Kuba (2022)
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Was denkt man normalerweise wenn man Kuba hört? Traumhafte Karibikstrände, rhythmische Salsamusik, Zigarren, Oldtimer und Che Guevara. Wir alle kennen in unserem Umfeld sicherlich mindestens eine Person, die schon einmal auf Kuba war und davon schwärmt. Ich selbst war 2005 mit meinen Eltern auf Kuba. Das heißt, wir waren in einem All-Inclusive Hotel in Varadero, wie die meisten Leute, die hierhin reisen. Auch wenn ich als Kind sicherlich eine gute Zeit während dieser Reise hatte, so faszinierte mich das Land abseits der Hotelmauern und ich fragte mich schon damals warum wir über 10 Stunden fliegen mussten um einen Großteil des Urlaubs auf der Hotelanlage zu verbringen. Zum einen die Langeweile, zum anderen aber auch das Interesse an der Welt außerhalb trieben mich sogar dazu während unseres Aufenthalts einen Spanischkurs zu besuchen. Dabei ist die spanische Sprache etwas, was mich bis heute begleitet. Auf dem Jakobsweg dieses Jahr trafen Kevin und ich dann auf Marinus, einer der inspirierendsten Personen, die wir auf dem Weg getroffen hatten. Er schwärmte von der Schönheit Kubas und davon wie er vor längerem mit einem Rucksack das Land bereist hat. Auf einmal war ich wieder das kleine Mädchen, das sich fragte wie das Leben wohl außerhalb der sauberen Hotelmauern aussah. So dauerte es nicht lange bis Kevin und ich zu Hause auf unserer Couch saßen und uns um Visum und Flugtickets nach Kuba kümmerten. Schon hier deutete sich an, dass diese Reise anders werden sollte als die Reisen zuvor.
PayPal und Kuba
Ich tippte die Daten für unsere Flugtickets in meinen Laptop, während Kevin neben mir saß und unsere Touristenkarten, also unsere Visa, kaufte. “Moment, ich paypale Dir eben den Betrag für meinen Anteil”, sagte ich ihm und öffnete PayPal in einem neuen Tab. Als Betreff schrieb ich “Kuba ✈️”. Ich schickte das Geld ab, schloss den Tab und beendete unsere Flugbuchung. Einen Tag später hatte ich eine E-Mail von Olga aus der PayPal-Compliance-Abteilung in meinem Postfach:
Als Teil unserer Sicherheitsmaßnahmen werden Aktivitäten im PayPal-System regelmäßig überprüft. Bei einer dieser Überprüfung haben wir kürzlich ein Problem mit einer Ihrer Transaktionen festgestellt.
Die Compliance-Abteilung von PayPal hat hinsichtlich dieses Problems Ihr Konto untersucht und Aktivitäten festgestellt, zu denen wir von Ihnen weitere Informationen benötigen.
Am 13. Mai 2022 haben Sie eine Zahlung (3KY66168D8791993K) in Höhe von 27.00 EUR € für “Kuba” gesendet. Bitte machen Sie folgende Angaben:
– Eine Erläuterung der Bezugnahme auf “Kuba”.
– Der Zweck dieser Zahlung, einschließlich einer vollständigen und detaillierten Erläuterung, wofür die Zahlung verwendet wird.
Uff… An die US-Sanktionen gegen Kuba hatte ich in dem Zusammenhang gar nicht gedacht. Mein PayPal Konto war blockiert bis die Sache geklärt war. Ich verfasste also ein schriftliches Statement in dem ich auf die Fragen wahrheitsgemäß einging und kurze Zeit später bekam ich eine Antwort, diesmal leider ohne einen Namen, sondern nur adressiert von der Compliance-Abteilung von PayPal:
Aus Sicherheitsgründen werden die Kontoaktivitäten in unserem System regelmäßig überprüft. PayPal ist verpflichtet, alle weltweit geltenden rechtlichen Vorschriften einzuhalten. Unter anderem müssen wir gewährleisten, dass auch unsere Kunden, Händler und Partner bei der Nutzung von PayPal die in den USA geltenden Gesetze und Vorschriften beachten. Die Compliance-Abteilung von PayPal hat Ihr Konto überprüft und Aktivitäten festgestellt, die möglicherweise gegen in den USA geltende Vorschriften verstoßen. Rechtliche Vorschriften in den USA verbieten zurzeit den Kauf und Verkauf verschiedener Waren und Dienstleistungen, die aus Kuba stammen oder dorthin versendet werden. Wir sind darauf aufmerksam geworden, dass Sie eine Zahlung für den Kauf von Artikeln angestoßen haben, die aus Kuba stammen angefordert, das gemäß den US-Vorschriften derzeit untersagt ist. Wir bitten Sie, diese oder ähnliche Zahlungen nicht erneut über PayPal zu versenden. Bitte beachten Sie, dass wir uns das Recht vorbehalten, Ihr PayPal-Konto zu schließen, wenn wir weiterhin Aktivitäten feststellen, die einen offensichtlichen Verstoß gegen unsere gesetzlichen Verpflichtungen darstellen.
