Reisen

Südafrika (2020)

Warum Südafrika? So ganz genau lässt sich die Frage nicht beantworten. So übt das Land seine ganz eigene Faszination aus. Zum einen wollten wir wilde Tiere auf einer Safari bewundern, zum anderen hat Südafrika eine faszinierende Geschichte mit der Apartheid und dem daraus resultierenden Freiheitskampf mit Nelson Mandela. Zudem ist Afrika als Kontinent eine ganz andere Welt, die wir entdecken wollten. Am 09. Februar 2020 war es also soweit. Leider traf an diesem Tag auch der Orkan Sabine auf Deutschland. Mit einem der letzten Züge, die an dem Tag noch fuhren, sind wir am Frankfurter Flughafen angekommen, wo bereits viele Flüge gestrichen waren. Zum Glück war unser Flug noch einer derer, die an dem Tag starten konnten. So startete unser Flugzeug unglaublich pünktlich um dem Orkan zu entkommen und für uns ging es planmäßig nach Johannesburg. Zugegeben wurde unsere Vorfreude kurz vor dem Abflug etwas gedämmt, denn jedes Mal wenn man erzählt dass man nach Südafrika reist, gibt es jemanden, der ebenfalls schon Mal dort war oder der jemanden kennt der schon Mal dort war, und im nächsten Atemzug fangen die Horrorgeschichten an von Raub, Körperverletzung und schlimmerem. Mir ist zu Ohren gekommen, dass gewisse Leute sogar Wetten abgeschlossen haben, ob wir es ohne ausgeraubt zu werden wieder nach Deutschland zurück schaffen. Andererseits hört man aber auch viel über die Schönheit des Landes. So oder so, jetzt war es zu spät, denn nun saßen wir bereits im Flugzeug.

Pretoria – Willkommen in Afrika

Angekommen in Johannesburg organisierten wir uns, auf anraten eines südafrikanischen Kollegen, ein Uber-Taxi direkt nach Pretoria, wo sich unsere erste Unterkunft befand. Im Vorfeld hatten wir die Lage sämtlicher Unterkünfte penibel überprüft, sodass wir in einer der besseren Gegenden Pretorias waren, nämlich in Gezina. Auf Empfehlung des Besitzers unseres Gasthauses suchten wir einen kleinen Einkaufskomplex auf wo wir auch in einem der Restaurants aßen und die erste Erkenntnis über Südafrika erlangt haben: Das Essen ist klasse! Während Kevin einen Burger bestellte, probierte ich direkt mal das lokale Essen aus und bestellte Hähnchenleber mit Pap, einer Kartoffelbrei-ähnlichen Beilage und es war wirklich unglaublich lecker. Gestärkt von der Mahlzeit sollten wir in kürze unsere nächste Erkenntnis über Südafrika erlangen. Mit Blick auf die Karte sahen wir, dass das Union Building mit der berühmten Nelson Mandela Statue in etwas mehr als 30min fußläufig erreichbar war. Auch wenn Gezina eine sichere Gegend war und auch das Union Building selber mit seinen Gärten verhältnismäßig ungefährlich wirkte, so führte uns der Weg dahin vorbei an Straßenecken mit Wellblechhäusern, Müllbergen und einem starken Uringeruch. Auch das ist Afrika. Vor so etwas sollte man seine Augen nicht verschließen, aber dort als weiße Touristen durch zu laufen war alles andere als behaglich, vor allem vor dem Hintergrund der vielen Horrorgeschichten, die man uns über die Kriminalität vor Ort erzählt hat. Vielleicht urteilen wir hier aber auch schlichtweg zu schnell, denn wirklich passiert ist uns zum Glück nichts. Am Union Building angekommen machten wir unsere ersten obligatorischen Urlaubsfotos bevor wir uns für den Rückweg doch lieber einen Uber organisierten.

