nutzen um Vedado zu erkunden. Kevin hatte keine Lust mitzukommen. Viel mehr fieberte er schon dem Ende unserer Reise entgegen. Also machte ich mich alleine auf über den John Lennon Park zur Plaza de la Revolución, die vor allem für ihr großes Che Guevara Bild an einer der Hausfassaden bekannt ist. Einige wenige Tourist*innen kamen in Oldtimern vorgefahren und machten Fotos. Ich fragte mich wie lange sie wohl in Kuba bleiben würden und ob sie ähnliche Probleme wie wir haben werden. Zu Beginn unserer Reise waren wir auch noch voller Vorfreude und Optimismus. Wir haben das bekommen was wir wollten: Wir haben das Land kennengelernt so wie es wirklich ist und nicht so wie es sich zeigen will. Was wir gesehen haben, hat uns nicht gefallen.

Ich ging zurück ins Hotel. Wir checkten aus und wurden von unserem organisierten Fahrer zum Flughafen gebracht. Bei den Sicherheitskontrollen bekam ich erneut Hass auf all die Pauschalreisenden. Die Meisten von ihnen hatten für die Reise Lunchboxen mit Wasserflaschen bekommen, die sie vor den Kontrollen nun achtlos wegschmissen. All das während Tony und Grisel gerade ohne Wasser in ihrem Haus sitzen! Am liebsten hätte ich den Leuten ins Gesicht geschrien, dass sie sich schämen sollten, doch das würde nichts ändern, denn ihre Ignoranz ergab sich aus einer Ahnungslosigkeit, die so vom kubanischen Regime gewollt war. Der Flieger hatte eine Zwischenlandung in Montego Bay. Auch wenn wir es nur durch die Flugzeugfenster aus sehen konnten, war dies obwohl es noch nicht einmal eine Flugstunde entfernt war, eine komplett andere Welt. Es gab Werbung, von weitem sah man schöne Häuser und mein Handy erkannte sogar das Flughafen W-LAN. Nach dem Start in Montego Bay bekamen wir schließlich auch unser Abendessen. Noch nie hatte Flugzeugessen so gut geschmeckt.

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