Das war eindeutig. Tu das nie wieder, oder wir schließen das PayPal Konto!
Unterkünfte buchen
Auch Airbnb als US-Amerikanische Plattform bereitete uns Probleme. So fand ich eine schöne Unterkunft für unsere ersten Tage in Havanna, als ich sie buchen wollte kam jedoch zunächst eine Abfrage nach dem Reisegrund. Aus einigen Foren wusste ich, dass die richtige Option “Unterstützung für das kubanische Volk” war, jedoch konnte ich die Buchung dennoch nicht abschließen, da jedes Mal eine nichtssagende Fehlermeldung auftauchte. Andere bekannte Buchungsseiten sagten mir zum Teil direkt, dass Buchungen in Kuba nicht möglich seien. Schließlich fand ich eine kubanische Plattform über die ich eine Unterkunft reservieren und einfach vor Ort in Bar bezahlen konnte. Bis auf die Unterkunft in Havanna beschlossen wir alle weiteren Unterkünfte einfach vor Ort zu suchen. Das ist tatsächlich nicht weiter kompliziert. Es gibt neben Hotels sogenannte Casas Particulares. Das sind Zimmer in Privathäusern. Man erkennt sie über das Symbol eines umgekehrten blauen Ankers auf der Tür. Sieht man ein solches Symbol, so kann man einfach klopfen und nach einem Zimmer fragen. Es gibt die Anker-Symbole auch noch in rot, das bedeutet jedoch, dass hier nur Einheimische übernachten dürfen.
Das kubanische Währungssystem
Bis vor einigen Jahren verfügte Kuba noch über zwei Währungen. Der kubanische Peso (CUP) war die Währung der Einheimischen, womit man zum Beispiel Lebensmittel auf dem Markt kaufen konnte. Der Peso Convertible (CUC) hingegen war die touristische Währung, mit der man Unterkünfte oder Ausflüge bezahlte. Während der CUC 1:1 an den US-Dollar gekoppelt war, bekam man für einen Euro ca. 20-25 CUP. Selbstverständlich sind zwei Währungssysteme mit zwei verschiedenen Umrechnungskursen recht umständlich, weswegen wir froh waren zu lesen, dass 2021, also ein knappes Jahr vor unserer Reise, der CUC abgeschafft wurde und der CUP auf dem Papier die einzige Währung auf Kuba war. So einfach war das Ganze aber dann doch nicht. So gibt es eine Art inoffizielle Scheinwährung namens “Moneda Libremente Convertible” (MLC). Es existieren sogenannte MLC-Läden in denen man nur mit Karte zahlen konnte. Als Tourist*in konnte man dort einfach mit der Kreditkarte zahlen, sofern diese nicht zu einer US-Amerikanischen Bank gehörte. Für Kubaner*innen war das Ganze deutlich komplizierter. Sie brauchten bestimmte Devisenwährungen, wie z.B. Euro. Diese können sie dann auf einer staatlichen Bank gegen Guthaben auf einer MLC-Karte, einer Art Karte zum bargeldlosen Zahlen, eintauschen, mit der sie dann in den MLC-Läden zahlen konnten. Bekamen sie, z.B. von Angehörigen, US-Dollar, so mussten diese vorher in Euro gewechselt werden bevor man sie auf die Karte einzahlen konnte. Dass dieses System leider überhaupt nicht funktioniert, sollten wir auf unserer Reise noch bitter zu spüren bekommen…