Als nächstes ging es zum botanischen Garten von Pretoria. Mitten in der Großstadt, war dies unser erster Berührungspunkt mit der Natur Südafrikas in positiver wie auch in negativer Weise. Positiv, weil wir doch tatsächlich eine frei lebende afrikanische Schnabelbrustschildkröte gesehen haben. Wer mich kennt weiß, dass ich absolut verrückt nach Schildkröten bin. Negativ, weil ich leider bei der Wahl meiner Schuhe nicht bedacht habe, dass wir in Südafrika waren. Und so trug ich einfache Flip Flops während wir durch den botanischen Garten liefen. Die hiesigen ausgesprochen großen und aggressiven Ameisen fühlten sich durch unsere Anwesenheit bedroht und fingen an in Scharen auf uns zu zu laufen und unsere Beine hoch zu klettern wobei sie auch gerne mal zubissen. Mit Flip Flops war ich da natürlich leichte Beute und so kam es, dass unsere Reise damit anfing, dass ich schreiend und hüpfend durch den botanischen Garten Pretorias stürmte.

Eigentlich wollten wir im Anschluss noch zum Freedom Park, jedoch war mittlerweile zu viel Zeit vergangen und aus irgendeinem Grund schloss das Museum bereits um 16:30 wobei man spätestens 2 Stunden vorher hätte da sein müssen, um die ganze Ausstellung zu sehen. Also machten wir uns stattdessen auf den Rückweg in unser Gasthaus, wobei wir beim Einkaufskomplex ausstiegen. Ich hatte oben bereits erwähnt, dass Südafrika kulinarisch wirklich viel zu bieten hat, auch wenn dies durch die großen Mengen Fleisch wahrscheinlich nicht für Vegetarier gilt. In einem speziellen kleinen Laden probierten wir also die nächste kulinarische Spezialität aus, nämlich Biltong. Biltong ist eine Art getrocknetes und gewürztes Fleisch. Es ist sehr proteinreich und ein perfekter Snack. Von da an deckten wir uns für den Rest unseres Urlaubs immer wieder mit Biltong ein. Zu trinken probierten wir wiederum Ginger Beer, das es auch in einer light-Variante gab und das mit richtigem Bier nichts zu tun hatte, sondern eher ein saures Erfrischungsgetränk war. Auch das wurde ein stetiger Begleiter während unserer Reise.

Der nächste Tag begann mit einem kleinen Spießroutenlauf. Wir wollten uns einen Allradwagen für unseren Trip zum Kruger Park organisieren, nur hatten die gängigen Autoverleiher gar keine großen Allradautos oder aber sie waren schon vergeben. So klapperten wir etliche Läden ab, bis wir endlich einen Landrover für viel zu viel Geld zugesagt bekommen haben. Mit diesen harten Schlag in unsere Urlaubskasse ging es weiter zum Bus Terminal von Pretoria, wo wir Tickets für unsere künftigen Überlandfahrten kaufen wollten. Man hatte uns bereits über die Fernbahnhöfe gewarnt und vor Ort angekommen merkten wir, dass diese Warnungen nicht übertrieben waren. Wie so häufig, waren wir mit einem Uber unterwegs. Was wir zu den Zeitpunkt noch nicht wussten war, dass die südafrikanischen Taxifahrer sich in einem Streit mit den Uber-Fahrer befinden. Unser Fahrer ließ und etwas vor unserem Ziel raus mit den Worten “Sie werden mich sonst angreifen”. Dennoch stellte sich bereits ein Mann demonstrativ vor meine Tür, als ich aussteigen wollte. Schnell stieg ich auf der anderen Seite aus, umklammerte meine Tasche mit beiden Händen und wir gingen schnellen Schrittes zum Ticketschalter. Als wir nach getaner Erledigung wieder einen Uber rufen wollten, erschien auf meinem Display jedoch nur die Warnung, dass wir in einer gefährlichen Gegend sind und Uber uns dort nicht abholen kann. Leicht panisch umklammerten wir erneut unsere Taschen und entfernten uns so lange zu Fuß vom Terminal bis die Warnung erlosch.

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