Reisen

Jakobsweg (2022)

Etappe 6: Rubiães – Tui

Die heutige Etappe stand ganz im Zeichen des Grenzübergangs von Portugal nach Spanien. So ging es zunächst nach Valença, der letzten Stadt auf portugiesischer Seite. Die Stadt war wie eine Festung aufgebaut. Mittelalterliche Gassen schlängelten sich an großen Steinmauern entlang. Dieses mittelalterliche Flair zog auch reichlich Touristen an. So gab es neben den vielen Bars und Cafés auch zahlreiche Fotospots an markanten Stellen der Festungsanlage. Etwas merkwürdig war, dass es in der Stadt, wie man es vom Grenzgebiet zwischen Polen oder Tschechien und Deutschland kennt, sehr viele Ramschläden gab.

Wir spazierten etwas durch die Stadt, machten natürlich ebenfalls das eine oder andere Foto, und aßen schließlich etwas in einer Bäckerei etwas abseits vom Trubel. Dann ließen wir die Festung durch ein großes Tor hinter uns und steuerten auf die lange Grenzbrücke zwischen Portugal und Spanien zu. Da begrüßte uns auch schon das blaue EU-Schild mit der Aufschrift “España”. Ich freute mich, da wir nun endlich wieder in einem Land waren in dem ich mich wieder in der Landessprache verständigen konnte. In Portugal waren die Englischkenntnisse vieler Einwohner*innen leider doch recht spärlich und auch wenn Portugiesisch und Spanisch auf dem Papier ähnlich wirken, so bin ich bis zum Schluss nicht mit der merkwürdigen Aussprache warm geworden. Von weitem konnten wir bereits Tui, unser heutiges Etappenziel, sehen. Eventuell basiert es auf einem kleinen Wettstreit zwischen Portugal und Spanien, aber auch Tui bestand aus einer imposanten Festung, welche man schon aus der Ferne erkennen konnte.

Kaum hatten wir Tui erreicht, machten sich auch schon einige Unterschiede zwischen Portugal und Spanien bemerkbar. Ich hatte online eine private Herberge rausgesucht, die einen großen Wert auf Nachhaltigkeit legte. Wir kamen jedoch pünktlich zur Siesta an und somit war die Stadt wie ausgestorben und auch die Herberge hatte zu. Zu der Herberge gehörte auch ein gemütliches kleines Café auf dessen Eingangstür stand, dass man um 16:00 Uhr zurück sei. Wir blickten auf unsere Uhren, die uns anzeigten, dass es so ungefähr halb 3 sei. Zum Glück gab es auch eine Telefonnummer für die Herberge, die an die Tür geklebt war und so rief ich an und die Frau am anderen Ende diktierte mir den Code für die Eingangstür und die Schlüsselbox und sagte, dass sie für alles weitere ja ohnehin gleich wieder zurück sei. Etwas verwundert guckte ich noch einmal auf die Uhr und fragte mich was die Dame und “gleich” verstand, da es ja noch fast 1 1/2 Stunden bis zur Öffnung des Cafés waren. Dann fiel es uns wie Schuppen von den Augen: Spanien befindet sich in einer anderen Zeitzone als Portugal! Es war also schon kurz nach halb 4! Technisch gesehen sind wir also eine Stunde über die Grenzbrücke gegangen. Wir richteten uns ein und kurz darauf öffnete das Café tatsächlich wieder und wir konnten unser Zimmer bezahlen.

Wir nutzten die Gelegenheit um ein paar Souvenirs zu kaufen und etwas im Café zu trinken. Dabei gab es noch einen weiteren kulturellen Unterschied zu Portugal: Tapas! Die kleinen spanischen Snacks gibt es zu so ziemlich allem was man in Cafés, Bars oder Bäckereien bestellt. Zu meinem Kaffee und Kevins Kombucha bekamen wir also noch kostenlos Oliven, Chips, ein Stück Plundergebäck und ein Stück Empanada. Verhungern muss man in Spanien wirklich nicht. Bis heute weiß ich nicht ob ich Tapas gut oder schlecht finden soll. Zum einen ist es natürlich super kostenlose Snacks zu erhalten, zumal Tapas in der Regel auch ganz lecker sind. Zum anderen lassen viele Leute die Tapas auch einfach liegen, was wahrscheinlich auch wieder zu Lebensmittelverschwendung führt. Egal wie satt wir waren, uns war es somit immer wichtig auch immer brav die Tapas mit zu essen.

In der Unterkunft trafen wir auch das Pärchen vom letzten Mal wieder. Li trafen wir im Nachhinein noch in der Innenstadt. Er war in der staatlichen Herberge untergekommen, schien damit aber ganz zufrieden zu sein, da er meinte er sei der einzige Gast dort. Am Abend gingen wir noch in eine Crêperie und aßen herzhafte Crêpes. Kevins Crêpe war mir Schinken und Käse gefüllt und meiner mit frischen Meeresfrüchten. Über das Essen in Spanien kann man sich wirklich nicht beschweren! Nach einem kleinen Einkauf im nahe gelegenen Supermarkt ging es zurück zur Unterkunft und ins Bett. Da machten wir Bekanntschaft mit einer weiteren kulturellen Eigenschaft: Dem spanischen Nachtleben. Da es Samstagnacht war, wurden wir mehrfach vom durch die Straßen ziehenden Partyvolk geweckt.

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