Reisen

Kuba (2022)

Quer durch Kuba mit dem Bus

Einerseits sentimental vom Abschied, andererseits voller Vorfreude auf die baldige Rückkehr nach Deutschland, gingen wir zum Busbahnhof. Wie immer mussten wir rechtzeitig da sein, um uns im Viazul Büro zu melden. Dort angekommen traute ich meinen Augen nicht: Hinter dem Schalter saß der Mitarbeiter zusammen mit Colectivo-Carlos und die Beiden steckten sich gerade Geldscheine zu. Als sie meine Anwesenheit bemerkten, steckten sie schnell das Geld weg und Carlos verließ den Raum. Der Viazul-Angestellte stempelte meine Tickets ab und machte uns zu verstehen, dass wir im Wartesaal platz nehmen sollten. Es herrschte mal wieder Stromausfall und so saßen wir da eine ganze Weile im Dunkeln. Zwischenzeitlich zog mal wieder ein Gewitter auf. Zwei Griechinnen kamen in den Wartesaal, sie schienen den gleichen Bus nehmen zu wollen, immerhin waren wir also nicht mehr alleine. Nach und nach kamen auch Kubaner*innen. Einige stiegen in andere Busse, andere schienen ebenfalls auf unseren Bus zu warten, nur dass von unserem Bus jede Spur fehlte. Mit einer Stunde Verspätung traf er dann schließlich am Bahnhof von Santiago ein. Das Beladen des Busses ging dann zum Glück recht zügig und schon saßen wir im Bus und ließen Santiago de Cuba hinter uns. Auch wenn es nun schon recht spät war, war es trotzdem nicht ganz leicht zu schlafen, weil sich die Griechinnen hinter uns mit voller Lautstärke unterhielten. Als es dann doch endlich ruhig wurde, hielt der Schlaf nicht lange, da wir alle 1-2 Stunden einen Stopp machten. Von allen Busrouten zwischen Santiago und Havanna fuhr unser mit über 20 Stunden die längste.

Wir hatten das Gefühl unsere Reise rückwärts zu erleben. So erreichten wir irgendwann mitten in der Nacht Camagüey. Kevin stieg schnell aus, um sich was zu trinken zu kaufen, aber leider hatte er seine Brille im Bus vergessen und so richtig schien es dort nichts mehr zu trinken zu geben, abgesehen von ein paar überteuerten Saftpäckchen. In Santa Clara gab es dann eine längere Frühstückspause. Leider war hier gerade der Strom ausgefallen und das Restaurant in dem wir den leckeren Saft getrunken und die günstigen Burger gegessen hatten, war geschlossen. Daneben war noch eine kleine Cafeteria, die belegte Brötchen verkaufte und so holten wir uns dort etwas. Wir dachten, dass unser Bus von dort aus direkt nach Havanna fahren würde, aber weit gefehlt. Stattdessen fuhr unser Bus einen Umweg nach Varadero, wo wir gegen Mittag ankamen. Ich war mit meinen Eltern 2005 in einem fürchterlichen All Inclusive Bunker in Varadero. Diese Stadt ist ein absolut fürchterlicher Ort, denn sie ist komplett abgeschirmt vom echten Leben und ein Strandhotel reiht sich an das Nächste. Nun, 17 Jahre später, viel mir auf, dass einige der Hotels leer standen. Corona und die allgemeine Kriese haben hier wohl voll zugeschlagen. Eigentlich war die Pause so angesetzt, dass man hier was hätte essen können, aber da es sich hierbei um ein Touristenort handelte, waren die Preise auch entsprechend hoch und so kauften wir uns nur eine Kleinigkeit zu trinken. Nach der Pause stiegen jede Menge Pauschaltourist*innen in den Bus, da er sowohl am Flughafen von Varadero als auch am Flughafen von Havanna hielt. Braungebrannt, zum Teil in Strandkleidern und mit vollen Wasserflaschen in den Händen stiegen sie ein und ich entwickelte beim bloßen Anblick einen Hass auf diese Menschen. Eine Frau von Viazul stieg ein und sammelte alle Tickets ein, darunter auch unsere. Vermutlich dachte sie, dass wir zu den Pauschaltourist*innen gehörten und nicht, dass wir bereits quer durchs Land von Santiago aus kamen.

Die Türen schließten sich und die Fahrt ging weiter. Zu meiner Verwunderung sah ich auf der Karte auf meinem Handy, dass wir uns auf Matanzas zubewegten. Dort brennte doch der Öltank! War das überhaupt sicher? Und tatsächlich passierten wir bald den Ortseingang von Matanzas. Eine dunkle Wolke breitete sich am Himmel aus. Die Pauschaltourist*innen schauten sich verwirrt an. Ich hörte einige Deutsche fragen was hier los sei. Das war doch das Top-Thema in Kuba! Wie kann man so abgeschottet sein, dass man nicht merkt, dass einige Kilometer weiter Öltanks brennen und sich eine Katastrophe ereignet hat?! Der Bus fuhr weiter auf die schwarze Wolke zu und tatsächlich passierten wir die Straße direkt neben den brennenden Öltanks. In Deutschland wäre diese Straße längst gesperrt gewesen. Ich war froh, als wir endlich daran vorbei gefahren waren. Von nun an verfolgte uns die schwarze Wolke. Der Wind stand so, dass der Rauch in Richtung Havanna zog, wo der Himmel schwarz war als wir ankamen.

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